Chile – Bericht von Henriette

Lieber Herr Grimm, sehr geehrte Rotarier in Deutschland,liebe Familie und Freunde 🙂
Holaaa und viele herzliche Gruesse sende ich Ihnen allen vom anderen Ufer des Ozeans (und sogar noch ein Stueck westlicher 😉 . Schon steht mein erster Quartalsbericht an – da fragt man sich doch ernsthaft, wo die Zeit hin sein soll…
Schon in meinen ersten 3 Monaten hier in Chile habe ich viel erlebt, viel ueber das Land erfahren und neue Dinge an/in mir selbst entdeckt, die ich vorher noch nicht kannte. Schon beim Berichten auf meiner Homepage habe ich bemerkt, wie schwer es faellt, diese ganzen Eindruecke und Erfahrungen, die man mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib gespuert hat, in Worte zu fassen, sodass sie dem Leser einigermassen vorstellbar werden.

Ich wohne hier im Herzen Chile’s, in der Hauptstadt Santiago, eingekesselt von der wunderschoenen Andenkordillere, die jeden Tag ein wenig anders aussieht – mal halb verdeckt von Woelkchen, mal vor strahlend blauem Himmelszelt, … Wir, d.h. ich gemeinsam mit meiner etwas verrueckten Familie, bestehend aus Gastmutti Kena, Gastvater Nuno und Bruederchen Daniel, wohnen ganz weit oben am Rande Santiago’s, sodass wir von unserem Dach (da kann man draufklettern) aus eine unglaubliche Sicht ueber diese Riesenstadt haben. Von meiner Gastfamilie kann ich fast gar nicht klagen. Ab und an gibt’s mal kleine Missverstaendnisse zwischen mir und dem Gastvater, fuereinander geschaffen sind wir also nicht gerade, dafuer verstehe ich mich umso besser mit meiner Gastmama. Hier ist das ganze Gegenteil der Fall, wir haben so viel gemeinsam, dass es schon fast unheimlich ist und sie sagt, mit 17 Jahren war sie haargenau wie ich es jetzt bin. Kena spielt ihre Rolle als Ersatzmutti wirklich ausgezeichnet und hat immer ein offenes Elefantenohr fuer mich, wenn’s Problemchen gibt. Das entschaedigt auch, dass ich in der wohl untypischsten Familie gelandet bin (schliesslich kam ich, die Kultur zu entdecken…=P ), die Chile zu bieten hat.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten (ooh, was habe ich geweint…) ging’s dann doch allmaehlich bergauf. An alles, was so anders war (also tatsaechlich ALLES), hab ich mich schnell gewoehnt, trotzdem versuche ich, die Besonderheiten dieses Landes und die Unterschiedlichkeit zu meiner Heimat in Deutschland nicht zur Alltaeglichkeit werden zu lassen und jeden Moment in diesem tollen Land zu geniessen. Unter die ueberwiegend wunderschoenen Tage schleicht sich auch ab und zu mal ein schlechter, an denen die Gedanken doch eher in Deutschland bei meiner Familie, meinem Freund und dem Rest meiner lieben Zurueckgelassenen sind. Trotzdem versuche ich, mein Jahr hier in Chile voll auszunutzen, jeden Tag auszukosten und zu geniessen.

Tatsaechlich bin ich unheimlich viel auf Achse. Bin in einen Sportclub eingetreten, in dem ich regelmaessig Tennis spielen und ins Fitnessstudio gehe, ausserdem ist ja bei uns die Pool-Saison angebrochen – juhuu! Das macht die Hitze ganz ertraeglich, im richtigen Hochsommer ab Dezember werde ich aber dann wahrscheinlich dahinschmelzen. Und schon jetzt bin ich braun gebrannt wie ein Baer 🙂

Ausserdem habe ich mich dem lateinamerikanischen Temperament angepasst und nehme Salsa-Unterricht. Das ist fuer mich Koordinationsnull nicht ganz einfach, macht aber trotzdem einen Heidenspass. Hin und wieder ist auch mal Disko angesagt, kommt mir hier 10mal besser als in Deutschland vor. Bisher hat also meine sportliche Seite gesiegt, fuer die 3-monatigen-Sommerferien (!!!), die jetzt vor der Tuer stehen, habe ich mir also vorgenommen, mein Leben auch mal etwas kultureller zu gestalten, hab schon eine lange Liste mit Museums- und Theaterbesuchen. Aber an den Strand geht’s natuerlich auch 🙂 Die Wochenenden sind immer schon 4 Wochen im Vorraus vollgepackt und ausgeplant, meine Freunde beschweren sich schon…

Jeden Samstag treffen wir Austauschschulern uns ausserdem mit Rotarios, um ein ganz tolles Projekt zu verwirklichen. Unsere Aufgabe ist es, kleinen Kindern von 6/7 Jahren, aus mehr oder weniger armen Familienverhaeltnissen stammend, Englischunterricht zu geben. In dessen Vorbereitungen haben wir gekritzelt und gemalt, geschnippelt und geklebt, da wir den Kinden die englischen Woerter naemlich nicht einpauken wollen, sondern sie sollen spielend lernen. So sausen wir mit ihnen durch die Gegend, denken uns immer wieder neue Spiele fuer sie aus, singen, tanzen, malen… Echt super, auch wenn unsere Energie oft schneller aufgebraucht ist als die der Kleinen.

Rotary hat schon eine City-Tour durch Santiago mit uns gemacht, habe also saemtliche Aussichtspunkte der Stadt kennen gelernt und kann mich gar nicht entscheiden, welcher mir nun am besten gefallen hat. Auch „Fantasilandia“, den Vergnuegungspark der Stadt, haben wir schon erobert, einige mit anschliessenden leichten Uebelkeitsanfaellen (nach dem Piratenschiff war’s auch bei mir vorbei…). Einen Familienkurztrip nach Mendoza ins Nachbarland Argentinien konnte ich auch schon in meine Geschicht eingehen lassen, auf dem Weg dahin befanden wir uns in Natur pur, einfach zauberhaft die tausend verschiedenen Farben der Andenkordillere, die sich Ewigkeiten dahinzuziehen scheint. Meerluft durfte ich auch bereits schnueffeln, hinein in die Tiefen habe ich mich allerdings noch nicht getraut, recht frostig das Wasser. Am 12.12. geht’s dann endlich auf die erste Reise – die Atacamawueste in Chile’s Norden wartet auf uns. Kann es kaum erwarten!!! Rotary in unserem Distrikt ist wirklich erste Sahne, sie unternehmen unheimlich viel mit uns und sind stets present fuer ihre Austauschi’s 🙂

So, das soll’s fuers erste gewesen sein aus den fernen Latinolanden. Ich bedanke mich schon jetzt ganz herzlich bei allen Beteiligten in Deutschland, die mir DAS HIER ermoeglichen. Bin dabei, hier die schoenste und lehrreichste Zeit meines bisherigen Lebens zu verbringen.

Hasta pronto!
Ihre Henriette

PS: Fotos gibt’s auch. Die Anleitungen zum Ansehen gibt’s auf meiner Homepage www.chilena.q27.de unter dem Link „Pics“! 🙂

by Henriette Schubert

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