USA – 2. Bericht von Nicolas

Nun ist es an der Zeit über den Zeitraum von Anfang November bis Anfang Maerz Bericht zu erstatten.

Zuerst möchte ich von meinen Erlebnissen mit meiner/meinen Gastfamlie(n) berichten:

Anfang November hatte ich meinen ersten Urlaub in den USA: Ich flog mit meinen Gasteltern für eine Woche nach Texas. Waehrend meines Fluges entschied sich die Praesidentenwahl. Allerdings habe ich davon zu diesem Zeitpunkt nicht viel gemerkt, da fast keine Leute mehr am Flughafen waren. Ausserdem sind in Texas ja eher „die Republikaner daheim“ (Obama ist Demokrat).

In Dallas lernte ich meinen 22 Jahre alten Gastbruder Chris kennen. Er studiert dort Psychologie. Mit dem Gastbruder verstand ich mich gut und er stellte mir ein paar Freunde von sich vor. Am zweiten Tag in Texas zeigte mir Chris den Campus von seinem „kleinen“ College namens SMU (Southern Methodist University). Klein, weil es „nur“ ca. 10 000 Studenten hat.

Ausserdem war ich mit meiner Gastfamlie auf einem Footballspiel der Texas A&M University.

Besonders beeindruckend fand ich die Show, die vor Beginn des Spieles war: Es fand eine Musikparade des Militaers auf dem Footballfeld statt und dann flogen noch zwei Duesen-Jets ueber das Stadion.

Einen Tag spaeter besuchte ich mit meiner Gastmutter Deb die groesste Honky Tonk Bar der Welt, namens „Billy Bob’s Texas“. Unter Honky Tonk Bar kann man sich eigentlich eine Cowboy-bar vorstellen: Life-Country-Musik, Billiardtische, Pistolen an der Wand und sogar eine Rodeo-Halle fuer die Rodeo-Reiter.

Ansonsten waren natuerlich die Wolkenkratzer gerade in Dallas faszinierend fuer mich, da es in Deutschland nicht so viele gibt.

Uebrigens sagte ich Mom und Dad zu meinen ersten Gasteltern. Da sie mir inzwischen schon recht vertraut waren, fand ich diese Anrede geeigneter als Vornamen.

Im Nachhinein bin ich froh, sie danach gefragt zu haben. Sie sagten mir später, dass ihnen das sehr gefallen hat.

Dann stand ein großes Fest „Thanksgiving“ am 27.11. vor der Tuer. Dafür haben alle Schüler schulfrei. Thanksgiving: Als die Pilgerväter bei Plymouth Rock in Massachusetts strandeten, feierten sie zusammen mit den einheimischen Wampanoag-Indianern, im Herbst 1621, ein dreitägiges Erntedankfest. Ohne deren Hilfe, hätten sie den folgenden Winter nicht überlebt. Es ist dieses Fest, auf das sowohl die Amerikaner als auch die Kanadier ihr Thanksgiving zurückführen.

Wir (meine Gastfamilie und ich) feierten mit Freunden meiner Gasteltern. Aber vorher half ich meiner Gastmutter beim Kochen, denn Essen ist bei diesem Fest (wer haette es gedacht…) „nicht ganz unwichtig“. Wir hatten einen 17 Pfund Truthahn. Sonst machten wir noch verschiedene Maisgerichte, Nachspeisen, Sossen, Salat und so weiter.

Das Essen hier ist im allgemeinen uebrigens ganz okay. Allerdings vermisse ich gute Kuchen und gutes Brot. Nach dem Essen spielten wir ein Brettspiel namens „apples to apples“, am Abend spielte ich wie oefters gegen meinen Gastvater Jim Tischtennis und danach schauten wir uns „Bourne Identity 1+2“ an.

In der High-School war ich im Skiteam und konnte dann im Dezember mit dem Skitraining starten. Wir hatten einige Ski Rennen (Slalom), bei denen ich am Anfang sehr schlecht abschnitt. Mit der Zeit wurde ich aber immer besser (oder auch weniger schlecht). Angenehm waren auch die Abendessen mit dem Ski Team. Dabei konnte ich die Mitglieder des Ski- Teams besser kennenlernen. Insgesamt kann ich sagen, dass es mir im Ski- Team sehr gut gefallen hat. Leider endete das Skitraining im Januar. Aber bald faengt fuer mich die Tennis-Saison an.

Wir (Gasteltern, Gastbruder und ich) fuhren ueber Weihnachten nach Asheville (North Carolina) zu Verwandten meiner Gastmutter. Dabei kamen wir durch Illinois, Indiana, Kentucky und Tennesse. Am Zielort wanderten wir und besichtigten die Gegend (z.B. das Biltmore House: groesstes, privates „zu Hause“ in den USA; sieht aus wie ein Schloss). Am Heiligen Abend waren wir in der Kirche. Im Allgemeinen ist die Kirche hier lockerer als in Deutschland (weniger streng). An Weihnachten vermisste ich ein wenig meine alten Familientraditionen, hatte auch ein wenig Heimweh. Und es war einfach komisch, das erste mal ohne meine Familie Weihnachten zu feiern.

Die richtige Feier war am 25.Dezember (damit meine ich: Geschenke gab es am 25. …). Ausserdem schaute ich mir ueber die sieben Tage in North Carolina zehn Filme an („Second hand lions“ ist sehr empfehlenswert)!!

Silvester war eher gemuetlich: Ich feierte mit meinen Gasteltern, welche allerdings nicht grossartig feierten. Wir schauten uns also Filme an und spielten Tischtennis. Ausserdem schauten wir uns „Dinner for one“ auf DVD an (meine Gasteltern waren davon allerdings nicht so beeindruckt).

Am 1. Januar habe ich dann aber etwas Besonderes (und hier Traditionelles) gemacht: Ich sprang bei ca. -3°C Aussentemperatur und ca. 0°C Wassertemperatur mit 50 anderen Leuten in den Michigansee.Ich blieb allerdings nicht laenger als 30 Sekunden im Wasser. Dieses Spektakel wird von ein paar hundert Zuschauern aus der Umgebung verfolgt. Zum Mitmachen hat mich übrigens der Praesident meines Rotary-Clubs überredet. Er sprang ebenfalls ins eiskalte Wasser.

Am 4. Januar stand der Wechsel der Gastfamilie an. Es fiel mir nicht ganz leicht, da ich mich schon gut bei meiner ersten Gastfamilie eingelebt hatte.

Die Kinder meiner zweiten Gasteltern (oder fast eigentlich „Gast-grosseltern“) sind schon ausser Haus. Anfangs habe ich befürchtet ,dass es dort eher langweilig sein wird. Aber auf den zweiten Blick sah ich, dass sie sehr nett und eigentlich ganz und gar nicht langweilig sind.

Durch den Gastfamilienwechsel wohnen nun ein paar Schueler in der Nachbarschaft. Das habe ich bei meiner anderen Gastfamilie vermisst, da ich da so der einzige Jugendliche weit und breit war. Meine Gasteltern sah ich meistens Abends. Wir assen zusammen, unterhielten uns und manchmal schaute ich Fernsehen mit ihnen. Ich brachte meinem Gastvater Doug Schach bei und ausserdem hatten wir mehrere politische, historische und andere Diskussionen (er ist stark konservativ und ich wuerde mich eher als liberal bezeichnen; allerdings sehen die Amerikaner die Europaeer sowie so „alle als Demokraten“, zumindest meiner Erfahrung nach).

Nun ein paar Zeilen zur High-School :

Fuer das 2. Semester waehlte ich andere Kurse:

1) Freistunde unter Aufsicht; 2) Amerikanische Literatur; 3) Psychologie; 4) Contemporary Issues (momentane Weltangelegenheiten, „also was in der Zeitung steht“); 5) Amerikanische Geschichte; 6) MITTAGESSEN; 7) Outdoor Adventure (Skilanglauf, Kanufahren, Eisstockschiessen usw.); 8) AP Chemistry (Chemie fuer Fortgeschrittene).

In meiner Freizeit spiele ich häufig Klavier. Ein- oder zweimal treffe ich einen Freund zum Gitarre und Klavier spielen (naja, und X-Box spielen wir auch…). Damit ich flexibler bin, habe ich mir ein Keyboard für die nächsten Monate geliehen.

Fuer das Wochenende ergibt sich jedesmal etwas anderes; z.B. Rotary Treffen, Freunde treffen, selten Skifahren, was mit der Gastfamilie machen, Kinogehen …

Die Rotary Clubs hier sind sehr nett und ich gehe ca. einmal in 12 Tagen zu entweder einem Mittagessen oder einem Fruehstueck mit Rotary. Mit meinem Counselor namens Holly verstehe ich mich auch gut. Ausserdem sind die Treffen mit den anderen Austauschschuelern von Rotary sehr gut organisiert. Letztes Wochenende war ich zum Beispiel auf einer Orientation fuer Inbounds und Outbounds (und ein Rebound war auch da). Mit denen verstehe ich mich auch sehr gut. Einer meiner besten Freunde ist der Austauschschueler Ming (aus Thailand).

Und zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zu bestehenden Vorurteilen ueber die USA. Folgende Punkte kann ich nur unterstreichen:

Sie kennen keine anderen Fortbewegungsmöglichkeiten als Autofahren; Fahrradfahren oder Zufussgehen kommt hier nicht in Frage (liegt auch daran, dass die Orte sich sehr weit ausdehnen und man ein Auto „braucht“).

Amerikaner würde ich nicht als unterernaehrt beschreiben.

Ihr Kleidungsstil ist recht laessig (bzw. Kleidungsgeschmack ist teilweise fragwuerdig).

Verschwender, z.B. bezueglich Energie, Muell, Essen.

Patriotisch. Z.B.: Ueberall sind amerikanische Flaggen; Am morgen sagt man den „Pledge of Allegiance“ (Geloebnis der Loyalitaet).

Amerikaner schauen sehr viel fernsehen.

Wie man aus diesem Bericht herauslesen sollen koennte, sind hier einige Dinge anders als wie wir es gewoehnt sind. Und so sind auch meine Erfahrungen anders. Und das alles wird mir unter sehr guter Organisation, naemlich natuerlich unter der von Rotary, ermoeglicht.

 

Beste Gruesse,

Nicolas Leitmann

 

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