Mexico – 1. Bericht von Alexandra

Lieber Rotary Club Schloss Voigtsberg, lieber Clemens Burschyk,  lieber Jens Beyer, meine liebe Familie,meine lieben deutschen Freunde und liebes Lessing Gymnasium.
Hier nun der erste Quartalsbericht von mir aus Mexiko.  Ich könnte alles kurz zusammenfassen mit dem Satz: „Alles super hier, mir geht es gut, ich liebe Mexiko!“, aber das ist ja nicht der Sinn eines solchen Berichtes. Also los geht’s…

Am 5. August 2011 hieß es für mich „Adios Alemania, hola Mexico!“. Meine Familie und ich waren pünktlich, wie geplant zwei Stunden vor Abflug auf dem Frankfurter Flughafen. Die Zeit verging schnell und nach der Kofferabgabe, einchecken, ein letztes Mal mit der geliebten Familie Kaffee trinken und ein paar letzten Fotos, hieß es auch schon auf „Wiedersehen“ sagen. Selbstverständlich flossen Tränen und ich konnte es nicht wirklich glauben, dass ich meine Eltern und meine Schwester ein Jahr lang nicht umarmen kann. Und trotz alledem, ging es mir gut und ich war gespannt auf das, was auf mich zukommen würde. Ich kam relativ schnell durch die Kontrollen und schon befand ich mich mit 42 weiteren Rotaryaustauschschülern am Gate 22B und wartete bis wir einboarden konnten. Man fand schnell Anschluss und jeder war aufgeregt. Trotzdem freute ich mich sehr, als ich Stephan aus meinem Distrikt traf. Und auch die Wartezeit verging schnell und so konnten ich und die Anderen auch schon bald ins Flugzeug. Ich war erleichtert, als ich endlich meinen Sitzplatz hatte und stellte glücklich fest, dass Stephan in meiner Reihe saß. Ich saß im Gang und war relativ zufrieden mit meinem Platz, neben mir saßen keine Exchange Students, wie neben den anderen, aber das war mir egal. Ich nahm mir vor, dass ich während der 11 Stunden etwas Spanisch lerne, doch ich kam nicht dazu. Die 11 Stunden Flug vergingen schneller als ich dachte. Mir kam es vor wie nur knappe 6 Stunden. Ich aß, schaute TV, hörte Musik und versuchte zu schlafen, allerdings klappte das für nur ca. 30 Minuten. Ich war aber nicht die Einzige. Und trotzdem, war ich nicht sehr aufgeregt, ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich nun nach Mexiko fliege. Es war wie im Traum. Wir landeten pünktlich 18:55 in Mexico City und dann hieße es warten. Wir standen alle ewig an zum einchecken. Die Koffersuche ging dafür dann umso schneller. Ich war echt froh, dass ich nicht weiterfliegen musste und so begab ich mich mit Maren und noch ein paar Anderen Richtung Ausgang. Wir waren alle total durchgeschwitzt und erwartungsvoll. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns gegenseitig ein tolles und erfolgreiches Jahr und dann hieß es in der kleinen, aber vollen Eingangshalle Gastfamilie finden. Ich wusste nicht, ob nur meine Schwestern da sein werden oder die ganze Gastfamilie. Umso verzweifelter war ich als ich Niemanden fand. Ich überlegte schon, was ich nun tun sollte, da die Anderen bereits in die Arme geschlossen wurden. Bis auf einmal eine kleine, zierliche und hübsche Mexikanerin mit einem „Bienvenido“ Ballon auf mich zu kam und mich fragend „Alexandra?!“ nannte. Ich grinste breit und schrie fast „YES!“. Es war Analy, meine 21- jährige Gastschwester, sie lachte und umarmte mich. Kurz danach kam auch meine andere Gastschwester Daniela (18) und Analy’s Freund Pablo auf mich zu und umarmten und hießen mich herzlich willkommen. Ich war so erleichtert und überglücklich. Nachdem nochmal geklärt wurde, dass ich (noch) kein Spanisch kann, wurde mir aus Englisch erklärt, dass mir nun ca. eine Stunde nach Pachuca fahren werden und zu Hause die Eltern warten werden. Also los ging’s! Es erwies sich erst einmal als problematisch im riesen Parkhaus das Auto wiederzufinden, da sie vergessen hatten wo sie es abgestellt hatten. Völlig durchgeschwitzt, sank ich in den Autositz und die Fahrt ging los. Währenddessen unterhielten wir uns und mir wurde sofort klar, dass wir uns gut verstehen werden. Da es allerdings Freitagabend war, wurde nichts mit nur einer Stunde Fahrt, sondern wir fuhren 2,5 Stunden… die Hälfte davon schlief ich. Ich war völlig kaputt. Gute 15 Minuten bevor wir in meinem neuen zu Hause ankamen, erwachte ich. Verschlafen schaute ich aus dem Fenster und betrachtete die Stadt, die für das nächste Jahr mein zu Hause sein wird. Allerdings erkannte ich noch nicht sehr viel. Als wir im Bezirk „San Javier“ ankamen fuhren wir durch eine Schranke und kamen in den Wohnbezirk und schon waren wir in der „Valle Solitario 201“ angekommen.  Wir stiegen aus und trotz Dunkelheit erkannte ich den ersten großen Unterschied zu Deutschland, die Häuser hatten zwei Gittertüren die abgesperrt werden und erst dann kam die Haustür, die nicht abgeschlossen wird. Zu mindestens in meiner Familie. Drinnen wurde ich mit Luftballons und Blumen von meinen Gasteltern und dem Hund Bruno herzlich begrüßt. Ich stellte mich mit meinen wenigen Spanischkenntnissen vor und dann gab’s Essen. Und schon nach den ersten Bissen, liebte ich mexikanisches Essen! Nachdem mir das Haus gezeigt wurde, duschte ich mich und viel halbtot ins Bett. Ich war müde und musste die ersten Eindrücke erst einmal verarbeiten. Den nächsten Tag konnte ich ausschalfen und nach dem Frühstück  erkundete ich, gemeinsam mit meinen beiden Schwestern, Pachuca. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich nun wirklich in Mexiko war! Für ein Jahr! Wahnsinn! Ich lebte mich sehr schnell ein und integrierte mich in meine Familie, ich helfe, wenn Hilfe benötigt wird und bin offen für Alles. Und si vergingen die ersten Tage schnell und mein erster Schultag stand an und wieder war ich zu meiner Überraschung nicht aufgeregt. Ich kam in die Klasse während sie Chemie hatten und wurde erst einmal mit einem kleinen Willkommensplakat begrüßt. Sehr süß. Ich freute mich sehr und wusste, ich werde hier schnell Freunde finden. In der Pause kamen dann auch alle auf mich zu und durchlöcherten mich mit Fragen und waren sehr hilfsbereit, vor allem was die Sprache anging. Und so lebte ich mich auch schnell in meine neue Klasse ein, auch wenn mexikanischer Unterricht sehr anders ist. Ich habe jeden Tag von 7:30 bis 14:15 Schule, einmal sogar bis 15:15 und einmal hab ich erst 9:30 Unterricht. Die Lehrer kommen ruhig mal eine gute halbe Stunde später und die Schüler kommen auch wann sie wollen. Alle Lehrer sind wesentlich lockerer als die deutschen und haben einen besseren Draht ihren Schülern. Wenn  das geplante fertig ist, hat man halt schon eher Schluss. Sehr praktisch. Ich verstehe mich super mit meinen Klassenkameraden. Und so sind bis heute meine Besten Alejandra und Mora, die gleich den ersten Tag auf mich zukamen. Ja, das ist auch schon sehr anders in Deutschland. Die Mexikaner sind einfach viel offener und hilfsbereiter. Meiner Meinung nach lebte ich mich in Familie und Schule schnell ein und fühlte mich eigentlich von Anfang an wohl. Wenn es an Wochenenden zu Partys geht, lernt man auch immer wieder neue Leute kennen. Das ist echt Wahnsinn, innerhalb der ersten Woche lernte ich so viele kennen, dass ich mir nicht alle Namen merken konnte…das ist teilweiße bis heute noch so. Als Daniela noch da war, unternahm ich viel mit ihr. Jetzt ist sie in Brasilien und ich unternehme viel mit Klassenkameraden, Analy und/ oder Gasteltern. Mit meinen Gasteltern verstehe ich mich prächtig, sie haben mir gleich nach dem ersten Tag angeboten sie „Mama“ bzw. „Papa“ zu nennen. Wo ich gerade bei meiner Familie bin, ich verstehe mich mit allen sehr gut und bin überglücklich mit meiner Familie Torres Meneses! Ich hatte bisher noch keine Probleme.
Ich bin bzw. war sehr traurig, als Daniela nach Brasilien abreiste, da ich eine wichtige Anschlussperson verlor, doch inzwischen habe ich hier so viele Freunde, dass sie „nur noch“ als neue Schwester fehlt.
Das einzige Problem was ich noch habe ist die Sprache. Ich tue mich noch ziemlich schwer damit. Zurzeit verständige ich mich hauptsächlich noch auf Englisch und mit meinen Eltern mit wenigen Brocken Spanisch. Deshalb verstehe ich auch nicht sonderlich viel in der Schule und hatte schon kleine Tiefs deswegen. Doch da ich super Freunde hier habe, die mir helfen und für mich da sind, komme ich aus diesen Tief schnell wieder heraus und mir geht’s wieder prima. Bisher hatte ich auch noch überhaupt kein Heimweh, trotz Sprachproblemen. Ich werde demnächst endlich einen Spanischkurs anfangen und hoffe, dass ich dann schneller lerne. Inzwischen verstehe ich schon etwas mehr als am Anfang. Ich gebe mir weiterhin Mühe und mach das Beste daraus. Ansonsten läuft hier alles super. Mexiko ist in allem einfach völlig anders als Deutschland, aber ich liebe es! Es war nicht meine Erstwahl, wegen der Sprache, doch inzwischen bin ich überglücklich hier zu sein, trotz dass ich kein Spanisch spreche. Ich bin hier nun knappe zwei Monate und fühle mich einfach nur wohl, was wohl daran liegt, dass meine Familie einfach sehr freundlich, offen und nett ist und alle meine Freunde. Allgemein sind die Mexikaner sehr freundliche Menschen und wenn man neu ist, findet man schnell Anschluss. Ich liebe Pachuca, meine Stadt und war auch schon in Mexico City, Puebla, Huesca und Santa Maria. Auch mit meinem Rotary Club ist alles gut, sie sind nett und bisher hat auch alles geklappt. Das einzige etwas Komplizierte war, die Verlängerung meines Visa und die Sache mit dem Spanischkurs. Doch nun bin ich legal in Mexiko und der Spanischkurs kommt wahrscheinlich auch zustande…
Ich habe inzwischen auch meinen Tagesrhythmus gefunden und alles läuft wie am Schnürchen hier in Mexiko!
Meine Familie und Freunde vertrauen mir und ich ihnen. Wenn ich abends mal mit Freunden unterwegs bin, soll ich 1:00 wieder da sein. Und trotz, dass ich mit Mexikaner unterwegs bin (die gerne mal mehr als 15 Minuten später kommen), schaffe ich es um die gewünschte Zeit da zu sein. Dennoch hoffe ich, dass meine Eltern mir nach einiger Zeit erlauben, später zukommen, Analy sagt, das wird schon.
Ja, ich hab bisher schon viel gesehen und gelernt. Das größte Erlebnis, war jedoch der Unabhängigkeitstag am 15. September. Ich hatte keine Schule, sondern es wurde gefeiert, gegessen und gespielt und man hatte einfach Spaß und abends ging die Party weiter. Es war echt unbeschreiblich, man muss dabei gewesen sein! Allgemein feiern die Mexikaner sehr gerne! Und wenn man jung ist, ist das ja nicht gerade schlecht!
Abschließend noch was zum Wetter…es ist auf jeden Fall wärmer als in Deutschland, aber für Mexiko dennoch relativ kühl. Inzwischen ist es früh verdammt kalt und trotz dass September ist wird’s später mehr als 26 Grad Celsius! Also ich kann mich nicht beklagen, auch Wetter passt soweit. Die paar kalten Tage halte ich auch aus. Ach und wenn’s in Pachuca regnet, dann regnets richtig…den ganzen Tag, wirklich und am nächsten Tag ist überall Überschwemmung…
Was ich ganz vergessen hab zu erwähnen, das ESSEN! Oh man, ich liebe es! Teilweise ist es ganz schön scharf, aber es geht. Das Beste überhaupt sind Tacos! Ich liebe sie einfach! Ich weiß jetzt schon, dass ich es vermissen werde, nächstes Jahr, aber noch hab ich ja Zeit, zum Glück! Aber ich glaube, weil es so lecker ist und weil ich es so liebe, werde ich schnell zunehmen, ein negativer Punkt an einem Auslandsjahr, aber naja…

An dieser Stelle möchte ich gerne meinem Rotary Club danken, der mir dies ermöglicht hat! Ein großes Dankeschön!
Außerdem danke ich meiner Familie, die mich jederzeit tatkräftig unterstützt und für mich da ist! Genauso wie alle meine guten Freunde! Vielen Dank für Alles! Ich fehlt mir!
Es ist wirklich schwer, nach den ganzen Wochen die ich hier bereits erlebt habe, alles zusammenzufassen und zu erzählen, was positiv und was negativ ist, dennoch hoffe ich , ich habe es geschafft und ihr habt einen kleinen Einblick bekommen. Für alles Weitere gibt es ja noch meinen Blog! Aber wie gesagt, ich kann wirklich GAR NICHTS Negatives sagen, da es nichts gibt. Ich bin glücklich und liebe Mexiko einfach! Ich hoffe ich habe nichts vergessen, für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!
Ich verbleibe mit liebevollen, sonnigen, mexikanischen Grüßen!
Hasta luego, Alexandra

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