Brasilien – zweiter Bericht von Lea

Liebe Leser, 



Mein Name ist Lea und das ist mein zweiter Quartalsbericht, indem ich meine Zeit von Ende September bis Ende Dezember beschreibe. 
In dieser Zeit war auch hier, in Brasilien, Weihnachtszeit. Allerdings sah sie hier ganz anders, als in Deutschland aus. Es war Hochsommer, ich musste mich jeden Tag mehrmals mit Sonnenschutz eincremen, bevor ich das Haus verlassen habe, da die Sonne brannte! Teilweise hatten wir Temperaturen von 39 oder sogar 40 Grad Celsius. Für eine Deutsche, wie mich, manchmal zu viel des Guten. Trotzdem habe ich diese Zeit sehr genossen, es waren ja schließlich auch Sommerferien. 


Kurz vor Weihnachten wurde ich dann ziemlich krank: musste Antibiotika einnehmen und war sogar für 2 Nächte im Krankenhaus. In dieser Zeit habe ich sehr meine Familie vermisst, da es mir einfach gesundheitlich sehr schlecht ging und ich wusste, wie sehr sich meine Familie in Deutschland um mich sorgt. An dieser Stelle möchte ich aber auch ein großes Lob an meine derzeitige Gastfamilie aussprechen, die sich rührend um mich gekümmert hat. Meine Gastmutter hat sogar in einem Art Klappstuhl im Krankenhaus bei mir übernachtet, nur damit ich nicht allein sein musste. Das ist wirklich nicht selbstverständlich und ich bin sehr dankbar, wie sich alle lieben Menschen (auch Freunde, die mich besucht haben) um mich gesorgt und gekümmert haben! 


 


Noch vor Weihnachten war ich dann aber wieder ganz fit und ich habe mit meiner Gastfamilie Plätzchen (nach deutschem Rezept) gebacken. Das war eine völlig neue Erfahrung für alle Mitglieder meiner Gastfamilie. Umso mehr habe ich mir gefreut, dass es allen Spaß gemacht hat und es jedem so gut geschmeckt hat, dass sie so schnell aufgegessen waren, dass wir ständig wieder neue Plätzchen gebacken haben. 


 


Weihnachten habe allerdings ich mit meiner ersten Gastfamilie am Strand verbracht. Die Einladung, für einen Monat mit ihnen im Strandhaus zu wohnen und Weihnachten und Silvester dort verbringen zu dürfen, habe ich dankend angenommen. Derzeit wohnt eine Austauschschülerin aus Mexiko in meiner ersten Gastfamilie. Wir sind sehr gut seit Beginn des Austausches befreundet, somit war die Freude auf unseren gemeinsamen Urlaub nochmal größer. Ein bisschen traurig war ich allerdings auch, meine derzeitige Gastfamilie für 4 Wochen verlassen zu müssen. Das ging aber, da ich mit meiner Gastmama, meiner jetzigen Familie jeden Tag ein paar Nachrichten geschrieben und manchmal Fotos geschickt habe. 


 


Der Urlaub verlief dann auch wie erwartet sehr schön, wir waren fast den ganzen Tag am Strand, ich war braun, wie noch nie zuvor in meinem Leben, das Meer hatte Badewannen-Temperatur und ich habe mich in meinem zweiten Heimatland teilweise mehr zu Hause, als in Deutschland gefühlt. 
Über die Weihnachtstage kam dann noch Verwandtschaft in das Strandhaus meiner ersten Gastfamilie. Das war sehr schön, weil somit mehr Action und Abwechslung in den Urlaub kam. 


 

Heiligabend erlebte ich dann wieder ein kleines Gefühlschaos, das sich schwer beschreiben lässt. Ich war einerseits so glücklich, da bisher alles ziemlich gut in meinem Austausch lief, andererseits ist für mich heilig Abend schon immer ein sehr familiäres Fest und obwohl ich mich nicht über meine beiden bisherigen Gastfamilien beschweren kann (im Gegenteil!), habe ich sehr an meine Familie gedacht, als ich meine erste Gastfamilie so glücklich, sich umarmend und fröhlich gesehen habe. 


 

Der Mexikanerin ging es leider ganz genauso, bzw. hatte sie noch mehr Heimweh, als ich und hat mich dann mit ihrer traurigen Laune angesteckt. Deswegen sind wir dann nach dem ausgiebigen Weihnachtsmahl zu zweit an den Strand gegangen, haben uns die Sterne angeschaut und bis zur nächsten Morgenröte dort zusammen geredet. In einem Rotary Austauschjahr findet man also Freunde für das ganze Leben, die nicht unbedingt alle aus seinem Auslandsland (in meinem Fall Brasilien) stammen. 


 

Alles in Allem hat Weihnachten also für mich persönlich dieses Jahr also gar nicht so richtig stattgefunden, da die Umstände (wegen dem Klima, anderem Essen, unechten Tannenbaum und dem Fehlen meiner richtigen Familie) für mich eher ungewohnt, als weihnachtlich waren. 


 


Silvester war dafür richtig toll bei mir! Normalerweise feiere ich seit einigen Jahren Neujahr mit meinen Freunden, in Deutschland. Hier in Brasilien habe ich es mit der ganzen Familie verbracht. Das war eine neue Erfahrung. Obwohl mit meinen Freunden mehr los ist und es meiner Meinung nach spannender ist, habe ich dieses andere Silvester sehr genossen! Außerdem ist Ano Novo (also Neujahr) in Brasilien ganz anders, als in Deutschland: Alle Leute ziehen sich weiße Kleidung an. Das symbolisiert Frieden und Neuanfang. So sind also in der Silvesternacht alle Leute an den Strand gegangen. Es war wunderschön, sehr warm, alle Menschen waren elegant, weiß gekleidet. Am Strand war dann ein sehr großes Feuerwerk. Wir saßen unter Palmen und sind anschließend (ganz traditionell brasilianisch) Hand in Hand über sieben Wellen gesprungen und haben uns bei jeder Welle etwas Neues für das neue Jahr gewünscht. Silvester in Brasilien ist familiärer und traditioneller, als in Deutschland. Für eine neugierige Austauschschülerin, wie mich, daher sehr spannend und es war ein tolles Erlebnis!


 


Wieder in Santo André, meiner derzeitigen (zweiten) Gastfamilie angekommen, habe ich mit ihnen (also meiner Gastmama, meinem Gastbruder und Gastopa) nochmal klein Weihnachten nachgefeiert. Ehrlich gesagt hat sich das sogar noch ein bisschen mehr wie Weihnachten, als am richtigen Heilig Abend angefühlt. Warum das so war, weiß ich aber selbst nicht. 


 


In dem Rest der Sommerferien bin ich einige Male mit meinen Freunden nach São Paulo City gefahren. Diese riesige Stadt bietet so viele verschiedene interessante Dinge, dass man eigentlich nie alles gesehen haben kann, weil man immer neue, spannende Dinge (Parks, Museen, Bands, interessante Leute, nette Kaffees oder Eisdielen u.v.m.) entdeckt. 


 


Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich ein bisschen traurig, dass das ganze 2014 jetzt schon zu Ende ist. Ich habe es halb in Deutschland und halb in Brasilien verbracht.
Gespannt und positiv denkend starte ich also nun in 2015.

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