Mexiko – 1. Bericht von Lena

Sehr geehrte Rotarier, liebe Familia und Freunde,.
ich schicke allen viele liebe Gruesse aus Mexiko, einem finanziell gesehen armen Land, jedoch im Hinblick auf Kultur und Tradition einem der Reichsten der Welt!

ich bin nun schon mehr als 3 Monate hier – die Zeit vergeht rasend schnell – und ich konnte hier schon jede Menge ueber Land und Leute lernen! Der Ort, in dem ich wohne heisst Minatitlan und befindet sich im Staate Veracruz, am Golf von Mexiko. In meinem Distrikt gibt es 52 Austauschschueler aus aller Welt, den groessten Teil machen jedoch Dtl.(12) und Brasilien(20)aus. Die Mexikaner besitzen (genau wie die brasilianer..) einen sehr grossen Nationalstolz und so fehlt in keinem Haushalt eine Mexikoflagge, die zu allen Gedenktagen (Revolution von …. Revolution von… Schlacht von….) am Haus angebracht wird. Der wichtigste Tag jedoch in der mex. Geschichte ist der 15. September (1810) „el dia de la independencia“ – Tag der Unabhaengigkeit. Ganz México ist in gruen weiss rot geschmueckt, die Haeuser, die Shopping-Center, die Eisdielen, ja sogar die Baeume werden dann mit entsprechenden Lichtschlaeuchen umwickelt! Der Rotaryclub organisierte an diesem Datum fuer alle ATS ein Treffen, damit wir alle zusammen Punkt 12Uhr nachts auf dem Hauptplatz von der 2h entfernten Stadt Tuxtepec den „grito mexicano“ – mexikanischen Ausruf hoeren konnten „viva viva viva“ (es lebe México). Anschliessend gab es ein Feuerwerk, das jedoch eher auf negative Weise imponierend war… Es flogen naemlich ganze Eeuerbaelle in die Menschenmassen, und so war der gesamte Platz innerhalb von 2 Minuten so gut wie leer…
Während diesem 3taegigen Treffen fuhren wir ausserdem nach zu zuul „in die berge“, wo wir einen Wasserfall anschauten, in glasklarem wasser baden gingen und Riesentortillas assen(Durchmesser ca. 40 cm!!) Wir tauschten unsere Pins aus (liebe Rotarier, da naechste Mal bitte groessere Blazer anfertigen lassen. Bin erst am Anfang und er ist schon fast voll!!!) und auch die Visitenkaertchen und schlossen einige Freundschaften bunt gemischt mit Leuten aus aller Welt – Australien, USA, Finnland, Polen, Belgien, Brasilien, Frankreich,…

Eine andere Reise machte ich nach Veracruz, wohin ich von Freunden eingeladen wurde. Wir besuchten das Aquarium mit Haien, Riesenschildkroeten, Pyranhas und und und, ein Wachsfigurenmuseum, ein Spiegelkaninett und natuerlich auch den beruehmten Hafen. Mir hat es supergut gefallen und ich habe Veracruz somit offiziell zu meiner Lieblingsstadt erklaert! Einen Abend verbrachten wir im Zentrum, wo es hier Musik und da Musik zu hoeren gibt! Die Mexikaner sind ein sehr aufgewecktes Volk und Jung und Alt tanzt zur musik des Salsa. Am 2. November – „dia de los muertos“ – Tag der Toten – half ich beim Herrichten eines Altares, mit „la flor de la muerte“ – Blume des Todes – alles sehr bunt (auch wenn es sich danach ja eher nicht anhoert…), mit Tequila und Corona-bier, weil das dem Verstorbenen besonders gut schmeckte und auch Fotos werden aufgestellt von den Menschen, denen an diesem Tag gedacht wird. Viele Leute legen ausserdem auch ein Bild der Jungfrau Guadalupe dazu, das haengt jedoch von religioesen Grad der Familia ab. (Die grosse Mehrheit Mexikos ist katholisch – in jedem Haus haengen Kreuze und Rosenkraenze.) Bei einer der monatlichen Reunion der Rotarier wurde ebenfalls ein Altar aufgebaut, mit Fotos aller aus dem Club verstorbenen Rotarier.

Ebenfalls beeindruckt hat mich meine Reise nach Catemaco, wo man eine Bootstour durch einen wunderschoenen See machen kann, ringsherum Berge, auf einem Inselchen Affen fuettern und am ufer Krokodile und Schaetze der Mayas bewundern kann. Ausserdem ist es moeglich eine Schlammmaske aufgelegt zu bekommen und aus einem Fluss Mineralwasser zu trinken – ich haette das mal lieber nicht machen sollen, denn danach hatte ich im ganzen Gesicht Juckreiz…
Nach dieser weniger angenehmen Erfahrung ging die Bootstour dann jedoch weiter und ich sah Waschbaeren, Krebse und straussengrosse Voegel.

In Familie und Schule wurde ich schnell gut aufgenommen und so kochte ich am vergangenen Sonntag fuer meine Gasteltern, Oma, Onkel und Tante Knoedel mit Gulasch und Rotkraut als kleinen Dank. Niemand fuehlte sich danach schlecht, nein sie sagten sogar es sei ein voller Erfolg gewesen, sehr lecker! …puuh

Letzte Woche begann ich zusammen mit einer Freundin aus meiner Schule mit Salsastunden, was super viel Spass macht. Beim ersten Mal fiel uns zunaechst die Kinnlade herunter, als der Maestro, ein Kubaner, der seit Jahren schon Stunden gibt, so richtig loslegte…
Naja… ich hab ja noch 8 monate… und waere schon froh, wenn ich nur ein Viertel von dem lernen wuerde…
Um all das gute Essen hier geniessen zu koennen, gehe ich seit 2 monaten mit Fabi, der Brasilianerin, die in meine klasse geht, ins Fitnesstudio. (Hat aber bisher noch nicht viel genuetzt… hab schon reichlich zugenommen…)
Ein grosser Unterschied zu Dtl. ist, dass hier fast keiner Englisch versteht. Anfangs war das also etwas kompliziert, doch im Nachhinien sehr gut fuer mein Spanisch; der Klubpraesident lobte mich, wie schnell ich die Sprache gelernt haette.
Am 20. November wird aufgrund der Revolution von 1910 (hab ichs nicht gesagt…) ein Marsch aller Schulen stattfinden und so trainieren wir jetzt schon seit 3 Monaten jeden Tag dasselbe…
Zwecks dieses Marsches mussten wir 3 ATS aus Minatitlan, 2 Brasilianerinnen und ich, eine Flagge unseres Landes naehen (…zum Glueck wohnt meine Oma mit im Haus…) und von einer Schneiderin ein Minikleidchen anfertigen lassen. (Mischung aus Krankenschwester und Schlafanzug) Damit auch alle schoen gleich aussehn, tragen alle weisses Geschenkband im Haar, weisse Turnschuhe und dieselben Ohrringe!!! Auch normalerweise laufen wir hier alle uniformiert durch die Schule. Meine Schulkleidung besteht aus schwarzen Lederschuhen, weissen Kniestruempfen, blauem Faltenroeckchen, weisser langaermeliger Bluse, blauem Westchen und karierter Krawatte… und das bei einer Hitze von manchmal 40 Grad!!!

Mit meinen Freunden gehe ich oft in die Disko, (vor zwei Wochen fand eine Schulfeier statt in einer Disko und ich wurde als „importiertes Produkt“ versteigert und musste dann mit einem Mittdreissiger tanzen…), Eis essen oder ins Kino, welches hier nur ca. 3 euro 50 kostet. Am 21. November werden wir ATS aus dem Staate Veracruz unsere erste Reise machen, die durch halb Mexiko fuehrt.
Am 28. November steht mein Geburtstag an, das heisst hoechstwahrscheinlich feiern am Strand von Cancun!! (dem teil der uebrig blieb…) von der Reise zurueck, bleiben mir nur noch 3 tage in meiner 1. Familie, danach heisst es schon wieder Abschied nehmen und in einer neuen Familie einleben.

A propos Familie – vielen Dank hiermit an meine Lieblingsfamilie, die mich schon bei den Vorbereitungen meines Austausches unterstuetzte und mich reichlich mit Paketen, Briefen, Mails und Anrufen versorgt!
Ebenfalls vielen, vielen Dank an alle Rotarier, die mir diese Erfahrungen hier moeglich machen! Solch ein Jugendaustausch ist sehr wichtig, beispielweise um falsche Bilder von Deutschland zu verbessern, denn schon einige Male wurde ich gefragt ob wir denn ueberhaupt Spass haben in Dtl., weil doch alle ziemlich ernst sind und ob ich Hitleranhaengerin waere…
Einige Mexikaner sind jedoch auch sehr wissbegierig und aufgeschlossen und sind ohne jegliche Vorurteile auf mich zugegangen. Mit diesen Menschen werde ich also hoffentlcih noch weitere schoene 8 monate verbringen, hoffe dass kein weiterer Hurrikan kommt und auch keine sonstigen Naturkatastrophen.
Vielen, vielen Dank also an alle, macht euch keine sorgen, bei uns gab es nur leichte Ueberschwemmungen aufgrund des Unwetters; das Unglueck haben die Menschen in Cancun beispielsweise!

Ich schicke also viele liebe gruesse
Lena Thutewohl

by Lena Thutewohl

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