USA – 1. Bericht von Alexander

Hallo an alle,
Heute ist der 12. Oktober und damit auch mein 2 monatiges „Jubiläum“ hier in den USA. Ich muss sagen, dass ich mich hier sehr wohl fühle und mich recht schnell eingelebt habe. Mit meinem Englisch läuft es auch bestens und ist keinerlei eine Art Barriere oder Blockade. Nun zu mehr Einzelheiten =).

Meine Reise und das Ankommen: war recht unspektakulär. Nicht das ich mir Probleme gewünscht hätte, aber… Na ja. Ich bin morgens mit meinen Eltern und Franzie und Matze (beste Freunde) zum Flughafen gefahren, das muss so gegen 6 Uhr gewesen sein. Nach tränenloser Verabschiedung dann ab in den Flieger nach Frankfurt. Ich muss sagen der Flug in größeren Maschinen gefällt mir besser, dieses kleine Luftvehikel hat mir eindeutig zu viel geschaukelt. Auf dem Frankfurter Flughafen angekommen musste ich nun erstmal meine kleine Odyssee antreten –ihr glaubt nicht wie riesig dieses Ding ist-. Nach also geschätzten 10 Kilometern Fußmarsch, war ich nun endlich an der Passkontrolle angekommen, dort lief mal wieder alles reibungslos, und dann war der Weg zu meinem Gate auch nicht mehr allzu weit. Na ja, dort hab ich dann auch die anderen Rotary-Austauschschüler, welche auch nach DFW flogen kennen gelernt. Waren alle sehr nett und ich habe mich bestens mit denen verstanden. Nach 10 Stunden Flug war dann endlich der DFW-Area und auch der Flughafen in Sicht. Sehr merkwürdig war das mir das alles sehr bekannt vorkam, da ich alles schon vorher mit Google-Earth gesehen hatte. Ich habe übrigens auch „mein“ Haus entdecken können. Auf jeden Fall waren wir dann auch gelandet, mussten dann allerdings wegen Visakontrolle und dem ganzen Kram erstmal ziemlich lange Schlangestehen. Die Kontrolle verlief nun auch wieder ohne Probleme. Dann nur noch schnell die Koffer gepackt. Hier ist dann wirklich das erste Problem aufgetreten, Nanes zweiter Koffer tauchte nicht auf. Es hat sich dann aber schnell geklärt, dass den einfach jemand, der genau auf der anderen Seite des Bandes stand, ihn wahrscheinlich schon versehentlich heruntergenommen hatte und wir ihn deshalb nicht entdecken konnten. Und damit endete auch die Reise. Am Ausgang des Flughafens wartete schon Monte (Gastvater) auf mich, der mich dann mit „nachhause“ nahm. Er hat mir dann alles gezeigt und erklärt und in kürzester Zeit waren auch Katy und Austin (Gastmutter und –Bruder) da. Ich habe ein kleines nettes Zimmer bekommen. Obwohl mich der Verdacht beschleicht, dass es sich nur um das normale Gästezimmer handelt, was mich allerdings überhaupt nicht kümmert. Das einzige was ich mir vielleicht wünschen würde, wäre ein Schreibtisch, wo ich meine ganzen Schulsachen verstauen könnte, so befindet sich alles in meinem Ranzen/Rucksack oder meinem umfunktionierten Kleiderschrank. Arbeiten kann ich aber trotzdem auf dem riesigen Sideboard, das in der großen Wohnküche die Küche vom Wohnzimmer trennt. Ansonsten gibt hier wirklich alles, was man sich wünschen kann: große Fernseher mit unzähligen Programmen, Mega-Kühlschrank, Videospiele, Billardtisch, Tischkicker (was die Amerikaner übrigens „Fußball“ nennen, wirklich das deutsche Wort), Mikrowelle (ganz wichtig bei dem vielen Fast Food) und vieles mehr. Soll heißen, ich fühl mich wohl. Das einzige, was vielleicht noch zu noch größerem Glück hinzugefügt werden könnte, wäre ein Pool, aber wir sind ja bescheiden xD.
Meine Sprachkenntnisse werden mit jedem Tag besser, man sagt sobald man das erste mal in der Sprache träumt hat man es so ziemlich geschafft, dass hab ich auf jeden Fall schon geschafft. Dank 6 Jahren Englisch Unterricht in der Schule hatte ich schon eine, was ich nicht gedacht hätte, sehr gute Grundlage. Nach den ersten 2 Monaten ist meine Sprachfähigkeit im Englischen schon sehr flüssig. Das witzige ist, man hat mich die ersten Wochen ernsthaft gefragt ob ich deutsch sprechen könne…

Nun das „Wichtigste“: Schule. Ich muss sagen, dass das Schulsystem hier nicht nur anders, sondern komplett und vollkommen anders ist. Als erstes hat man hier weder einen normalen Wochen-Stundenplan, noch eine konkrete Klasse mit der man jede Stunde verbringt. Es ist viel mehr mit dem ehemaligen Kurssystem in unserer 11. und 12. Klasse in Sachsen zu vergleichen. Man muss sich 2 oder eine Woche/n vor Schulbeginn mit allen möglichen Unterlagen in der Schule anmelden, und dabei spielt es KEINE Rolle ob man schon vorher Schüler auf der Schule war oder nicht. Des Weiteren ist man hier auf der Highschool nur von Schuljahr 9-12, alles vorher ist Elementary-school und dann Middle-school. Bei dieser Anmeldung musst du am Ende dann deine persönlichen Kurse wählen. Ich entschied mich für: U.S. History, Spanish, Web Design, Chemistry, Music Theory, English und Calculus (Mathe aber spezialisiert auf Funktionen und ähnliches). Wobei diese Reihenfolge auch meinem täglichen Stundenplan entspricht. Ihr werdet nun mit recht sagen: „Was für eine Eintönigkeit!“. Und ihr habt Recht. Man glaubt gar nicht, was ein Wochenstundenplan für Abwechslung bringt. Um dieser Tristheit wenigstens ansatzweise aus dem Weg zu gehen habe ich die Maßnahme ergriffen, und versuche nun jeden Tag andere Wege zu den Klassenräumen zu wählen, was bis jetzt ganz gut klappt. Vom Schwierigkeitsgrad her sind selbst die anspruchsvolleren AP-Kurse (man unterscheidet hier 3 Schwierigkeitsgrade: unlevel, Pre-AP, und AP (advanced Placement)) nicht mit unseren zu vergleichen. Ich will nicht sagen, dass der Stoff, den man lernt sich sehr unterscheidet, das überhaupt nicht (höchstens die Sichtweise und die Art und Weise, wobei ich denke, dass mir das sehr viel bringen wird, wenn ich zurück in Deutschland bin) bloß die Art und Weise, wie das Wissen abgefragt wird ist mit multiple-choice-tests um einiges einfacher und was hier in English an Aufsätzen abgefragt wird ist für einen deutschen eher so 8. Klasse Niveau. Allerdings bin ich kein Muttersprachler und habe somit auch so meine Probleme, weswegen ich auch aus den AP-English und AP-U.S. History Kurs aussteigen musste. Hat mit dem ganzen lesen und schreiben nicht ganz so gut geklappt. Aber bis auf Web Design sind die anderen Kurse alle AP, damit auch keiner denkt ich mache hier nichts für die Schule, was wirklich gelogen wäre. Ich habe hier jeden tag Hausaufgaben, die mich wirklich manchmal ziemlich viel Zeit kosten. Das Problem: Hier werden restlos alle Hausaufgaben eingesammelt und zensiert, da hier das ganze Zensuren-Gebens-System anders läuft. Du hast 2 Semester, wobei die Semesternoten vollkommen unabhängig voneinander sind. Die Semesternoten entstehen allerdings nicht direkt als Endergebnis aller deiner Noten dieses Halbjahres ergibt, vielmehr hast du 3 mal 6 Wochen für die du Noten bekommst, alle natürlich wiederum unabhängig voneinander. Deine Semesternote ist dann der Durchschnitt der drei 6-Wochennoten. Übrigens gehen die Noten hier von 0 bis 100, wobei alles unter 70 durchgefallen heißt (ist aber auch sehr schwer schlechter zu sein). Meine Noten für die ersten 6 Wochen sind alle zwischen 80 und 95, d.h. nicht perfekt aber gut.

Soviel zum texanischen Schulsystem, nun zu einem auch sehr wichtigen „Ding“: Familie. Ich liebe meine Familie, die sind echt super. Ich genieße es wirklich ein stinknormales amerikanisches Familienleben zu leben. Nichts gegen meine Familie in Deutschland ganz und gar nicht ich liebe euch, und würde euch für nichts und niemanden eintauschen, weil ihr einfacher mal viel cooler seid als alle anderen. Du kannst noch so viele Vorurteile gegen Republikaner, amerikanische Abspaltungen der christlichen Kirche oder gegen Amerikaner allgemein haben, aber meine Familie ist einfach mal super. Sie sind nett und fürsorglich, integrieren mich in alles, fahren mich überall hin, wo ich hin will, haben mich wirklich in die Familie geschlossen und sehen mich auch als Teil dieser an. Ich verstehe mich wirklich super mit denen, diskutiere mit ihnen über kulturelle Unterschiede und auch Politik und ich kann mit denen auch wirklich über ALLES reden. Kurz: Ich bin sehr zufrieden.
Es ist allerdings immer noch nicht raus, wo ich als 2. landen werde, geschweige denn welche meine 3. Familie sein wird, wenn es überhaupt eine geben wird.
Meine Counselor habe ich dagegen erst 2-mal getroffen, und das war bei meinen Rotary-Club-Treffen. Ich mag ihr wirklich, er ist echt nett und so, aber ein wirkliches Verhältnis konnte ich mit ihm bis jetzt noch nicht so ganz aufbauen, aber ich glaube das liegt weder an ihm noch an mir. Ich brauche ihn bloß einfach momentan nicht, weil es einfach keine Probleme gibt, die ich nicht auch ganz normal mit meiner Familie klären kann, oder besser gesagt es gibt keine Probleme bis jetzt.

Ich habe auch schon Freunde gefunden, wenn ich so darüber nachdenken schon ganzschön viele. Hin und wieder mache ich was mit denen, könnte allerdings auch noch mehr werden. Ich hatte in letzter Zeit aber auch viel mit Schule und Familie zu tun, sodass ich gar nicht soviel Zeit hatte um viel mit denen zu unternehmen.
Das einzige, was mir bis jetzt noch nicht gelungen ist, ist eine Band zu gründen. Ich habe zwar schon eine Sängerin und einen Bassisten, dennoch fehlt mir der Proberaum und der Drummer, was mich doch sehr in meiner musikalischen Entfaltung einschränkt. Jedoch bin ich mit einem recht guten Drummer und Gitarristen befreundet in dessen Garage wir hin und wieder etwas jammen können und ich mein neues Baby (siehe weiter unten) zum Einsatz bringen kann.

Nun zu weiteren Erzählenswerten Dingen: ratet mal was ich mir als erstes in Amerika gekauft habe? … Eine Gitarre, und nicht irgendeine (WARNUNG: Falls sie sich nicht dafür interessieren oder nicht viel Ahnung haben können sie den nächsten Paragrafen ohne Bedenken überspringen) sondern eine GIBSON USA Flying V. Es war ein Sonderangebot für 700$, was bei dem momentanen Umrechnungskurs nur 450€ sind, ein Schnäppchen sozusagen, ich hatte mich auf den ersten Blick verliebt und konnte einfach nicht mehr nein sagen, etwas Wundervolleres habe ich nie in meinen Händen gehalten. Sie ist in einem dezenten worn cherry finish gehalten, mit silbernen Armaturen. Der Body besteht aus Mahagoni und das Griffbrett aus Rosenholz. Leider besitzt das Baby nur passive Humbucker (wird noch geändert), wobei diese aber Gibsons Hausgemacht Leckerlies sind. Ich glaube das ist der Beginn einer Sehr langen und engen Freundschat. Ich taufte sie Jinx.
Ich habe außerdem ein neues Handy. Das genialste ist aber, dass ich es vollkommen for free nutzen kann. Ein sehr netter Herr namens Gary aus dem Rotary-Club hat eine Transportfirma, und da die Wirtschaft ja gerade nicht ganz so gut läuft hat er ein paar Geschäfts-Handies frei, sodass ich eines für mein ganzes Jahr hier bekommen habe.

Ich mache hier wirklich viel, besonders meine Familie, die (für mich etwas total neues) sehr groß ist, nimmt mich zu vielen Dingen mit, lädt mich ein, etc. Ich war sogar schon bei 2 Hochzeiten. Soll heißen, wenn meine Wochenenden nicht gerade mit Schule und was mit meinen Freunden unternehmen voll gestopft ist, habe ich garantiert etwas mit meiner Familie zu tun =)

Mit dem Rotary-Club hier, hatte ich allerdings noch nicht so viel zu tun. Ich war jetzt insgesamt zu 4 Treffen, welche immer freitags um 7 Uhr morgens sind, d.h. noch früher als Schule (8:20 a.m.) Musste meinen Vortrag halten, über Deutschland und mich und beendete es mit einer Standing Ovation =). Allerdings mussten die erste Inboundorientation und auch ein Ausflug mit den Austauschschülern aus Distrikt Dallas verschoben werden.  Somit konnte ich leider noch nicht allzu viel mit den anderen Austauschschülern und dem Rotaryclub unternehmen.

Na ja, ihr seht ich habe viel um die Ohren. Ich grüße euch alle ganz doll.
Alex

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