Mexiko – 4. Bericht von Lukas

Liebe Freunde, liebe Bekannte, liebe Rotarier,.
jetzt ist die Zeit gekommen, meine vierte Rundmail zu schreiben und die letzten Monate in einen Bericht zu fassen. Als erstes moechte ich sagen, dass ich nach wie vor sehr gluecklich bin, hier in diesem Land zu sein und mir den Abschied in sieben Wochen noch gar nicht vorstellen kann.

Die letzten Monate hier sind sehr schnell vergangen, ich habe viel erlebt, viel gesehen, überwiegend Positives, zum Teil auch Negatives und ich habe mein Land Mexiko ins Herz geschlossen.

Zuerst moechte ich einen kleinen Bericht ueber die wunderschoene Reise geben, die von Rotary organisiert wurde. Fuer 17 Tage unternahmen wir die grosse Rundreise in den Sueden von Mexikos. Während der Reise gingen wir auf die Spuren der „Maya“, die Ureinwohner Mexikos, und ihre Pyramiden. Es war eine sehr erlebnisreiche Reise, die mir noch mehr Einblick in dieses Land gegeben hat. Auf der Reise war auch das Zusammenleben der ganzen Austauschschueler sehr schoen. Es ist einfach traumhaft, wie das Miteinander von verschiedenen Menschen aus der ganzen Welt moeglich ist. Wenn man sieht, wie froehlich die Austauschschueler aus aller Welt zusammen leben, wuenschte man sich, dass dies unter der Bevoelkerung der ganzen Welt möglich wäre. Während der Reise lernte man sich untereinander sehr gut kennen, tauschte Erfahrungen aus und es war ein wunderschoenes Miteinander. Freundschaften wurden auf dieser Reise sehr stark gepraegt und nebenbei sah man noch das Land. Der beeindruckendste Teile der Reise waren fuer mich die Wasserfaelle von „Aqua Azul“ und Cancun. Die Wasserfaelle kann man in Worten nicht beschreiben, so schoen waren sie. Man stelle sich viele kleine und grosse Faelle vor, viele kleine Seen, in denen man baden konnte und das Wasser eine noch nie zuvor gesehene blaue Farbe hatte. Cancun ist eines der „partyreichsten Gebiete“ der Welt, mit Touristen aus der ganzen Welt, die Mehrheit natuerlich US-Besucher. In Cancun wird auch kaum mit der mexikanischen Geldeinheit „Pesos“ gehandelt, alles nur in Doller. Aber Cancun hat natuerlich nicht nur die schoenste ?Partywelt? sondern bietet auch eines der schoensten Straende der Welt. Lange und kleine weisse Sandstraende, Haengematten am Strand zwischen zwei Palmen usw. Cancun – die Nummer 1 der Karibik für mich persönlich in der Welt.
Das soll erst einmal der kleine Ueberblick zu meiner Reise mit den Rotary- Austauschschuelern gewesen sein.

Die naechste Reise fand schon eine Woche nach Ankunft von der zuvor beschriebenen Rundreise statt. Mit vier sehr guten Freunden aus Brasilien fuhren wir mit dem Bus in das ca. sechs Stunden entfernte Cuernavaca, um die Stadt kennen zu lernen und um unsere Freunde aus dem selben District zu treffen, die in Cuernavaca wohnten. Wir unternahmen viele Dinge mit ihnen, und es war wunderschoen. Von der Stadt Cuernavaca fuhren wir dann mit dem Bus in das kleine Staedtchen Taxco, was bekannt fuer Silber ist. Dort konnte man sehr preiswert Silber kaufen. In Taxco wohnt auch ein lieber Freund von mir aus Brasilien und ein Austauschschueler aus Deutschland. Bei Max (dem ATS aus Deutschland) durften wir vier Tage im Haus wohnen. Ich fuhr allerdings alleine schon zwei Tage frueher zurueck, da eine Feier von Freunden meiner Klasse in Puebla stattfand.

Was geschah sonst noch bei mir? Nachdem ich im Januar die Familie wechseln musste und somit in die zweite zog, brach fuer mich erst einmal das Herz zusammen. Ich hatte meine erste Familie geliebt, habe mich wohl gefuehlt und wollte nicht wirklich wechseln. Meine zweite Gastfamilie war dann das, was ich erwartet hatte, die ersten Tage sehr lieb, spaeter dann haben sie sich um mich nicht mehr gekuemmert. Ich fuehlte mich wie in einem Hotel, indem ich mein Zimmer hatte, mein Bad und Essen. Diese Zeit in der Familie war fuer mich sehr schwer, brachte mich ab und zu schon sehr an meine Grenzen und ich erlebte das Gefuehl, was ich einmal erleben wollte. Denn, bevor ich nach Mexiko gekommen bin, nahm ich mir vor, meine eigenen Grenzen zu suchen – und ich habe sie gefunden. Ich wollte mich einfach weiterbilden in meinem Leben und dieses Jahr bietet eine wunderbare Moeglichkeit dafuer. Ich habe entdeckt, dass es nicht nur schoene Dinge im Leben gibt, sondern das es auch Tiefschlaege geben kann. Ich bin sehr gluecklich, diese Zeit bisher erlebt zu haben.

Nach drei Monaten in der zweiten Familie kam dann der Tag, an dem ich wechseln konnte. Ich war sehr erleichtert, als ich die Schritte in Richtung neuem Haus gehen konnte. Dieses ist einfach der Traum. Meine neue Gastfamilie hat mich wie ein Kind aufgenommen und ich kann es nicht beschreiben, wie gluecklich ich hier bin. In meiner Familie habe ich einen neun Jahre jungen Bruder, mit dem ich jeden Tag zusammen bin und mit dem ich mich super verstehe. Mein grosser Bruder ist 23 Jahre. Er studiert an einer der besten Universitaeten Mexikos Chemie. Dann habe ich noch einen Bruder, er ist 18 Jahre und zur Zeit in Brasilien als Austauschschueler. Meine Gastmama ist eine ganz liebe Person, die allerdings wenig im Haus ist, weil Sie im Landeskrankenhaus in meiner Stadt als Fachoberaerztin arbeitet. Mein Gastpapa arbeitet als Architeckt und konstruiert Hotels und Discos in ganz Mexiko. Jedes Wochenende sind wir alle zusammen und unternehmen verschieden Dinge. In den Ferien fuhren wir alle zusammen nach Xalapa/ Veracruz. Es war ein wunderschoener Urlaub und ich sah zum ersten Mal einen Mangobaum!

Meine letzten Wochen, die ich hier erlebt habe, waren wunderschoen. Ich war kaum in meiner Stadt Tlaxcala, sondern nur auf Reisen. Im Mai fuhr ich mit meiner ersten Gastfamilie nach „Monterrey“ und bis nach „Piedras Negras“, in den Norden Mexikos. Das Land ist total anders im Norden. Es gibt nicht einen Baum, sondern nur Wueste und Kakteen, so weit das Auge sieht.
Die Temperaturen waren fuer mich kaum zu ertragen. In der Nacht waren es ca. 25 Grad und am Tag ging es zum Teil bis auf 48 Grad hinauf! Das sind einfach Temperaturen fuer mich, die ich noch nicht ertrage. Mit meiner lieben ersten Gastfamilie ging die Reise bis nach Texas in die USA. Es war eine wunderschoene, wenn aber auch einfach zu warme Reise.

Vom 17.05. bis 23.05. ging es fuer uns alle auf eine weitere Reise nach Veracruz. Dort trafen wir sehr viele Austauschschueler aus der ganzen Welt und aus den anderen Distrikten in Mexiko. Es war ein schoenes Zusammenleben, aber leider das letzte Treffen der ganzen Austauschschueler meines Distriktes. Schwer war es schon, Freunden „Adios“ sagen zu muessen, die man sehr lieb gewonnen hat. Es sind Freunde, die man in dem Jahr gewonnen hat, die man im Leben nicht vergessen wird, und ich frage mich, ob man sie jemals alle wieder sehen wird…?

In der letzten Woche ging es dann abermals auf eine Reise, nach Guadalajara, eine der schoensten mexikanischen Staedte im Nord-Westen Mexikos. Ich flog mit meinem Gastbruder und mit meinen besten Freunden (Gustavo aus Brasilien und Pauline aus Belgien) in die Stadt. Wir genossen die Zeit und es war traumhaft schoen! Von Guadalajara unternahmen wir eine Reise in die Stadt „Tequila“. Die Stadt, wo der Tequila erfunden worden ist. Es war ein Traum fuer mich, in diese Stadt zu kommen. Die Natur ist dort auch sehr arm. Es gibt nichts ausser die Kakteensorte „Agave“, die zur Herstellung von Tequila verwendet wird. Uebrigens, die Temperaturen waren dort angenehm mit ca. 35 grad am Tag. Es war ebenfalls eine wunderschoene Reise, die ich nie vergessen werde. Ich kann nach dieser Zeit jetzt schon sagen, dass mir nur noch vier Bundeslaender Mexikos fehlen, um das ganze Land gesehen zu haben. Man muss bedenken, das Mexiko acht Mal so gross ist wie Deutschland.

Jetzt werde ich noch etwas ueber die Rotary-Clubbesuche schreiben. Mein Rotary Club besteht aus 29 Mitgliedern, davon 12 Architeckten. In dem Club werden keine Frauen aufgenommen, aber Ehefrauen duerfen bei jedem Meeting mit erscheinen. Alle Mitglieder sind fuer uns Austauschschueler Freunde und wir sind wie eine Familie. Zu den Rotarymeetings gehen wir jede Woche und sind somit ein fester Teil unter den Mitgliedern. Zweimal im Monat unternehmen wir Ausfluege mit Clubmitgliedern. Sie laden uns zum Essen ein oder wir fahren an den Strand und geniessen die Sonne. Es ist einfach eine schoene Erfahrung, wie liebevoll man im Club aufgenommen wird und wie schoen das Zusammenleben sein kann.

Meine Schule habe ich jetzt beendet und somit bin ich in den noch verbleibenden sieben Wochen Ferien angekommen. Die Schule konnte ich sehr gut abschliessen, mit einem Durchschnitt von 8,7 ( 2,1 in Deutschland), worueber ich sehr stolz bin. Generell sind die Unterrichtsfaecher leichter und verstaendlicher aufgebaut. In der Schule habe ich sehr viele Freunde gewonnen, die mir sehr wichtig sind. Am 8. Juli hat mein Gastvater eine riesen Abschiedsparty organisiert, wo ca. 250 bis 300 Personen erwartet werden. Alle Freunde meiner Schule werden zu der Feier kommen. Fuer mich wird es sicherlich nicht ganz leicht werden, eher ein wenig traurig. Trotzdem freue ich mich ganz sehr auf diese Feier…

Nun habe ich also nur noch sieben Wochen hier in Mexiko und ich kann es nicht in Worten fassen, wie sehr ich dieses Land vermissen werde, in dem ich derzeit sein darf. Mexiko hat mich hoch inspiriert, die Menschen, die Kultur, die Natur und all die vielen Freunde, die ich hier kennen lernen durfte.

Ich moechte mich einfach bei allen ganz herzlich bedanken, die mir dieses Jahr ermoeglicht haben, besonders meinen Eltern und dem RC Dreilaendereck-Oberlausitz. Dieses Programm von Rotary ist etwas ganz Besonderes fuer mich, was mein ganzen Leben praegen wird. Ich werde Mexiko sehr vermissen, freue mich aber auch schon wieder auf das kalte aber schoene Deutschland und auf meine Heimat Sachsen, und beonders auf meine Familie.

Bis bald!
Hasta Luego!
Lukas Kessner, Mexiko

by Lukas Kessner

Lukas

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