Argentinien – erster Bericht von Valentina

Liebe Rotarier,

Ich möchte kurz meine letzten 3 Monate hier in Argentinien zusammenfassen: Die Reise nach Argentinien verlief sehr gut und ohne irgendwelche Probleme. Ich hatte von Anfang an ein gutes Verhältnis zu meiner Gastfamilie und in den letzten 2 Monaten besonders zu meinem kleinen Gastbruder, der mich sehr gut in die Familie aufgenommen hat. Jetzt kann ich mit meinen Eltern hier über so ziemlich alles reden und auch meine beiden anderen Geschwister sind mir sehr ans Herz gewachsen! Ich bin auch gerne bei einigen Familienfeiern und unternehme viel mit meiner Familie. Ich wurde von meiner Familie eingeladen noch etwas länger zu bleiben, bis Weihnachten, da ich mich hier so wohl fühle und sie mich auch gerne zu Weihnachten dabei hätten.

 

Das Eingewöhnen hier verlief um einiges einfacher als gedacht und ich fühle mich sehr wohl!

Es gab einige kuriose Situationen mit Missverständnissen in der Sprache oder ungewöhnlichen Aktionen meinerseits oder die der Argentinier, über die ich jetzt im Nachhinein nur lachen kann.

In meiner Schule habe ich viele Freunde und alle sind super nett und mit den Lehrern komme ich auch gut zurecht. Aber meine Freunde gehen eigentlich größten Teils in andere Schulen. Es ist nicht sehr leicht sein ganzes Soziales Umfeld komplett neu zu gestalten und man muss viele Kompromisse eingehen und einiges dafür tun. Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass sich jede kleinste Anstrengung gelohnt hat!

Die Sprache ist natürlich ein großer Aspekt und ein großes Hindernis für jeden das zu überwinden ist. Aber ich kann sagen, obwohl ich zu Beginn kein Stück Spanisch sprechen konnte, habe ich schon gewaltige Fortschritte gemacht und meine Familie ist auch echt sehr stolz auf mich. Jedoch ging es zu Beginn sehr schlecht sich in der Familie oder mit Freunden über organisatorische Dinge hinaus zu unterhaten. Doch das andere kommt von alleine. Zum Beispiel war ich gestern mit einer komplett unbekannten Freundin, die mich nur von einigen Nachrichten kannte, den ganzen Tag unterwegs und ich habe mich ohne Probleme mit ihr über allesmögliche unterhalten können.

 

Mit meinem Counselor komme ich sehr gut zurecht und wenn ich ein Problem habe kann ich immer zu ihm kommen. Hinzu kam, dass er zu Beginn Deutsch mit mir sprechen konnte, da er schon in Deutschland war und das war für mich ein sehr guter Einstieg. Aber jetzt haben wir natürlich zu Spanisch gewechselt.

 

Alles in allem fühle ich mich sehr wohl und bin froh hier sein zu dürfen! Es gibt nur zwei große Probleme hier bei denen ich nicht so recht weiter weiß: Ich habe bereits mit meinem Counselor darüber geredet, der mir dabei aber leider nicht sehr behilflich sein konnte: In unserer kleinen Stadt Tandil sind wir sehr viele Austauschschüler: mehr als 10, auch durch andere Organisationen. Aus diesem Grund finde ich mich häufig nur unter dieser Gruppe und es ist schwieriger mit den argentinischen Leuten in Kontakt zu kommen. Deswegen habe ich in der letzten Zeit begonnen neue Freunde zu finden, mit denen ich auf Spanisch reden kann. Doch ich habe immer nur neue Freunde, keine festen, die ich wirklich gut kenne, da es meistens beim ersten Kennenlernen bleibt. Deswegen würde ich mir wünschen, zu den Feiern, zu denen ich von meinen Freunden eingeladen werde auch hingehen zu können. Aber, da unser Club hier sehr strikt ist, dürfen wir nicht zu Privatfeiern oder anderen Festen gehen, sondern wenn es gut läuft gerade mal zu Geburtstagsfeiern. Doch gerade in meiner Stadt leben die Leute von ihren Festen und kommen als Freundeskreise erst so zum Tanzen zusammen.

 

Außerdem haben wir alle ein Problem, dass wir in keinster weise ohne unsere Eltern reisen können. In den Orientations wurde gesagt, wenn wir zu einem anderen Austauschschüler in eine andere Stadt reisen wollen, dann bräuchten wir jemanden, der uns in den Bus setzt und vom Bus abholt, damit wir nicht “alleine“ reisen. Und wir bräuchten eine andere Gastfamilie, eben dieses Austauschschülers, wo wir untergebracht sein können, damit wir sicher unterwegs sind. Da wir gerade 3 Monate Ferien haben, bietet sich das ja als eine sehr schöne Möglichkeit an, der Langenweile zu entkommen. Doch selbst als ich mit meinen Austauschschülern hier allen diesen Anforderungen für eine Reise gerecht geworden bin, mein Counselor und meine Gastfamilie zugestimmt haben, wurde dann doch meine ganze Vorfreude unterbunden und alles von unserem Rotary Club abgeblasen. Wobei ich eigentlich gedacht habe, dass uns Rotary in solchen Dingen unterstützen würde. Um das Land besser kennenzulernen, gibt es kaum etwas Besseres als ein Besuch in anderen Städten, oder?

 

Mir wurde, als ich nach dem Grund für das Verbot gefragt habe, dann immer wieder versprochen, ich solle etwas warten, bis nach der Südtour alle wieder ruhig in ihrer Stadt untergebracht sind, und dann könne ich noch mal versuchen die Erlaubnis einzuholen. Jedoch sind jetzt Ferien und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht einfacher wird in meiner Stadt eine Reise zu unternehmen, da diese immer einen Grund finden, weswegen wir nicht gehen können. Und so viele Möglichkeiten eine Reise in die Nachbarstadt zu unternehmen gibt es nicht, selbst wenn wir warten. Außerdem hatte eine Freundin von mir aus Kanada auch ein Reise, schon vor eben dieser Südtour geplant, die Rotary auch verboten hatte, da sie nicht 18 war, obwohl sie eine Unterkunft in einer Austauschschüler-Familie mit einer Freundin hatte. Es gibt immer irgendeinen Grund.. So fühlen wir Austauschschüler uns ziemlich eingeschlossen in dieser kleinen Stadt, wo wir nicht ohne unsere Familie rauskommen und in der wir nicht einmal Die Freiheit haben auf die Feiern mit unserem Freunden zu gehen.

 

Entschuldigung, das klingt jetzt alles ganz schön unzufrieden, aber ich kann es leider nicht anders beschreiben… Ich glaube wir haben unser Bestes gegeben und immer wieder nach Erlaubnis gefragt, sind aber meist auf strikte Verbote gestoßen. Anstatt uns andere Möglichkeiten zu bieten, wurde einfach durch alle unsere Pläne ein Strich gezogen.

 

Ich weiß nicht, ob es eine Möglichkeit gibt, das irgendwie zu ändern, wenn Sie eine Idee haben oder sonst irgendwie mir etwas dazu sagen möchten, freue ich mich sehr!

 

Mit meiner zweiten Gastfamilie, also meiner Gastmutter und Gastschwester, habe ich auch schon Kontakt, auf die ich mich auch schon super freue. Ich wurde zum Asado essen eingeladen oder Empanadas und glaube, dass ich mich dort auch sehr wohlfühlen werde.

 

Dankeschön, dass ich das alles hier erleben darf!

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