USA – 3. Bericht von Haiyen

 

Litchfield, 15. Mai 2012

Liebe Roatrier und Freunde!

Es tut schon ziemlich weh, dass ich schon meinen 3. Quartalsbericht schreiben muss. Morgen werde ich meinen letzten Schultag antreten, das letzte Mal in den Kursen sitzen, zum letzten Mal zu meinem Spind gehen und werde das lezte Mal mit meinen Freunden an dem nur fuer uns ‘reservierten’ Tisch sitzen. Ich kann es kaum wahrhaben, dass ich all diese Dinge nicht mehr Tag fuer Tag erleben werde, wenn ich zurueck in Deutschland bin.

Immer mehr Leute fragen mich, wann ich zurueckfliegen werde, und ich muss zugeben, dass ich dann sofort vom Thema ablenke, weil ich einfach nicht darueber nachdenken moechte. Und weil ich ja sowieso nicht gehen will, habe ich meinen Flug um 10 Tage nach hinten verschoben!

Die letzten drei Monate waren ziemlich stressing und sind wieder super schnell vergangen, denn ich bin ueberhaupt nicht bereit nach hause zu kommen. Der Sommer ist hier frueher als gedacht, da wir schon im Maerz Shorts tragen konnten und ich mich sonnen konnte. Und das beste hier auf dem Land zu leben ist, dass ich einfach mal das Golfkart oder das Fahrrad nehmen kann und auf der Farm oder an den Maisfeldern entlang zu fahren. Ich glaube das ist ein guter Ersatz fuer unseren Stadtpark und die Elbe. Und da die Grosseltern nur eine halbe Meile von uns leben, kann ich auch immer dort hingehen. Ich kann mir einfach nichts besseres vorstellen als das was ich Moment erlebe. Jeden Tag zeigen mir die Leute, dass ich die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens getroffen habe. Besonders die, die das gleiche erleben oder erleben werden – die anderen Austauschschueler.

Als ich im letzten Quartalsbericht angesprochen habe, sind wir, die Inbounds und Outbounds des Distrikt 6490 zu einem Tagestrip nach Indianapolis, Indiana gefahren. Den Tag zuvor haben wir in einer Kirche im Nirgendwo verbracht. Nach der Schule hat mich mein YEO Bill abgeholt und wir sind zwei Stunden zu dem Treffpunkt gefahren. Wir haben alle zusammen gegessen, die neuen Outbounds kennengelernt und uns natuerlich alles vorgestellt. “Hi, my name is Haiyen and I’m from Germany, even if I look Asian..” ist mein einzigartiger Satz, den ich immer wieder sagen muss. Wir verstehen uns alle super gut, reden ueber alles und jeden, haben so viel Spass und sind einfach eine kleine Familie. Am Abend, als wir dann nach studenlangen Gespraechen endlich schlafen wollten, war das undenkbar, da Karl Konrad, unser Chairman (aus Deutschland immigriert), unglaublich laut geschnarcht hat. Das hatte uns dann noch eine Weile wachgehalten, weshalb wir am naechsten Morgen total muede waren. Aber als wir in Indianapolis angekommen sind, waren wir sofort dabei, da es St. Patricks Day war. Die Leute auf der Strasse hatten gruene Sachen an und natuerlich gruenes Bier in der Hand. Es war laut auf den Strassen, und die Stimmung war gut und wir haben uns amuesiert.

In den letzen 10 Schulwochen standen jede Woche 1-3 Fussballspiele an und ich kann nur sagen, dass ich meine Mannschaft vermissen werde. Wir hatten immer so viel Spass beim Training und vor allem im Bus auf den Weg zu den Auswaertsspielen. Es war immer laut und es gab immer etwas zum Lachen. Im April war dann auch schon das langersehnte Prom! Zu Prom gehen die so genannten Juniors und Seniors (11. Und 12. Klasse). Mein “Date” war ein gute Freund aus meiner Klassenstufe. Wir sind in einer Gruppe aus acht Leuten gegangen und sind zum Essen in eine nahgelegene Stadt gefahren, nachdem Caleb mich von zuhause abgeholt hatte. Nachdem die Herren bezahlt haben, sind wir zurueck zur Schule gefahren und haben natuerlich viele Bilder gemacht. Apropos Bilder; bevor wir zum Essen gefahren sind, haben wir viele Bilder auf der Farm gemacht, wobei wir mit meinen Eltern geskypt haben. Natuerlich konnte meine Mama es nicht lassen und hatte ein paar Traenen in den Augen. Schliesslich ging es zur Sporthalle, die wir (Juniors) den ganzen Tag zuvor aufwendig umdekoriert haben. Das Motto fuer dieses Jahr war “Titanic – ein Jahrhundert spaeter”. Es sah unglaublich gut aus und nachdem die Prom Queen und Prom King bekanntgegeben wurden, wurde bis spaet in den Abend getanzt. Was ganz neu fuer mich war, war “Post Prom”. Post Prom startete 12 Uhr Mitternacht und endete 5 Uhr am Morgen. Es gab alles Moegliche an Essen, Getraenken, und vor allem Spiele, bei denen man Tickets sammelt, um etwas zu gewinnen. Zum Ende des Post Prom gegen 4 Uhr wurden die Preise ausgelost. Ich hatte nicht das grosse Glueck einen neuen Fernseher zu gewinnen, aber der Pancake-Man war ein guter Trost. Dieser hatte ein Dutzend Pancakes auf einmal gemacht und wer Pancakes wollte, musste sie mit dem Teller fangen! Es war eine lange Nacht, aber es war es wert.

Schon am selben morgen habe ich Gaeste erwartet. Zwei Outbounds, die nach Deutschland und Oesterreich gehen werden. Der Anlass war die anstehende Distrkt Konferenz, bei der alle Outbounds sowie Inbounds mit deren Laendern vorgestellt werden sollten. Die Wiedersehensfreude ist immer riesen gross. Die Konferenz wurde in einem grossen Ballraum eines Hotels gehalten und began mit uns Austauschschuelern aus Argentinien, Mexiko, Polen, Frankreich, Japan, Thailand und Deutschland. Wir sind mit unseren Flaggen in den Raum gelaufen und haben uns schliesslich auf der kleinen Buehne vorgestellt. Danach wurden wir zu verschiedenen Tischen zugeteilt, bei denen wir mit Rotariern plaudern konnten. Und das war ueberhaupt nicht schwer, denn was ich von Rotary gelernt habe ist, dass wir alle eine riesige Familie sind. Und so fuehlt es sich auch an. An diesem Tag hatte ich mit so vielen Leuten gesprochen, Erfahrungen ausgetauscht und vor allem Gemeinsamkeiten gefunden. Rotarier scheinen einen besser zu verstehen, als wenn ich mit anderen rede. Viele von ihnen waren schon in Deutschland oder haben ein Auslandsjahr absolviert. Es war ein langes Programm, es wurde Geld fuer die Bekaempfung von Polio spendiert  und mein Gastclub wurde zum “Rotary Club of the Year” ernannt.

Und dann waren es nur noch drei Schulwochen! Das letzte Fussballspiel wurde mit 150% gespielt, es gab ein Schulmusical und die Schule veranstaltete ein Schulpicnic, bei welchem es natuerlich freie Burger und Hotdogs gab. Aber das beste an der Woche war die Talent Show. Leute haben gesungen, getanzt, alles Moegliche veranstaltet und dabei die ganze Schule unterhalten. Die darauffolgende Woche war ein wenig hart fuer mich. Der Unterricht war nicht mehr wirklich lehrreich, es war sommerliche Stimmung verbreitet, alle machten schon Plaene fuer die Sommerferien, und jeder konnte bzw. kann den letzten Schultag kaum erwarten. Sogar alle vier Austauschschueler in der Schule (aus Brasilien, Korea, China, Deutschland) wurden bei einer grossen Schulversammlung ausgezeichnet. Jedoch war all das nur ein Zeichen, dass alles Gute ein Ende hat. Obwohl das ein bisschen uebertrieben ist, denn ich werde immer eine Familie hier haben. Aber statt mir darueber Gedanken zu machen, werde ich auch die letzten zwei Monate in vollsten Zuegen geniessen. Ich hab’ mir sogar schon eine Liste gemacht, auf der steht was ich noch unbedingt machen muss, oder Orte, die ich sehen sollte.

Es ist leider schon Mai und das heisst: FARM – SAISON. Mein Gastdad Doug hatte eigentlich schon einen Fruehstart wegen dem schoenen Wetter, doch dies wurde durch tagelange Gewitter und Regenschauer unterbrochen. Dennoch hat Grosenheider Farms jedes Jahr neue Maschinen, die ich gestern testen sollte! Leider hat die neue Pflanzmaschine noch nicht funktioniert. Sowas gefaellt einem Farmer, und insbesonderem Doug, ueberhaupt nicht! Ich weiss nicht wie es heute aussieht, denn ich bin im Moment bei meinem Youth Exchange Officer. Gleich gehen wir noch Golf spielen und danach werde ich noch ein wenig fuer die “Final Exams” lernen. Alles ein bisschen stressig im Moment, da meine Schwester Shayla auch bald mit Schule fertig ist, sie eine grosse Feier veranstaltet, mein Bruder Cole noch einige Wettkaempfe anstehen hat und meine Gasteltern arbeiten muessen. Und da ich nun schon drei Monate laenger als geplant bei ihnen lebe, werde ich den Grosenheiders und mir eine kleine Pause geben, indem ich ab kommenden Donnerstag fuer ungefaher zwei Wochen bei Jeanne leben werde, welche eine Rotarierin ist. Ich kann es kaum erwarten mit ihr diese Erfahrung zu teilen, den sie moechte vielleicht eine/n Austauschschueler/in aufnehmen.

Leztes Wochenende sah ich einer meiner ”Austausch-Buddies” zum letzten Mal bei dem letzten offiziellen Rotary Meeting in Chicago. Wir haben das ganze Wochenende von Freitag bis Sonntag zusammen verbracht und ich kann es kaum in Worte fassen, wie ich diese Treffen liebe. Wir gehen alle in verschiedene Schulen, erleben so viel und diese sind die einzigen, die mich richtig verstehen und nachvollziehen koennen. Kein Gezicke, kein Drama, einfach nur gemuetliches Beisammensein und die Zeit auskosten. In genau zwei Monaten werde ich dann in Grand Rapids, Michigan sein, bei der ich an der Central States Rotary Youth Exchange Summer Conference teilnehmen werde. Ich freue mich jetzt schon drauf, mit hunderten von Austauschschuelern zusammenzukommen!!!

Und bevor ich es vergesse, das GSE (Group Study Exchange) Team aus Deutschland war hier in Litchfield zu besuch. Diese waren hier in Illinois bei verschiedenen Gastfamilien, haben viel gesehen und haben mich an mich selbst erinnert, als ich hier ankam. Voller Neugierde und Ueberweltigung.

Nun bin ich wirklich an dem Tag angekommen, dass ich akzeptieren muss, dass High School in den Staaten vorbei ist. Ich weiss, ich wiederhole mich, aber weshalb vergeht die Zeit so schnell, wenn es am besten ist? Nun gut, dennoch freue ich mich auf die hoffentlich langen und heissen Sommernaechte am See oder auf dem Lande! Keine Hausaufgaben, sondern so viel Zeit wie Moeglich mit denen verbringen, die dieses Jahr unvergesslich machen!

 

Viele Gruesse aus Litchfield, Illinois

Haiyen

 

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