Chile – 2. Bericht von Johannes

Das Ende eines wundervollen Austauschjahres

Nun geht mein Jahr hier in Chile ja schon dem Ende zu und die Heimat ruft. Es ist gar nicht so einfach, eigentlich unmöglich, alles das auf Papier zu bringen, was ich in meinem Austauschjahr alles erlebt habe.

Meine erste Gastfamilie habe ich ja nun schon gewechselt und lebe jetzt seit Januar mit meiner zweiten Familie. Ich habe zwar noch Kontakt zu meiner ersten Familie hier in Chile, aber doch eher selten. Es gab nie Probleme zwischen uns in meiner Zeit mit ihnen, jedoch konnte ich bis auf meinen Gastvater nie wirklich eine engere Beziehung zu der Familie aufbauen.

Meiner Gastmutter fiel es doch recht schwierig zu akzeptieren, dass ihr Sohn aufeinmal nicht mehr da ist und da nun ein Fremder in ihrer Familie ist, der seien Platz einnimmt, dazu kam noch das sie immer recht lange und bis spät unterwegs war, so dass ich auch nie wirklich die Chance hatte, sie näher kennen zu lernen.

Mit dem Hausmädchen hingegen habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden und sie ist mir zu einer guten Freundin geworden. Sie wohnt in einem recht armen Viertel hier in Santiago, und da sie mich nun schon einige Male zu sich eingeladen hat, hatte ich auch die Möglichkeit, die „andere Seite“ Santiagos kennen zu lernen, was ein wichtiger Teil in meines Austauschjahres war. In Deutschland wird man nicht wirklich sehr oft mit Armut konfrontiert, umso beeindruckender war es für mich festzustellen, dass ich mich in dieser Familie wohler gefühlt habe als in meiner Gastfamilie.

Jetzt lebe ich schon fast 6 Monate mit meiner neuen Gastfamilie. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und verstehe mich mit allen Familienmitgliedern bestens. Meine Gasteltern haben einen Sohn (19) und eine Tochter (17), welche momentan als rotarische Austauschschülerin in Beglien ist. Meine Gasteltern unternehmen sehr viel mit mir, so dass es eigentlich nie langweilig wird. Meine Gastmutter ist gerade ihre Tochter in Belgien besuchen, die ebenfalls ein Austauschjahr absolviert. Auch in diesem Haushalt gibt es eine „Nanni“ und ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass ich nichts im Haushalt machen soll und darf.

Ich weiß, dass ich diese Familie sehr vermissen werde und hoffe, den Kontakt zu ihnen nie zu verlieren.

Meine Schule in Santiago musste ich leider auch wechseln, da meine jetzige Gastfamilie einfach etwas zu weit weg gewohnt hätte, und so gehe ich jetzt seit März (dem Ende der Chilenischen Sommerferien) in eine andere Schule. Das Schulleben finde ich hier um einiges entspannter als in Deutschland.

Chilenisches Schulsystem ist wirklich in keiner Weise mit unserem in Deutschland zu vergleichen. Meine Gatseltern bezahlen für meine Schule umgerechnet monatlich rund 80 Euro (eine der billigeren Schulen Santiagos) und die Ausbildung, die die Schüler in dieser Schule erhalten, kommt bei weitem nicht an die deutsche heran.

Wie schon an der ersten Schule habe ich absolut keine Probleme, weder mit Lehrern noch mit den Schülern. Ich verstehe mich mit allen sehr gut. Ich habe in meiner Schulzeit hier in Chile sehr sehr viele Freunde kennen gelernt, und es wird mir schwer fallen, mich von ihnen allen zu verabschieden.

Was ich in der gesamten Zeit sehr schön und außerdem besonders hilfreich empfand, war der gute Kontakt zu meiner Counselerin. Sie hat mich oft angerufen und gefragt, ob es Probleme gibt. Wir waren gemeinsam wandern oder sie hat mich in ihr Haus zu einem Essen eingeladen.

Die spanische Sprache beherrsche ich inzwischen sehr gut, hinzulernen kann man natürlich immer wieder. Wenn ich aber bedenke, dass ich ohne Vorkenntnisse hier in Chile angefangen habe, bin ich doch sehr zufrieden.

Das sollte auch allen anderen Austauschschülern Mut machen wenn sie ohne jegliche Sprachkenntnisse in ein fremdes Land reisen, dass spätestens nach 4 oder 5 Monaten der Wortschatz so groß ist, dass man sich gut unterhalten kann.

 

Von Chile als Land habe ich vielleicht etwas weniger gesehen als die meisten anderen Austauschschüler, da ich aus persönlichen Gründen nicht an den Reisen von Rotary teilgenommen habe. Es ist aber auch fast unmöglich, ein Land wie Chile, was immerhin flächenmässig das grösste der Welt ist, vollständig kennen zu lernen.

Einen kleinen Teil im Süden Chiles konnte ich bereisen und vor einer Woche war ich auch für ein paar Tage im Norden. Alles ist sehr beeindruckend. Der Norden bietet mit seiner Wüste und seiner Natur eine Landschaft, die es so in keinem Teil Europas gibt.

Was ich mit meinen Gasteltern und Freunden hier in Chile alles sehen und erleben konnte, habe ich versucht, in meinen Blog zu stellen.

Einen Teil Chiles, den ich gerne noch kennen gelernt hätte, mir wohl aber fuer meinen nächsten Besuch in Chile aufheben muss, ist die berühmte Osterinsel. Sie soll ja doch etwas ganz besonderes sein.

Nun brechen hier auch schon wieder meine letzten Tage an und ich wurde natürlich schon sehr oft gefragt (und frage mich das auch selber), wie ich mich denn jetzt so kurz vor meiner Abreise fühle. Ob ich mich verändert hätte und ob ich mir vorstellen könnte, hier für immer zu leben. Wie man sich sicherlich vorstellen kann, ist es nicht ganz so einfach, diese Fragen zu beantworten. Verändert habe ich mich auf jeden Fall. Nicht nur, dass ich hier um ein Jahr älter geworden bin, sondern auch durch viele Erfahrungen die man in einem solchen Jahr sammelt. Ich freue mich natürlich sehr, meine Familie und meine Freunde in Deutschland alle wieder zusehen, weiss aber auch jetzt schon, dass ich Chile und meine neuen Freunde vermissen werde.

Ich habe hier ein wunderbares Jahr erleben dürfen und bin Rotary und meinen Eltern dafür sehr sehr dankbar. Solch ein Austauschjahr ist das Beste, was einem passieren kann und ich möchte jedem der die Möglichkeit dazu bekommt, nur zuraten.

Ich freue mich bald persönlich über mein Jahr berichten zu können und werde nun noch meine letzte Zeit hier in diesem wunderschönen Land genießen.

Chau y hasta luego,

euer Johannes

Johannes in Chile

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