Texas – 1. Bericht von Josephine

Es war meine aller erste Flugreise überhaupt und es war Aufregung pur. Von Leipzig nach Frankfurt und von Frankfurt dann weiter nach Houston. Ich habe den ganzen Flug über keine Auge zu gemacht so aufgeregt und nervös war ich.

Man sitzt im Flugzeug und realisiert eigentlich gar nicht was man da gerade vor sich hat. Es kommt einem erst einmal wie „ich fliege in den Urlaub“ vor, doch gleichzeitig gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf. Wie wird meine Gastfamilie sein? Wie ist alles? Wie und wo werde ich wohnen. Nach einem über 10 stündigen Flug habe ich es dann aber endlich nach Houston geschafft. Mein Herz schlug immer schneller, da ich wusste, nun wird es ernst. Die Sicherheitskontrollen haben mir wirklich den letzten Nerv geraubt, über eine Stunde hat mich das gedauert. Ich wollte doch nun endlich meine erste Gastfamilie kennen lernen und da stand sie auf einmal im Ankunftsbereich vor mir mit einem großen Schild auf dem stand: Welcome Josephine! Sogar meine Counselorin war mitgekommen. Es gab gleich zu Anfang von meiner Gastmama eine Umarmung. Alles wurde so vertraut, die ersten Worte wurden gewechselt. Zunächst war ich eher schüchtern, das legte sich jedoch bereits schon auf der Autofahrt nach Hause. Wir mussten nämlich noch einmal 1 ½ Stunden nach Beaumont fahren. Ich hatte viel Spaß auf der Autofahrt mit meinen drei kleineren Gastgeschwistern (Colby 14, Rainey 11 und Caden 6). Kaum angekommen in meinem neuen zu Hause ging es dann aber auch gleich ins nächste Restaurant zum Lunch. Ich dachte mir „typisch amerikanisch“. Jedoch hatte ich gar keinen Hunger, da ich noch vom Flugzeugessen bedient war. Nach über 24 Stunden auf den Beinen fiel ich übermüdet in mein Bett. Der erste Eindruck war überwältigend. Alles war anders,  aber auch gleich so vertraut, ich fühlte und fühle mich auch immer noch richtig wohl.

Kaum ein Tag da, fuhr meine Gastfamilie auch gleich mit mir für ein paar Tage an den Frio River (Mitte Texas), da wir hier in Texas noch eine Woche Ferien hatten. Dort lernte ich meine Gastgroßeltern auch kennen.  Wir verbrachten die Zeit mit vielen kleinen Ausflügen, baden gehen (da es hier sehr heiß ist) und sich gegenseitig kennen lernen. Ich muss sagen der Ausflug war die perfekte Möglichkeit sich kennen zu lernen, da man viel Zeit miteinander verbrachte. Doch kaum einen Tag wieder zu Hause ging es auch gleich für mich zu meiner ersten Rotary Orientation nach Galveston, einer kleinen Stadt in der Nähe von Houston. Dort lernte ich die anderen Austauschschüler aus meinem Distrikt 5910 und die verantwortlichen Rotarier kennen. Das Wochenende verging viel zu schnell. Wir verbrachten es in einem Strandhaus direkt am Golf von Mexiko. Dort bekamen wir jegliche Information über den Austausch, wie wir uns hier in Texas verhalten sollen und wir konnten Fragen stellen. Natürlich haben wir auch tolle Sachen unternommen. Wenn wir freie Zeit hatten, sind wir alle zusammen meistens ans Meer gegangen, sind geschwommen, haben Fotos gemacht und uns unterhalten. Es war eine tolle Zeit und ich freue mich jetzt schon auf unser nächstes Treffen im Oktober.  Wieder daheim gab es eine kleine Überraschung / Geburtstagsparty für mich. Ich hatte zwar erst am nächsten Tag (erster Schultag) wirklich Geburtstag, da es aber in Deutschland schon so weit war, dachte sich meine Gastfamilie; veranstalten wir doch mal eine kleine Party für Josephine. Ich war richtig gerührt. Es gab für mich eine richtige „american-like“ Torte mit Oreo-Icecream-Füllung. So etwas habe ich zuvor noch nie gesehen, geschweige denn gegessen. Diese Torte war atemberaubend.   

Am darauffolgenden Tag ging es dann zur Schule. Einerseits freute ich mich, andererseits hatte ich auch etwas Angst. So ganz auf sich allein gestellt, man kennt niemanden und man ist vollkommen ahnungslos. In der Schule angekommen wurde ich freundlich von meinem Direktor begrüßt, bekam gleichzeitig aber auch erst einmal einen Schock. Sechs verschiedene Schulgebäude und ungefähr 3000 Schüler. Da ist meine Schule in Deutschland mit 670 Schülern und nur einem Schulgebäude gar nichts. Der nächste Schock erwartete mich zum ersten Klingeln. Alle Schüler strömten aus den Klassenräumen auf die Gänge und ich mitten drin. Ich war völlig orientierungslos. Alle um mich herum begrüßten sich, rannten durch die Gegend. Man fühlt sich da schon auf eine Art und Weise allein. Aber was macht man in solchen Situationen. Augen zu und durch ist mein Motto. Zum Glück habe ich dann mit Hilfe meinen Raum noch rechtzeitig gefunden. Jeder Schüler hat hier nämlich nur 7 min Zeit den Raum zu wechseln. Die ersten Wochen in der Schule fielen mir ein wenig schwer. Nicht das ich sonderliche Sprachprobleme hatte, ich war einfach nur zu schüchtern und manchmal war mir alles einfach nur zu viel. Die ganzen neuen Leute, das System, alles ist einfach komplett anders. Doch nach zwei Wochen kam irgendwann ein Tag an dem habe ich gemerkt jetzt bin ich drin. Ich glaube das war der Tag an dem ich ohne Hilfe meine Klassenräume gefunden habe. Nachdem ging alles nur noch aufwärts. Die Schule fängt 7:30 mit der Pledge of Allegiance  an und endet 14:55. Jedes Mal wenn das Footballteam meiner Schule ein Spiel hat gibt es am Freitag eine pepper rally. Ich belege hier sieben verschiedene Fächer: U.S. History, Englisch, Französisch, Mathe, Fußball, Biologie und Fashion Design. Fußball ist zwar richtige Knochenarbeit, bereitet mir jedoch sehr viel Spaß und ist mein Lieblingsfach. An was man ich mich vielleicht noch gewöhne muss,  sind die ganzen vielen Schulregeln. Oh mein Gott gibt es hier viele Regeln über was man tragen darf oder nicht bis hin wann man wohin gehen darf oder auch nicht.
Meinen Rotary Club habe ich nach ungefähr 4 Wochen das erste Mal besucht. Dort traf  ich auf meine Clubpräsidentin und alle andern Rotarier meines Gastclubs (Rotary Club of  Beaumont). Nach einer kurzen Vorstellung meinerseits übergab ich als Gastgeschenk den Wimpel meines Sponsor Club, dem RC Leipzig-Brühl. In den nächsten Wochen besuchte ich mein erstes Footballgame. Ich verstehe zwar den Sinn und die Regeln nicht, aber es macht trotzdem viel Spaß zu zusehen. Ich unternehme auch viel mit der Familie und Freunden. Letztens habe ich erst das Wochenende mit meiner Familie und meiner Counselorin am Golf von Mexiko verbracht. Oft besuchen wir meine Gastoma und verbringen den Nachmittag an ihrem Pool. Was man hier alles in so kurzer Zeit erlebt kann man gar nicht auf Papier festhalten. Die ganzen neuen Eindrücke, Gedanken und Gefühle überwältigen einen meistens. Als nächstes steht jetzt Halloween und Homecomingball für mich an. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich riesig.

Abschließend kann ich nur sagen, dass es ein gelungener Einstieg war. Ich bin jetzt schon seit genau einem Monat hier und es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit. Andererseits wenn man so drüber nachdenkt vergeht die Zeit schon jetzt viel zu schnell. Ich will gar nicht wissen wie schnell das Jahr für mich um ist. Meine erste Gastfamilie ist ein Traum. Ich kann mir gar keine bessere Familie für mich vorstellen. Die ersten Wochen, der erste Monat ist somit das wichtigste im Austausch. Man muss sich einleben und in dem neuen Land selbst finden. Dies hat mir meine Familie ermöglicht indem sie mich nicht als ein Gast sondern als ein Familienmitglied behandelt und ich denke etwas Besseres kann es gar nicht geben. Zudem trifft man hier auf so viele freundliche und hilfsbereite Menschen.   

An diesem Punkt möchte ich gern auch einmal „Rotary“ mehr als danken, die diesen Traum natürlich wahr werden lassen haben. Somit möchte ich mich auch ganz herzlich bei meinem Sponsor Club, dem Rotary Club Leipzig – Brühl und seinen Mitgliedern bedanken, die meinen Aufenthalt hier erst möglich gemacht haben.

Liebe Grüße aus dem Lone Star State   

Ihre/eure Josephine Forßbohm

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