Estland – Grüße von Caroline

Sehr geehrte Rotarier, liebe Freunde, liebe Familie,

es sind nun schon wieder einige Wochen vergangen, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Hier nur ein kurzer Bericht über den Stand der Dinge.

Ende Februar war ich eine Woche allein zu Hause, da meine Gasteltern zum Ski fahren nach Spanien geflogen sind. Von meiner Gastmutter habe ich noch sehr viele Tipps bekommen, was ich alles machen muss und wo ich anrufen kann, wenn ich Probleme habe. Etwas beunruhigt ist sie dann mit ihrem Mann zum Flughafen gefahren.
In der Woche ist nichts Aufregendes passiert. Ich bin wie immer zur Schule gegangen, habe mich mit Freunden getroffen, war zum Geigen usw. Der einzigste Höhepunkt war das erste Mal allein Babysitten bei meiner Freundin aus dem Sprachkurs. Sie war das erste Mal seit der Geburt ihrer Tochter im September mit ihrem Mann im Theater. Ich hatte an dem Abend Langeweile. Ich hatte Annika gegen 18 Uhr ins Bett gebracht, weil sie sehr müde war und dann schlief sie auch die nächsten 4 1/2 Stunden. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt.

Dann hatte ich Anfang März ein paar Tage, wo es mir nicht so gut ging. Ich hatte einfach die Nase voll von dem ewigen Schnee und der Kälte. Es munterte mich auch nicht auf, dass mir die Esten sagten, dass es so einen schönen Winter nur einmal aller 10 Jahre gibt. Die Sehnsucht nach dem Frühling wächst mit jedem Tag.

In den letzten drei Tagen hatten wir auch richtiges Frühlingswetter. Wir hatten zur Abwechslung mal ca. +5 Grad und der Schnee taute. Meine Stimmung hob sich sehr schnell, obwohl ich mich schon wieder am Schnee erfreuen kann, wenn die Sonne scheint. Schliesslich kann ein Tief nicht ewig anhalten.
In der Stadt war es bei dem Wetter wunderschön. Man hat in der Fussgängerzone ganz viele Menschen getroffen, alle haben die Sonne genossen. Sie ist schon richtig wärmend. Am 17.3. habe ich nachmittags mein erstes Eis in diesem Jahr draussen gegessen. Das war ein doppelter Genuss. Heute ist das Wetter komisch, die Sonne scheint, es taut, dann scheint es wieder. Zur Zeit sieht man blauen Himmel und es taut hoffentlich weiter.

Ich muss mich jetzt daran gewöhnen, dass die Sonne wieder so zeitig aufgeht. Zur Zeit geht sie ungefähr 6.15 Uhr auf. Jeden Tag geht sie ungefähr zwei Minuten früher auf. An meinem Geburtstag habe ich um 5.45 Uhr schon einen orange-rosanen Streifen am Himmel gesehen. Die Sonnenaufgänge und -untergänge sind wunderschön. Am Wochenende denke ich immer, ich habe zu lange geschlafen, weil die Sonne schon so hoch steht, aber es ist dann meist erst 7.30 Uhr. So kann man den Tag aber nicht verschlafen. Ich habe in meinem Zimmer keine Gardinen oder Rollos und ich habe glücklicherweise meine Fenster nach Osten und Süden.

Am Sonntag, der Tag vor meinem Geburtstag, war ich bei Freunden eingeladen. Es waren noch ein paar Mitarbeiter einer Organisation da, die den Menschen wieder Normen und Werte vermittelt. Es geht dabei um das Miteinander leben von verschieden Kulturen (Toleranz, Nächstenliebe,…). Sie organisieren Seminare für verschiedene Gruppen.
Wir haben uns einen Fim über „Franz von Assisi“ angeschaut, ein wunderschöner Film. Danach musste ich dann aus dem Zimmer gehen, da sie noch einiges vorbereiten mussten. Von den Kinder, wo ich auch ab und zu babysitten bin, habe ich ein paar kleine Geschenke bekommen. Ausserdem gab es noch eine Torte. Wir waren dann eine sehr gemischte Gruppe. Aus den folgenden Nationen kamen die Leute: Moldawien, Russland, Estland, Schweiz, Deutschland. Diese kleine Feier war für mich von sehr grosser Bedeutung, da es für mich wie eine Familienfeier war.

Am Montag, meinem Geburtstag, habe ich früh mit meinen Gasteltern gefrühstückt. Das passiert sonst nur sonntags. Ich habe von ihnen eine Kette geschenkt bekommen.
In der Schule habe ich dann noch SMS von meinen ersten zwei Gastmüttern bekommen, auch da habe ich mich riesig gefreut. Das überraschenste Erlebnis hatte ich aber im Englischunterricht. Ich hatte die normalen Hausaufgaben für die Stunde gemacht, aber ich hatte keine Zeit mehr eine Bewerbung in Englisch zu schreiben. Ich wollte mich vor der Stunde dafür entschuldigen. Ich hatte gerade mit meiner Entschuldigung begonnen, als mich meine Lehrerin auf einmal umarmte und mir zum Geburtstag gratulierte. Meine Gastmutter hatte ihr erzählt, dass ich Geburtstag habe.
Das wäre in deutschland nie passiert. Vielleicht hätte ein Lehrer mir gratuliert, aber nie mit einer Umarmung. Ich war ziemlich verblüfft. Ich hatte ja die ganze Zeit die nicht gemachte Hausaufgabe im Kopf und ein schlechtes Gewissen deswegen und dann das.

Mit meinen Gasteltern habe ich abends gemeinsam gegessen. Meine Gastmutter hatte ein tolles Menü gezaubert. Danach gab es noch Torte. Die nächsten Stunden bin ich nur zwischen dem Telefon und meinem Zimmer hin und her gerannt. Und ich habe auch eine neue Erfahrung gemacht. Zum ersten Mal seit nun fast sieben Monaten habe ich meine Familie vermisst.

Ich habe nun wieder eine Woche Ferien, die letzten vor den Sommerferien. Zu Ostern gibt es keine. In der Schlue beginnt nun das letzte Trimester, es sind ja nur noch etwas mehr als zwei Monate Schule. am 3. Juni beginnen meine 12-wöchigen Sommerferien! Nächstes Wochenende sind wir Austauschschüler wieder in Finnland. Wir sind zu einem Camp eingeladen, dass von Rotarty organisiert wird. Es könnte sogar die Distriktversammlung sein, aber da wir nur die Daten bekommen haben, wann unsere Fähre nach Helsinki geht, weiss niemand genau, was wir da machen. Wir werden uns einfach mal wieder überraschen lassen.

Anfang April fahre ich wahrscheinlich mit dem Orchester der Musikschule nach Finnland zur Konzertreise für drei Tage. Darauf freue ich mich schon, allerdings muss ich noch das Ok von meinem Rotaryclub hier abwarten.

So, ich denke, das war es jetzt erst einmal im Überblick.

Viele Grüsse aus Estland sendet Ihnen/euch allen Caroline

by Anna Caroline Haubold

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