Südafrika – 2. Bericht von Lydia

Hey!

Wow, das Austauschschuljahr neigt sich so langsam dem Ende zu, reichliche 3 Monate bleiben mir noch hier in Suedafrika und ich freue mich schon, meine Familie und Freunde wiederzusehen (und mein Federbett – findet man naemlich in Suedafrika nicht).
Ich vermisse mein Leben in Deutschland schon ein ganzes Stueck, da Suedafrika unter anderem eine echte „Frei-Bewegungs-Einschraenkung darstellt. Ueberallhin muss man gefahren werden und braucht „lifts“. Oft ist es nicht moeglich, etwas zu unternehmen – zu gefaehrlich, zu weit, zu oft…und und und.

Trotzdem habe ich seit meinem letzten Bericht schon eine Menge neue Dinge gesehen, erlebt und durchgemacht und werde versuchen, es ein bisschen zusammengefasst wiederzugeben.

Im Oktober war ich ein Wochenende lang in den Drakensbergen, Anfang Dezember bin ich mit meiner letzten Gastfamilie nach St. Lucia (Wetlandpark) fuer 2 Naechte gefahren. Doch dazwischen (Ende Oktober bis Anfang November) lagen zwei unheimlich tolle Wochen: die Rotary-Cape-Tour. Zwei Wochen lang sind ca. 30 Austauschschueler von Durban ueber Lesotho herum bis nach Kapstadt und an der Kueste wieder zurueck unterwegs gewesen. Es hat unglaublich viel Spass gemacht – wir haben Dinge gesehen, die wir nur vom Fernsehen oder Zeitungsberichten her kannten. Wir sind auf Straussen geritten, haben Wale gesehen, sind in Hoehlen geklettert, gesurft, haben eine Wildlife-Ranch beucht, sind die Garden-Route entlang gefahren,… Aber besonders toll fand ich Stellenbosch, die weisse Universitaetsstadt, und Kapstadt mit dem Tafelberg, Robben Island, der V&A Waterfront und dem 2-Oceans-Aquarium. – Ein unvergessliches Erlebnis!

Ueber die Weihnachts-und Festzeit wurde ich groesstenteils von schmerzenden Heimwehattacken verschont. Ich war beispielsweise im Theater mit deutschen Verwandten meiner letzten Gastfamilie, mit denen ich jetzt Sonntags ab und zu zum Deutschen Club in meiner Naehe gehe. Weihnachten selbst habe ich bei einer deutschen Rotary-Austuauschschuelerin verbracht, da ich das Weihnachtsfest durch meine indische Umgebung nicht missen wollte.
Am 24.12. haben wir abends den deutschen Weihnachtsgottesdienst besucht – unheimlich tolles Erlebnis „Stille Nacht heilige Nacht“ auf Englisch und Deutsch zu singen – in Suedafrika . Nachdem wir uns dann die Baeuche mit Truthahn, Kassler und anderen Leckereien vollgeschlagen hatten und die traditionallen Knallbonbongs geoeffnet hatten, wurden die Pakete aus Deutschland geoeffnet – und telefoniert. Am Vormittag des 25.12. haben wir dann die „suedafrikanischen Geschenke aus der Socke“ ausgepackt….und natuerlich wurde der Tag mit kaltem Truthahn-Essen und Leckereien-Naschen verbracht.
Silvester habe ich dann bei o.g. deutschen Verwandten (Magdalene und Jana) meiner letzten Gastfamilie verbracht und gleich zwei mal angestossen: 24.00 Uhr suedafrikan. Zeit fuer Suedafrika und 1.00 Uhr fuer Deutschland. Die naechsten drei Tage verbrachte ich dann noch bei Magdalene und Jana – schwimmend, sonnenbadend und eine Krokodilfarm besuchend.

Leider musste ich dann am 4.1.2008 meine Gastfamilie wechseln, und somit auch die Schule, meine Umgebung und Freunde. Eigentlich hatte ich mir erhofft, bei meiner letzten Gastfamilie bis zum Ende meines Austausches bleiben zu duerfen, hatte meinen Club auch darum gebeten, doch leider hatte dieser andere Vorstellungen. Ich musste also zurueck in die alte indische Schule und Umgebung. Es ist sehr schade, da ich in Umkomaas viel mehr Moeglichkeiten hatte, mich freizeitmaessig zu beschaeftigen, als hier in Pinetown, ein suburb von Durban. Ausserdem vermisse ich meine Freunde von der alten Schule – auf grund der halbstuendigen Fahrt sind Treffen naemlich so gut wie unmoeglich.

An meiner jetztigen Schule sind meine Faecher: Travel&Tourism, Hotel Studies, was sehr neu fuer mich ist – gibt es ja in Deutschland nicht, und Geografie, neben den Pflichtfaechern Life Orientation, English, Afrikaans (nebenbei moechte ich mich auch noch an Zulu probieren – eine Lehrerin moechte mir das in den Pausen beibringen, nur leider habe ich da meistens keine Zeit – muss meine eMails kontrollieren, da meine Gasteltern mich ungern oefters als einmal die Woche an den Computer lassen), PE und Mathematics.Mit ein paar Freunden ziehe ich oft in den Pausen umher, nur leider bis jetzt nicht in der Freizeit, da Inder mehr die Familienmenschen und nicht sehr „out-going“ sind.

Mitte Januar hatten wir unsere letzte grosse Rotary-Tour – eine neuntaegige Safari in die Mpumalanga-Province, noerdlich von KwaZulu Natal (meiner Province). Nicht nur Wildwasser-Rafting stand auf dem Tagesplan – auf so genannten „Game-Drives“ in einem Reservat durften wir Afrika erleben – wir haben Elefanten, Bueffel, Loewen, einen Leoparden, Nashoerner (= „Big 5“), Schlangen, Nilpferde, einen Geparden, Giraffen,…und und und gesehen. Ausserdem durften wir mit einem Loewen und einem Geparden spazieren gehen und sie sogar streicheln! Nach der Suche nach den „Big 5“ hatten wir die noch Moeglichkeit die Zulu-Kultur (Stamm in KwaZulu Natal) hautnah kennenzulernen und mitzuerleben.

Seid der Tour war ich auf ein paar Familientreffen und Geburtstagen sowie in der Kirche. Jeden Sonntag gehen meine Gasteltern, mein 19-jaehriger Gastbruder und meine 14-jaehrige Gastschwester, die mit mir auf die gleiche Schule geht und mit der ich mich echt gut verstehe, mit mir in die Kirche. Es ist aber keine gewoehnliche, sondern eher als „Rock-Kirche“ zu beschreiben – es wird rockige Kirchenmusik gespielt, getanzt und der Gottesdienst selbst ist seinem eher konservativen Konzept stark enthoben. Da ich in Deutschland nicht christlich erzogen wurde, ist es eine wirklich interessante Erfahrung.

Mein Englisch hat sich, denke ich, schon ein Stueck verbessert, nur fuer mich selbst nicht allzu sehr erkennber. Vielleicht werde ich, wenn ich wieder in Deutschland bin merken, dass sich ein Jahr Englisch-Sprechen doch stark auf das Sprachgefuehl auswirkt. Allzuviele neue Vokabeln lernt man aber leider mit dem taeglichen, normalen Gebrauch von Englisch nich wirklich.

Mein Rotary-Club hier kuemmert sich leider nicht unheimlich viel um mich. Beispielsweise haben sie mir noch nichts von Suedafrika gezeigt, auch meine Gastfamilien fahren selten mit mir weg. Ausserdem ist mir nicht allzu viel erlaubt, weshalb ich nicht wirklich oft aus dem Haus komme.

In weniger als vier Monaten werde ich wieder in den Flieger steigen und das Land, in dem ich 11 Monate gelebt habe, verlassen. Es wird ein komisches Gefuehl sein, zu gehen und all das hinter sich zu lassen, doch ich freue mich, meine Familie und Freunde wieder zu sehen. Der Abschied wird mir sicher nicht allzu schwer fallen, da ich mein Austauschschuljahr leider aufgrund meines Clubs nicht immer geniessen konnte. Trotzdem bin ich sehr dankbar, fuer die Erfahrungen die ich machen durft und das was ich ueber mich selbst gelernt habe – aber vor allem natuerlich bin ich dankbar fuer KFC! (ich lieeeebe es, auch wenn es total ungesund sein soll….mhhh, schade, dass es Kentucky Fried Chicken nicht in Deutschland gibt… :))

Ich hoffe, dass in Deutschland „alles seinen Gang“ und es meiner Familie gut geht und dass man mir die staendigen Verzoegerungen, was die Berichte angeht, nachsehen kann.

Liebe Gruesse,

Lydia

by Lydia Göbel

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