Brasilien – 2. Bericht von Martin

Liebe Rotarier, liebe Freunde und Interessierte,

hier mein zweiter Quartalsbericht in meinem Austauschjahr in Brasilien. 6 Monate bin ich hier, 6 Monate in denen ich mich eingewöhnen, die erste Neugierde ablegen konnte und zu  einem fast fertigen Brasilianer wurde. Ich fühle mich hier wohl und mittlerweile auch richtig zuhause.

Meine letzten Schultage liegen schon ein ganzes Stück zurück. Mitte November habe ich Ferien bekommen, diese dauern bis jetzt, Ende Januar, an. Ich habe zwar kein Zeugnis im traditionellen Sinne bekommen, doch ich weiß meine Noten zum größten Teil und bin damit mehr als zufrieden. Abgesehen von Fächern wie Literatur, Spanisch und brasilianische Geschichte natürlich. Es wundert mich doch ein bisschen. Ich war in Deutschland in der zehnten Klasse, habe also noch 2 Jahre übrig. Und hier bin ich im „segundo grau“, in der vorletzten Klasse. Trotzdem habe ich den Stoff, zum Beispiel in Chemie, schon vor anderthalb Jahren in Deutschland gelernt. Der Englisch-Unterricht ist qualitativ auf unterstem Niveau. Wer Englisch lernen will, geht in einen Privatkurs. Hier in Brasilien lernt man das deutsche Schulsystem zu schätzen, zumindest stückweise.

Für einen Austauschschüler ist das wichtigste in der Schule sowieso nicht die Noten, sondern die Freunde. Auch wenn nach meinem ersten Quartalsbericht vielleicht noch keine wirklich guten Freundschaften entstanden waren, nach 6 Monaten kann ich mich glücklich schätzen, mit den allermeisten Schülern meiner Klasse super zurecht zu kommen und einige wirklich gute Freunde zu haben. Die letzten Schulwochen des Jahres verbrachte man viel Zeit miteinander und beim Abschlussgrillen der Klasse fühlte ich schon, wie ich meine Klassenkameraden über die Ferien vermissen würde.
Nach einem halben Jahr kann ich auch von mir behaupten, dass ich portugiesisch kann. Das Problem kann ich abhaken, viel besser wird es auch nicht mehr. Die paar Wörter, die ich noch nicht verstehe und die kurzen Pausen, die ich zum Überlegen  im Gespräch noch einlegen muss sind zu vernachlässigen. Mir wird hier von Vielen versichert, dass es für sechs Monate sehr gut sei.

In 4 Monaten ist viel passiert. Ich denke da an Weihnachten, das ja wirklich mal etwas anderes war. Der Weihnachtsbaum stand schon im Oktober und war natürlich aus Plastik. Massig Kunstschnee und Weihnachtsmannimitationen schmückten die Stadt so sehr, dass die Weihnachtsstimmung zu eigentlichen Weihnachtszeit schon wieder fast verflogen war. Und dann kamen die Festtage. Im katholischen Brasilien geht es natürlich in die Kirche, danach wird mehr oder minder normal gegessen und eben gefeiert. Ich denke, dass meine Familie in Sachen Geschenke eine Ausnahme ist. Wir haben am Weihnachtsabend das gemacht, was man in der Heimat unter Wichteln versteht. Im Voraus zieht jeder einen Zettel mit dem Namen einer Person, die am Heiligabend anwesend ist. Und zur Bescherung übergibt man der Reihe nach das Geschenk an die jeweilige Person. Ich habe ein richtig schönes T-Shirt bekommen.

Und eine Woche später kam auch schon Silvester. Wir blieben zuhause, wieder wurde mit der Familie gefeiert. Eigentlich genauso wie an Weihnachten, nur ohne Geschenke und Kirche, dafür mit Feuerwerk und einer Runde schwimmen um Mitternacht.

Und schließlich kam der Januar, auf den ich mich schon lange gefreut hatte. Ich nahm an der von Rotary empfohlenen und von Terra Brasil durchgeführten Reise in den Nordosten Brasiliens teil. Einen ganzen Monat war ich unterwegs, habe richtig viele Städte, schöne Strände und so einiges mehr gesehen und 100 Freundschaften mit den anderen Austauschschülern auf der Reise geschlossen. Es war toll.

Meine Gastfamilie habe ich noch nicht gewechselt, das steht jetzt als nächstes an sowie das neue Schuljahr mit neuen Klassenkameraden und neuen Erlebnissen. Und dann bleibt mir nur noch mich noch einmal ganz herzlich bei Rotary und allen Verantwortlichen zu bedanken für ein jetzt schon unvergessliches Jahr.

Até Mais 😉
Euer Martin Gerhards

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