USA – Abschlussbericht von Haiyen

 

Litchfield, 03. Juli 2012

Sehr geehrter Rotary Club!

Mein Austauschjahr neigt sich dem Ende hinzu und Pakete voller Klamotten und Schuhe sind schon unterwegs nach Deutschland. Ich konnte mir immer vorstellen wie sich die Austauschschueler am Ende fuehlen, aber jetzt bin ich mittendrin und mache diese zartbittere Erfahrung. Ich bin bereit nach hause zu kommen, aber keinesfalls bin ich bereit diesen Ort zu verlassen.

 

Natuerlich habe ich den besten Sommer hier gehabt. Alles began mit dem ersten Ferientag am See hier in Litchfield. Das Wasser war noch ziemlich kalt, aber die 28 Grad fuehlten sich so gut an! Einige Freunde und ich lagen auf dem Bootsteg und haben uns bei gemuetlicher Musik gesonnt. So sahen einige Tage in den letzten zwei Monaten aus. See, Pool, Freiluftkino, Shoppen, Fahrrad fahren, und und und. Ausserdem habe ich ja Gastfamilien gewechselt. Zwei Wochen waren geplant, doch da meine Gastschwester einen Job hat und meine Gastmama drei Tage die Woche arbeitet, bin ich die drei Tage meistens bei Jeanne und Ed geblieben. Fuer “Graduation” beispielsweise, war ich wieder bei den Grosenheiders. Das war auf jeden Fall einer der stressigsten Wochenenden. Die Zeremonie fand in der grossen Sporthalle statt, doch es war unvorstellbar heiss. Sogar die Feueralarm wurde durch die Hitze ausgeloest. Anders wie wir es in Deutschland kennen, geht jeder nach der Ausgabe der Abschlusszeugnisse nach hause, statt gemeinsam zu essen und zu tanzen. Doch ich hab’ es sehr gemocht, wie alle Seniors (Abschlussklasse) ein “cap and gown” (Kappe und akademischer Talar) trugen. An diesem Wochenende, hatte jede/r Absolvent/in seine eigene Party und meine Schwester Shayla hatte unter anderem eine der groessten. Wir haben in der neuen Lagerhalle der Farm gefeiert, waehrend es draussen ueber 30 Grad heiss war. Natuerlich haben die Amerikaner viel zu viel Essen und Desserts. Das ganze Wochenende musste meine Familie ueberhaupt nicht kochen, da es bei all den Feiern so viel zu Essen gab. Jedoch ist es seit Wochen super heiss hier, das Termometer zeigt jedes mal 30 Grad und mehr, und seit einer Woche sind es jeden Tag sogar an die 40 Grad. Das Schlimme daran ist, dass es total trocken ist, was ganz und gar nicht gut fuer den Mais und die Sojabohnen ist. Seit Ewigkeiten warten die Farmer auf Regen und hier hab’ ich zum ersten Mal die Bedeutung von 10mm Regen verstanden!

Ich habe viel Zeit mit meinen Freunden verbracht, hatte einige Pool Parties und wenn es ein bisschen kaelter wurde, gab es ja immer noch den Whirlpool. Unvorstellbar, dass meine zweite Gastmama mich total verwoehnt hat. Sie tut alles fuer mich: bei jeder Pool Party bereitete sie das Lagerfeuer vor, ging an die 10 mal mit mir shoppen, hat meine Freunde und mich zu einem Freizeitpark gefahren, und hat mich schliesslich mit einem Roadtrip nach Minneapolis (Minnesota) ueberrascht! Aber das beste war, dass sie zwei meiner Austauschfreunde abgeholt hat und diese einige Tage mit uns verbracht haben. Denen konnte ich meine beiden zuhause zeigen und meine Freunde vorstellen. Jeanne und Ed leben auf einer kleinen Ranch, auf der Ed Rinder zuechtet. Ich will echt nicht mehr in der Stadt leben! Es ist so schoen ruhig hier auf dem Land, man hat keine Nachbarn und kann tun und lassen was man will. Da meine erste Gastfamilie am anderen Ende der Stadt leben, war es immer ein langer Weg fuer meine Freunde um mich abzuholen. Daher war es ziemlich praktisch, dass Jeanne und Ed dort leben, wo all meine Freunde auch wohnen.

Da es Sommer ist, heisst es im Grosenheider-Haushalt: Lake of the Ozarks!!! Grosenheiders fahren fast jedes Wochenende nach Missouri zur neuen Ferienwohnung. Diesen Sommer war ich leider erst einmal, doch dort hatte ich eine Menge Spass mit  einer Freundin, die ich mitgebracht hatte. Ueblicherweise fruehstuecken wir, legen uns an den Pool, sonnen uns und dann geht’s aufs Boot um eine Strandbar zu finden! Aber das beste ist, wenn man sich mit anderen Freunden verabredet, sich irgendwo auf dem See trifft, den Anker legt und dann einfach nur Spass hat! Und als ich dort war, hab ich gemerkt, wie “geil” es ist. Jeder ist so entspannt und niemand stresst!

Und wie ich im letzten Bericht angesprochen habe, hab’ ich eine sogenannte “Bucket List”, die ich verwirklichen wollte! Und ich habe ueber die Haelfte der Dinge tun koennen. Unter anderem war es ein Baseball Spiel der St. Louis Cardinals aus Missouri, die die letzte World Series gewonnen haben. Jeanne und Ed haben mich mit Karten ueberrascht und ich durfte wieder eine Freundin mitnehmen. Die Stimmung war gut, das Spiel war leider nicht sehr spannend, aber ich bin froh und dankbar, dass ich dort hingehen durfte. Restaurants wie IHOP und Buffalo Wild Wings auf meiner Liste habe ich auch geschafft zu besuchen, sowie die “Mall of America” in Minneapolis, mit der mich Jeanne ja ueberrascht hatte. Es hat uns neun Stunden mit dem Auto gedauert, bis wir dort ankamen, aber da ich immer und ueberall schlafen kann, war das kein Problem fuer mich. Ich wusste diese Ueberraschung sehr zu schaetzen, denn der Trip hat Zeit, Geduld und einiges an Geld gekostet. Das also groesste Einkaufszentrum in den Vereinigten Staaten war ueberweltigend! Zwar nur dreistoeckig, aber riesengross mit 4.000.000 m2 und ueber 400 Geschaeften. Das war eine super Gelegenheit fuer mich um Geschenke fuer meine Familie zu besorgen. Am Ende des Tages war ich total muede, aber der lange Weg hatte sich total gelohnt.

Ein anderes Highlight war der “Honor Flight” von meinem Gastopi! Alle Kriegsveteranen aus dem 2. Weltkrieg und Korea Krieg durften an einem Tag nach Washington D.C. fliegen um ihren Einsatz im Krieg anzuerkennen. Hunderte von Familien und Angehoerigen standen im Flughafen in einer Reihe um die Veteranen wieder zuempfangen. Es wurde geklatscht und es war ein sehr emotionaler Moment fuer meine Gastfamilie! Nach nun 11 Monaten sind die Grosenheiders ohne Zweifel meine Familie. Ich bin stolz ein Teil der Familie zu sein und wie Shayla und Cole behandelt zu werden. Umso schwerer ist es sich von den Grosseltern verabschieden zu muessen. Da meine Grosseltern leider in Vietnam leben und ich sie selten sehe, war es eine schoene Erfahrung fuer mich, dass ich immer zu “Granny” gehen konnte, mich mit ihr ueber alles Moegliche unterhalten konnte und sie mich ohne Ende verwoehnt hatte. Ich habe Shayla und Coles Grosseltern sehr ins Herz geschlossen und werde diese schrecklich doll vermissen.

In genau zwei Wochen werde ich schon im Flugzeug sitzen und heute habe ich zum ersten mal realisiert, dass ich kaum Zeit mehr habe, etwas mit Freunden zu unternehmen. Diesen Freitag werde ich das letzte Mal zum Lake of the Ozarks fahren, bis Montag bleiben, meine Abschiedsfeier an demselben Abend haben, und Mittwoch dann endlich nach Michigan zur Central States Conference fahren! Sonntag werde ich dann zurueckkommen und am Dienstag schon nach hause fliegen… oder sollte ich eher sagen  zuhause verlassen?! Da ich jetzt wieder bei Grosenheiders bin und fuer den Rest meiner Zeit bleiben werde, moechte ich auch so viel Zeit wie moeglich mit ihnen verbringen. Meinen Geburstag vor einigen Tagen habe ich teils mit ihnen, teils mit meinen Freunden verbracht. Ich hab’ mit meinen Freunden reingefeiert und habe dann den Tag mit meiner Gastfamilie verbracht, welches mich sogar zum Weinen gebracht hatte, da wir zu einem Benefiz Dinner gegangen sind und alle 600 Gaeste “Happy Birthday” gesungen haben. Meine Gastmama Alicia, die ein Vorstandsmitglied im “Montgomery County Cancer Association”, hatte eine Rede gehalten und dabei meinen Abschied erwaehnt. Als ich meinen letzten Quartalsbericht geschrieben hatte, wollte ich um keinen Preis zurueck nach Deutschland. Doch jetzt bin ich doch etwas aufgeregt meine Familie und Freunde wieder zu sehen.

Ich habe mich in Illinois verliebt, habe so viel ueber die Menschen und das Land gelernt, so viele neue Leute kennengelernt und ins Herz geschlossen. Es war zweifellos das beste was mir je passiert ist und ich werde alles vermissen. Ich bereue es ueberhaupt nicht, Deutschland fuer ein Jahr verlassen zu haben und ich bin mir sicher, dass ich sobald wie moeglich wieder hier bin. Ich habe zwei neue Familien gewonnen welche nicht besser sein koennten. Ich hatte das beste Leben in einem Jahr! Und ohne Rotary waere all dies nicht moeglich,… in diesem Sinne: TAUSEND DANK an den Club!!!

 

Viele Gruesse und bis bald,

Haiyen

 

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