Estland – Weihnachten und Sylvester

Weihnachten war gut, aber anders. Ich dachte, es wird wie in Deutschland, weil hier ja so vieles so ähnlich wie in Deutschland ist. Aber ich wurde eines besseren belehrt.

Am 24.12. waren wir früh noch mit aufräumen und Essen machen beschäftigt. Und dann begann das Warten von neuem. Ich habe meine Geschenke alle noch eingepackt gelassen, obwohl ich sie alle schon seit Anfang Dezember hatte. Nachmittags haben wir dann glücklicherweise noch einen Spaziergang gemacht. So wurde die Wartezeit etwas verkürzt. Dann mussten wir aber auf unseren Besuch warten, die Kinder meines Gastvaters aus erster Ehe. Die Tochter kam mit ihrem Sohn um 18.30 Uhr. Wenig später kam auch mein Gastvater vom Landhaus wieder, wo er den ganzen Tag verbracht hat. Wir haben dann mit dem Essen begonnen. Das Essen war ein richtiges Festessen und dauerte ziemlich lange. Es gab Kartoffeln, Sauerkraut, Blutwurst, gemischten Salat und verschiedene Beilagen.

Nach dem Essen haben wir im Wohnzimmer zusammen gesessen und mehr oder weniger nichts gemachts. Der Sohn aus erster Ehe kam dann auch und mit ihm der Weihnachtsmann. Lustig war, dass der Weihnachtsmann in einem Kleintransporter angefahren kam. Um das Geschenk zu bekommen, musste jeder von uns (auch die Erwachsenen!) etwas tun. Ich habe einmal Geige gespielt und ein anderes Mal ein deutsches Weihnachtslied gesungen. Für jeden gab es zwei Geschenke, mehr nicht. Das war für mich auch neu. Aber ich hatte ja noch die Geschenke aus Deutschland, die ich dann endlich aufmahcne durfte. Viele Geschenke hattte ich ja vorher schon befühlt und geschüttelt, aber nur bei den wenigsten wusste ich, was drin ist.

Nach dem Auspacken ging es dann zum Nachtisch wieder in die Küche. Es gab eine sehr leckere Torte und auch Stollen und Mandarinen. Stollen kennen die Esten nicht. Ich habe ihn meiner Gastfamilie zu Weihnachten geschenkt. Ich bin ja sonst kein grosser Stollenesser, aber dieses jahr hat er ausgesprochen gut geschmackt. Wahrscheinlich, weil es in einem anderen Land und mit anderen Leuten war. Und zum ersten Mal in meinem Leben musste ich auf einen Weihnachtsgottesdienst verzichten. Die Feiertage waren auch sehr ruhig. Und es waren nicht wie in Deutschland Familientage, d.h. jeder hat sein Ding gemacht, gemeinsame Essen gab es auch nicht. Es war wie an jedem anderen Tag, wenn wir Schule haben oder Wochenende ist.

Ich habe die Zeit zum Tagebuch nachtragen genutzt und gelesen. Ausserdem haben wir das neue Gesellschaftsspiel ausprobiert, was meine Gastschwestern zu Weihnachten bekommen haben. Wir haben die Grosseltern mal kurz besucht und waren einmal Schlitten fahren. Wir hatten auch am 18.12. eine Rotary-Weihnachtsfeier in Tallinn. Einer der Inbounds konnte nicht kommen. Ich dachte, es wird eine grosse Feier, weil eigentlich aus allen Clubs Vertreter hätten kommen können/sollen. Aus meinem Club war niemand da und auch aus vielen anderen war niemand da. Wir waren dann ca. 10-15 Rotarier, 6 Inbounds und 6 andere Jugendliche, die ins Ausland gehen wollen oder das Sommercamp mitmachen wollen.

Es gab eine kurze Vorstellungsrunde, gemeinsames Essen (Kartoffeln, Sauerkaut und Blutwurst 🙁 ) Danach haben wir unser Weihnachtsgeschenk bekommen, ein Buch über Estland und eine Tafel Schokolade. Ich und Ibbo (auch aus Deutschland) haben das Buch in Deutsch bekommen und Miriam aus Mexiko in Spanisch. Nur für César aus Brasilien gab es das Buch nicht in Portugiesisch. Die anderen haben es in englisch bekommen, weil sie aus den USA und Australien kommen. Die Feier sollte von 16 Uhr bis 21 Uhr gehen. Spätestens 18 Uhr waren die Rotarier auf einmal verschwunden und auch die Jugendlichen. So wurde es unsere private Weihnachtsfeier. Mit uns waren nur noch drei Rotarier da. Aber wir haben die Zeit genossen, auch wenn wir eine böse Entdeckung hatten, aber dazu mehr im Lapplandbericht.

Silvester war auch anders. Bis zum Abend wussten wir nicht so richtig was wir machen werden. Erst als mein Gastvater vom seinem Lieblingsplatz dem Landhaus wiederkam, erfuhren wir mehr. BIs Mitternacht sollten wir in der Stadt sein und nach Mitternacht sollten wir zu Freunden fahren. Und wieder warten bis es 12 Uhr wird. Ich habe in der Zeit Zahlenrätsel gemacht, meine Gastmutter har zwischendurch geschlafen und der Rest der Familie hat Fernsehen geschaut. Um 22 Uhr ist mein Gastbruder (7) ins Bett gegangen. Und meine Gastschwester (15) war krank. Sie ist dann auch ins Bett gegangen und um Mitternacht wollte sie nicht aufstehen. So haben wir nur zu viert angestossen, meine Gastmutter, mein Gastvater, meine Gastschwester (14) und ich. Wir haben dann die anderen schlafen lassen und sind zu den Freunden gefahren. Dort haben wir Blei gegossen, aber bei mir sind zwei undefinierbare Sachen rausgekommen. Wir drei Kinder, meine erste Gastschwester und meine jetzige Gastschwester und ich, haben unser eigenes Ding gemacht, da die Erwachsenen sich unterhalten haben und Alkohol getrunken haben. Wir haben dann „Das Phantom der Oper“ im Fernsehen geschaut. Leider konnten wir es nicht zu Ende schauen, weil wir um 2.30 Uhr nach Hause gefahren sind.

Am 01.01.2006 bin ich um 10 Uhr aufgewacht, da die Sonne in mein Zimmer schien. Den Tag habe ich ganz gemütlich verbracht, ausser dass ich mir den Kopf zerbrochen habe, welche Haarfrisur ich tragen soll, wenn wir zum Neujahrsempfang des Rotaryclubes gehen. Wir kamen zum Glück zeitig zum Metting, die Letzten hatten Pech. Wir haben in einem Restaurant gefeiert. Es gab keinen grossen Saal sondern nur viele kleinere Räume. Man ging in das erste Zimer, wo man Sekt bekam (oder wie im meinem Falle Wasser, wenn man kein Alkohol trinkt oder für die Erwachsenen, die keinen Alkohol mehr wollten). Dann ging man in den nächsten Raum, wo man vom Clubpräsidenten gegrüsst wurde. Und dann ging der Spass los. Alle Rotarier waren mit Partnerin da, d.h. wer eine hatte. Die wichtigsten Rotarier standen dann am Anfang der Reihe, d.h. Präsident, Vizepräsident, Schatzmeiser usw. Und dann klingen die Gläser für die nächste halbe Stunde. Man geht die Reihe ab und wünscht jedem ein gutes neues Jahr. Das ist gar nicht so einfach, weil der Club 78 Mitglieder hat. Mit den Frauen gerechnet ca. 150. Und jedem ein gutes neues Jahr zu wünschen ist anstrengend. Irgendwann hat sich meine Zunge mal etwas selbstständig gemacht, weil es fast wie ein Zungenbrecher ist, wenn man immer wieder „Head uut aastat!“ sagen soll. Die, die als letztes kamen, mussten durch drei Zimmer durchgehen um das Ende der Reihe zu erwischen. Es waren ca. 130 Leute. Danach folgten verschiedene Reden, unter anderem vom Präsidenten und der Präsidentin des Frauenrotaryclubs.

Es folgte dann ein grosser Andrang am Büffet und ein geselliges Beisammensein. Das ganze dauert ca. 2 Stunden.

by Anna Caroline Haubold

Schreibe einen Kommentar