USA – 1. Bericht von Clara

ALASKA

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag ,als ich erfuhr ,das ich mein Auslandjahr in Alaska verbringen werde.
Wenn ich ganz ehrlich bin war ich geschockt.Ungelogen, mehr als von Eisbären, Iglus und Öl hatte ich noch nicht von Alaska gehört.
Nun bin ich schon 2 Monate in Ketchikan, Alaska. 2 Monate, ohne Schnee und ohne  Eisbären zu sehen oder Iglus, dafür mit unheimlich vielen neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken. Ich flog am 19. August von Frankfurt nach Seattle und von Seattle nach Ketchikan. Auf dem Flughafen von Seattle traf ich meine Gastvater. Ich erinnere mich noch an das Gefühl, das ich von einer Sekunde auf die andere völlig umdenken musste.Es war unheimlich komisch auf einmal NUR in Englisch zu sprechen. Ich habe zwar seit der ersten Klasse in der Schule Englisch gelernt aber noch nicht mehr als  10 Minuten durchgängig Englisch gesprochen. Am Anfang war das ein wirklich ungewohntes Gefühl aber mit der Zeit wir es immer einfacher.
Ich hatte wirklich nicht viele Erwartungen vor meinem Austauschjahr . Normalerweise versuche ich mir alles vorher vorzustellen, wie es sein könnte, aber dieses Erlebnis würde einfach so anders werden, als alles was ich bisher gemacht hatte. Durch die Orientations hatte ich schon viel von dem Austauschjahr anderer Austauschschüler gehört. Aber jedes Austauschjahr ist anders und obwohl ich wirklich viel Geschichten gehört und gelesen hatte, half es mir nicht, mir vorzustellen ,wie es bei mir werden könnte.
Als ich um 6 Uhr, nach 11 Stunden Flug, dann endlich in Ketchikan angekommen war, war ich erleichtert ,das ich alles alleine gemeistert hatte. Mein YEO und die Präsidentin von meinem Rotary Club holten mich und meinem Gastvater am Flughafen ab und wir fuhren mit der Fähre nach Ketchikan. Das Wetter war ungewöhnlicher Weise sehr schön und ich war so überwältigt. Ketchikan liegt am Pazifischen Ozean und grenzt an den Regenwald. Die Natur ist einfach so wunderschön! Der Blick aus dem Flugzeug war schon umwerfend. Wie all die kleinen grünen Inseln im blauen  nicht endenden Ozean liegen.
Als mein Gastvater und ich dann ankamen, lernte ich mein Gastmutter und meine zwei Gastschwestern sowie ihre Haustiere kennen. Ich stellte meine Koffer in meinem Zimmer ab und wir aßen zusammen Abendbrot, meine Gastfamilie packte meine Gastgeschenke aus und ich ging dann auch schon früh zu Bett, da ich sehr erschöpft und müde war.
Die nächste Woche hatte ich noch frei.Ich nutzte die Zeit ,mich in meiner Schule anzumelden und meine Kurse zu wählen. Ich war begeistert von der großen Auswahl von Kursen, von Chor zur Jazz Band, von Meeresbiologie zur Geschichte von Alaska und von Klavier zum medizinischen Fachwortschatz Kurs.
In dieser Woche lernte ich Balazs kennen. Da hier 2 Rotary Clubs gegründet wurden, kommen jedes Jahr 2 Austauschschüler nach Ketchikan. Balazs kam ebenso am 19. August aus Ungarn in Ketchikan an.
Da meine Gasteltern und Gastgeschwister arbeiten mussten, war ich die erste Woche sehr oft allein zu Hause. Diese Woche hatte ich wirklich Heimweh, denn wenn man allein in einer unbekannten Umgebung ist, in einem Land, in welchem man die Sprache nicht flüssig spricht und alleine im Haus sitzt, ist es schwierig nicht an zu Hause, an Freunde und Familie zu denken. Doch als die Schule begann war das dann alles wie weggeblasen.
Eine Freundin meiner Gastschwester hatte mir einen Tag ,vor dem ersten Schultag, schon die Schule gezeigt, mich herumgeführt und mich einigen meiner Lehrer vorgestellt. Es ist trotzdem ein komisches Gefühl im Bauch, wenn man den Gang zum Klassenzimmer herunter läuft und man denkt, jeder schaut einen an. Für alle um dich herum, ist es einer dieser normalen Schultage, mit den gleichen Leuten, Lehrern und Freunden, doch für dich ist alles so neu und ungewohnt.Ich wurde von den Lehrern, wie auch von den Schülern herzlich aufgenommen. Normalerweise bin ich nicht einer dieser Menschen, die eine ungewohnte Situation ohne jede Scheu meistern. Wenn ich unter Leuten bin, die ich nicht kenne ,gehe ich normal nicht sofort auf sie zu ,sondern bin eher schüchtern. Doch da alle Schüler und Lehrer sehr aufgeschlossen und freundlich waren, hatte ich überhaupt keine Probleme mit meiner Schüchternheit. Ich fühlte mich schon nach dem ersten Tag in der Schule wohl und nicht, als ob ich am falschen Platz wäre. Natürlich war alles noch sehr ungewohnt. Ich hatte auch manchmal Probleme alles genau zu verstehen doch mit der Zeit lernt man, sich unbekannt Worte zu erschließen  und man überwindet die anfängliche Scheu, einfach zu fragen. Obwohl ich mich sehr für Sprachen interessiere ,hatte ich noch nie so ein Ehrgeiz entwickelt Englisch flüssig zu sprechen wie hier. Denn nach den 3. Mal, wenn du versuchst etwas zu sagen aber nicht weißt, wie du es ausdrücken sollst, setzt du dich freiwillig nach der Schule hin und lernst diese Vokabeln, die dir fehlten.
Als ich noch in Deutschland war, dachte ich das ich viel mehr Probleme mit meinem Englisch hätte, ich machte mir so viele Gedanken was ich machen würde, wenn mich niemand verstehen würde oder wenn ich nicht wüsste wie ich mich auszudrücken soll. Doch nach dem ersten Monat in Ketchikan war die Sprache nur noch Nebensache. Auch wenn vielleicht nicht jeder Satz grammatikalisch richtig ist, man macht sich keine riesigen Gedanken mehr, man spricht einfach ohne das man sich vorher den Satz durchdenken muss. In der Schule hatte ich von Anfang an keine großen Probleme, obwohl ich schwere Kurse gewählt hatte ( ich fand sie nicht sie nicht sonderlich schwer, aber alle anderen waren immer überrascht, warum ich so schwere Kurse gewählt hätte ). Grundsätzlich ist die Schule nicht so zeitaufwändig wie in Deutschland, doch man kann es sich schwer machen ,indem man anspruchsvollere Kurse wählt. Ich legte in Deutschland extrem viel Wert auf meine Noten und die Schule. Doch hier ist alles ein wenig gelassener. Ich habe Spaß und obwohl ich mein bestes gebe, steht die Schule nicht an erster Stelle, wie in Deutschland. Ich habe schnell gute Freunde gefunden, mit denen ich eigentlich jedes Wochenende was unternehme. Manchmal muss ich daran denken ,das ich nur ein Jahr hier bin und ich wahrscheinlich den größten Teil meiner Freunde hier nie mehr sehen werde. (Schon der Gedanke daran wieder nach Deutschland zu müssen ist schrecklich.) Ich habe hier so viel Spaß und kann gar nicht glauben, das ich erst 2 Monate hier bin und schon so gute Freunde gefunden habe. Ich will wirklich nicht daran denken wieder zurück nach Deutschland zu müssen und alles das hier zurückzulassen. (Ich versuche selten daran zu denken und wirklich JETZT so viel zu Erleben wie nur möglich. )
In der 2. Woche bin ich mit meiner Counsellorin zu einer Seilbahn ,die hier in der Stadt ist, gefahren. Wir seilten Baum zu Baum ca. 15 m über dem Boden. Man hatte einen unglaublichen Blick über die Stadt und ich hatte so viele Spaß, obwohl es sehr kalt und nass war. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an das Wetter und lässt sich seine Laune nicht verderben, auch wenn es manchmal 2 Tage lang in Strömen durchregnet.
An diesem Tag sah ich zum ersten mal Bären in freier Wildbahn.  
Da im August alle Lachse vom Ozean zurück zu ihrem Geburtsort zurückschwimmen und sterben, riecht die ganze Stadt nach totem Lachs. Auch wenn der Geruch wirklich nicht angenehm war, war es unglaublich in einem Fluss fast kein Wasser zu sehen, weil so viele Fische in einem Fluss schwimmen. Ich habe noch nie so viele und so große Lachse in meinem  Leben gesehen. Es war unglaublich.
Ein weiters Erlebnis war einkaufen zu gehen. Auch wenn mir das vielleicht niemand glaubt aber die ersten Wochen bin ich sehr gerne mit meinen Gasteltern in den Supermarkt einkaufen gefahren. Obwohl der Supermarkt grundsätzlich nicht sehr anders wie in Deutschland ist, aber das Angebot ist dafür sehr unterschiedlich. Ich hatte noch nie vorher Knoblauch Pulver gesehen oder so viele verschieden Dosensuppen auf einem Fleck.
Auch wenn Alaska und Deutschland im großen und ganzen nicht komplett verschieden ist ,erlebte ich schon einige Unterschiede. Ich finde es immer wieder toll zu sehen wie Kulturen, Menschen oder Situationen verschieden sind, nicht besser oder schlechter, einfach verschieden. Ich denke das bereichert unheimlich mein Leben das ich einfach eine andere Sichtweise für Dinge entwickele. Ich denke, ich kann schon jetzt sagen, das ich erwachsener geworden bin und höchstwahrscheinlich selbstbewusster, auch wenn ich Gasteltern habe, treffe ich viel mehr Entscheidungen selber und meistere Situationen ohne Hilfe von Erwachsenen.
Eines meiner markantesten Erlebnisse bis jetzt war mein erste Orientation in Anchorage! Ich hatte so viel Spaß mit all den anderen Austauschschülern und Rebounds aus 16 verschiedenen Ländern. Es ist unglaublich, das man sich sofort mit fast allen Austauschschülern super versteht. Obwohl wir wahrscheinlich unheimlich verschiedene Leben vor unserem Austauschjahr hatten ,haben wir jetzt alle etwas gemeinsam und das denke ich, ist ausschlaggebend ,das wir alle so gut miteinander zurechtkommen. Ich freue mich jetzt schon unheimlich auf die nächste Orientation mit allen Rebounds, Outbounds und Inbounds.
Letzte Woche erlebte ich mein erstes Halloween sowie den Senior Karneval. Senior Karneval ist ein Karneval, von meiner Schule, um Geld für den Abschlussball für Seniors oder andere Senior Aktivitäten zu sammeln. Jeder Senior verkleidet sich und eine Gruppe von 3-5 Leuten haben einen eigenen Stand ,wie zum Beispiel ein Schminkstand. Es ist hier ein unheimlich großes Fest  und es kommt fast die ganze Stadt  .
Obwohl wir alles selbstständig vorbereiteten und aufräumen mussten, hatte ich so viel Spaß. Es war einfach unglaublich.
Ich habe keinen Kontakt zu meiner Counselorin. Doch ich brauchte sie bis jetzt auch noch nicht. Dafür rede ich mindestens einmal die Woche mit meinem YEO. Sie ruft mich fast jedes Wochenende an und frag nach mir, wie es mir geht. Ich verstehe mich wirklich sehr gut mit ihr. Da meine Gastfamilie für eine Woche in New Orleans war, konnte ich diese Woche bei meinem YEO verbringen. Ich hatte wirklich einen tolle Woche. Obwohl ich natürlich gerne mit nach New Orleans geflogen wäre, denke ich , das ich mindestens genau so eine tolle Woche wie meine Gastfamilie hatte, wenn  nicht sogar besser. ( Ich finde es eigentlich gar nicht so gut, wenn eine Gastfamilie mit ihrem Austauschkind in dem Austauschjahr so viel reist. Denn ein Austauschschüler ist ein Repräsentant für sein Land und wie kann man sein Land repräsentieren, wenn man nur reist und nicht in seiner Gaststadt ist.) Ich habe nicht besonders das verlange zu reisen, denn ich habe hier schon so viele Freunde gefunden und ich würde so viel verpassen wenn ich 1 Woche nach z.B. New Orleans reisen würde.
Eine wichtige Regel habe ich für mich selber für mein Austauschjahr festgelegt und die ist, das ich mal für ein Jahr in die Rolle des Hauptdarsteller des Filmes „Der JA-Sager“ schlüpfen werde.  Das heißt das ich alles ausprobieren werden und machen werde was nur möglich ist. Ich versuche mich in die Gemeinschaft zu involvieren und einfach mal neue Dinge auszuprobieren.
Zum Beispiel hatte mich mein YEO bei einem Musical angemeldet. Wir lernten innerhalb von 2 Monaten  das Musical Cinderella und führten es letzte Woche auf. Obwohl ich wirklich nicht sehr viel Spaß in den Proben hatte, habe ich weiter gemacht. Die Aufführungen machte mir so viel Spaß und ich lernte viele neue Leute kennen. Das war wirklich ein Erlebnis das mir bestätigte, das ich einfach neues Dinge ausprobieren muss und auch wenn es mir im ersten Moment nicht gefällt ,sollte ich nicht gleich aufgeben sondern sehen was sich daraus entwickelt.
Ich denke ich habe wirklich viel Glück gehabt nach Ketchikan zu kommen.  Ich habe hier wirklich so viel Spaß und mache mir wirklich jetzt schon Gedanken wie schwer es sein wird wieder zurück nach Deutschland zu gehen in mein „normales Leben“. Aber daran will ich jetzt lieber gar nicht denken.

Für meine weiteren 7 Monate hoffe ich jetzt nur, das alles weiter so perfekt für mich läuft und ich weiterhin so viel Spaß habe. Das sich mein Englisch perfektioniert und ich keine sprachlichen Probleme mehr habe.

Und ich möchte mich hiermit bei allen Rotariern bedanken, die mir das ermöglicht haben. Ich bin so froh, das ich die Möglichkeit bekommen habe ein Jahr meines Lebens in einem andern Land zu verbringen, andere Sitten und Bräuche, Menschen und Ansichten kennen zu lernen. Ich kann mich eigentlich gar nicht genug bedanken, es ist für mich eine so wunderbare Lebenserfahrung , die ich nie vergessen werde und die mein Leben wahrscheinlich total verändert hat und noch verändern  wird.

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