Brasilien – 1. Bericht von Hannes

Das Abenteuer beginnt!

Donnerstag, 06.08.2015

Nachdem ich mich in der Heimat am Vorabend von meinem besten Mann Julian, von allen Freunden und der Familie verabschiedet hatte, brach ich am nächsten Tag auf ins Abenteuer: Meine Freundin, meine Eltern, meine Oma und ich machten uns mit dem Auto am späten Vormittag auf den Weg in den Westen der Republik, bis wir nach einer Fahrzeit von ungefähr vier Stunden den Flughafen in Frankfurt am Main erreichten. Bis zu meinem Flug hatten wir noch eine laaaange Wartezeit von circa sechs Stunden vor uns. Wir vertrieben uns die Zeit im riesigen Flughafengebäude, das man schon fast mit einer Kleinstadt vergleichen konnte. Am späten Abend verabschiedete ich mich von meiner Familie, die mich noch bis zur Passkontrolle begleitete. Dazu muss man erwähnen, dass unser Austauschstudent Fideles, der in Schmalkalden in den letzten sechs Monaten ein Semester seines Studiums absolvierte, den langen Weg von Schmalkalden nach Frankfurt auf sich nahm, um mich ein letztes Mal zu sehen und mich zu verabschieden. Danke Bruder!

Nach dem Einchecken wartete ich mit einer Vielzahl von anderen Austauschschülern aus ganz Deutschland vor unserem Gate, an dem wir auf das Boarding warteten und fünfundvierzig Minuten vor Abflug in die Maschine einstiegen. Für uns stand eine Boeing 747-8 der Lufthansa bereit. Ein riesiges Flugzeug!

Mit ungefähr dreißig Minuten Verspätung hoben wir dann ab. Man machte sich noch ein Bild von Frankfurt bei Nacht und es sich bequem für die knapp elfeinhalb vor uns liegenden Flugstunden.

Im Morgengrauen des nächsten Tages erreichten wir dann um 4:45 Uhr todmüde São Paulo. Nachdem wir wieder durch eine Passkontrolle mussten und ich dann mein Gepäck vom Band holte, verließ ich die Halle und machte mich auf die Suche nach von Facebook bekannten Gesichtern, die mich abholen sollten. Zwischen unzähligen Menschen und Willkommensplakaten war das eine echte Herausforderung. Nach kurzem Suchen sprach mich dann eine sympathisch wirkende ältere Dame an, die mich fragte, ob ich Hannes heiße und wegen des Rotary Schüleraustausch’s hier bin, was ich bestätigte. Das ist also meine Gastmutter. 🙂 Ihre Begleitung stellte meine Gastschwester für die nächsten Tage dar. Vor der Flughafenhalle wurde ich zudem noch herzlich vom Presidenten meines Rotary Clubs Jaques, seiner Frau Marli und deren Austauschschüler Panashe aus Südafrika empfangen. Da mir das Deutschland-Trikot auffiel (siehe Bild unten), das Jaques zu tragen pflegte, sprach ich ihn mit „Oh, Sete a um“ (7:1) und somit mit den einzigen portugiesischen Wörtern die ich konnte an. Kaum angekommen und schon jemanden sauer gemacht. 😀 Trotzdem wurde mir Kurz darauf ein Trikot von „Corinthians Paulista“ überreicht, dass ich ja für den richtigen brasilianischen Verein bin.

Nach einigen Fotos, die man schoss und Hände schüttelte kam dann ein Taxi, das uns durch den Morgenverkehr von São Paulo nach Osasco zu meinem künftigen zu Hause fahren sollte. Nach knapp zwei Stunden Fahrzeit kamen wir auch dann dort an. Ich staunte nicht schlecht als ich durch die Eingangstür ins Wohnzimmer trat und das Haus besichtigen durfte. WLAN, einen Pool, mein eigenes Zimmer, mein eigenes Bad, vier Fernseher und drei Etagen mit insgesamt vierzehn Räumen. Hier lässt es sich aushalten. Nach einem reichhaltigen Frühstück in der Küche musste ich mich erst einmal richtig ausschlafen.

Als ich am Nachmittag wieder aufwachte, lernte ich meinen Gastvater und meinen Gastbruder kennen. Richtig nette Leute! Ich nahm das erste Mal Kontakt zu meiner Familie in Deutschland auf und sollte schon wenig später die Stadt sehen. Wir führen in das „Super Shopping“- Einkaufscenter und gönnten uns ein kalorienhaltiges Mittagessen bei Mc Donalds. Anschliessend ging ich mit meinem Gastbruder Luiz in das Kino, welches sich wie unzählige andere Geschäfte ebenfalls im Super Shopping befand. Wir sahen die Minions auf Portugiesisch. Verstanden habe ich so jedoch nichts. 😀

„FELIZ DIA DOS PAIS!“ – VATERTAG IN BRASILIEN

Als ich am Morgen aufwachte und meinem Vater einen „Feliz Dia das Pais“ wünschen wollte und ihm eine Schachtel deutsche Pralinen überreichen wollte, musste ich feststellen, dass dieser nicht zu Hause war. Wie der Großteil der männlichen brasilianischen Bevölkerung ging auch er in die Kirche und erlebte dort den religiösen Teil des Vatertages, bis er gegen Mittag zurück nach Hause kehrte. I

ch waltete meines Amtes, drückte ihn, wünschte ihm einen frohen Vatertag und drückte ihm die Pralinen in die Hand, über welche er sich sehr freute! So groß wie die Freude sollte auch der Haufen an Familienangehörigen werden, der zeitnah das Haus „überfallen“ sollte. Es kamen zahlreiche Verwandte zu Besuch, um beim gemeinsamen Essen zu feiern. Dabei lernte ich sowie viele neue Leute als auch zahlreiche Brasilianische Spezialitäten kennen. Crema de Milho (Maiscreme), Feijao Preto (schwarze Bohnen) und Farofa (geröstetes Maniokmehl) sind nur einige Beispiele des üppigen Mahls.

Beim traditionellen Spaziergang durch den angrenzenden Park durfte der Fußball natürlich auf keinen Fall fehlen. Man fand auch direkt ein paar coole Jungs, deren noch viel coolere Künste mit dem Ball mich beeindruckten. Wir spielten und spielten bis die Sonne unterging. Zum Schluss verabredete man sich für den kommenden Sonntag um 16:00 Uhr wieder im Park, um die schönste Nebensache der Welt wiederholen zu können.

Ein durchaus gelungener Tag!

DER GEBURTSTAG MEINER GASTMUTTER

Sonntag, 16. August 2015:

Ungefähr dreißig Personen füllten gegen Mittag die Garage, die kurzerhand zum Partykeller umfunktioniert wurde. Familie, Freunde, Arbeitskollegen und deren Kinder. Alle waren sie gekommen, um Teresinha’s Ehrentag gebührend zu feiern. Für das leibliche Wohl war-wie immer in diesem Haus-bestens gesorgt! Reis, Feijoada (Schwarze Bohnen mit verschiedenen Fleischsorten), Farinha (Mainiokmehl) und jede Menge Salat waren angerichtet. Am Nachmittag wurde dann unter dem traditionellen Singen eines Geburtstagsliedes (Text unter dem Beitrag) die Geburtstagstorte angeschnitten. Die Kinder bekamen dabei als erstes ein Stück davon. Das ist in Brasilien Brauch. Man unterhielt sich noch bis in die späten Abendstunden, bis dann gegen 22:30 Uhr alle Gäste das Haus verlassen hatten. Was jetzt unbedingt noch ausprobiert werden musste war der Räuchermann aus dem Erzgebirge,den ich am Morgen meiner Gastmutter als Geschenk überreichte: Die Freude war groß, als dieser dann seinen Zweck erfüllte und mit großen Rauchschwaden einen weihnachtlichen Duft im ganzen Haus verteilte.

Sonntag, 30.08.2015

ERSTES TREFFEN DER AUSTAUSCHSCHÜLER IN RIO DE JANEIRO

Das Erste Treffen der ‚Inbounds‘ in Brasilien im Austauschjahr 2015/16 sollte gleich in einer der wohl schönsten Städte in ganz Brasilien stattfinden: RIO DE JANEIRO! Aber der Reihe nach.

Freitag, 28.August 2015

Nach ganzen zwei Stunden Schlaf in dieser Nacht klingelte um 4:30 Uhr mein Wecker. Dieser Hund! Noch halb tot duschte ich, packte meine Tasche und verließ ohne gefrühstückt zu haben das Haus. Um 5:00 Uhr machte sich unsere kleine Gruppe, bestehend aus dem Presidenten unseres Clubs ‚Quitauana‘ und drei anderen Austauschschülern aus Südafrika, Thailand und Finnland, auf den Weg ins Zentrum von São Paulo, wo an einem großen Busbahnhof schon unser Bus und eine Großzahl von anderen Austauschschülern wartete. Eingerechnet der für Brasilien typischen Verspätung von einer halben Stunde, machten wir uns dann um 7:00 Uhr auf die sechs vor uns liegenden Reisestunden in Richtung Rio. Die Fahrtzeit wurde genutzt, um die anderen Jungs und Mädels im Bus kennenzulernen, die im Gegensatz zu mir schon zum Teil sieben bis acht Monate in Brasilien verbrachten. Dementsprechend konnte man schon bei vielen ein nahezu perfektes Portugiesisch bestaunen.

Kurz vor Rio de Janeiro gerieten wir in einen Stau, der hier aber normal zu sein scheint. So konnten wir dann, als wir um 16:00 Uhr unser Ziel erreichten ganze neun Stunden zählen, die wir für unsere Reise benötigten. Unmittelbar nach unserer Ankunft bekamen wir dann unser mittlerweile bitter nötiges Mittagessen, welches sich jedoch zum Essen in São Paulo nicht großartig unterschied: Reis, Bohnen, diverse Fleischsorten und eine genügende Auswahl an Salat waren auf einem Buffet angerichtet.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, wartete in einem großen Saal auf dem Gelände ein von einem Tanzlehrer geführter Tanzkurs auf uns. Einstudiert wurde innnerhalb der nächsten Stunde eine Choreografie zum Lied ‚Happy‘ von Pharell Williams, welche am nächsten Tag aufgeführt werden sollte. Bei mittlerweile bester Laune hatte man die Möglichkeit, sich vor dem Abendessen mit anderen Austauschschülern aus dem Bundesstaat Minas Gerais zu unterhalten. Erstaunlich viele Deutsche befanden sich darunter.

Nach dem Essen machten wir uns auf eine weitere Busfahrt von einer weiteren Fahrstunde zu unserem Hotel. Wir holten unsere Schlüssel ab und fielen todmüde ins Bett.

Samstag, 29.August 2015

7:30 Uhr: Frühstück im Hotel, das nur mit dem nötigsten aufgetafelt wurde, aber dennoch komplett ausreichend war. Um 8:00 Uhr stand überraschend pünktlich unser Bus zur Abfahrt bereit. Eh wir unser Ziel, das Meeting von Rotary International erreichten, mussten wir eine weite Fahrstunde im Bus aushalten. Was aber heute nicht unbedingt schlimm war, da für beste Unterhaltung gesorgt war. Sicherlich ein Höhepunkt dieser Fahrt war der Straßenabschnitt entlang der Copacabana. Absolut sehenswert!

Angekommen am Hotel war noch Zeit für ein paar Fotos und das Tauschen einiger Pins, die man während des Auslandsjahres an seinem Blazer sammelt.

Kurz darauf sollte es an der Zeit sein, in einem großen Saal, in dem Rotary International seine Treffen durchführt unsere Choreographie, sowie unser Lied, das vom Großteil über Nacht noch gelernt wurde, aufgeführt. Eine ordentliche Präsentation, was sogar der President von Rotary International Ravi Ravindran fand, der extra für dieses Treffen von Sri Lanka nach Rio gereist ist. Respekt!

Der knappe halbe Tag, der uns nach dieser Aktion bei Rotary blieb, wurde sinnvoll genutzt. Wer in Rio Langeweile hat, der scheint echt etwas falsch zu machen. An jeder Ecke gibt es etwas zu sehen. Vorbei am Copacabana Palace, dem wohl teuersten Hotel der Stadt, den Favelas und dem Stadion von Flamengo de Rio de Janeiro, führte unsere Fahrt bis zu einem Wahrzeichen der Millionenmetropole: dem Pão de Açucar (in Deutschland bekannt als Zuckerhut). Der Blick, der sich uns nach der ungefähr fünf minütigen Auffahrt mit der Gondel bot, war einfach nur utopisch! Doch leider verblieb uns nicht viel Zeit um die Aussicht ein wenig länger zu genießen, da unser Bus auf uns wartete und wir noch am selben Tag vor hatten, wieder zurück nach São Paulo zu fahren. Ein Besuch an einem der unzähligen Strände durfte jedoch auf keinen Fall fehlen. Einfach nur traumhaft! Unsere für 15:00 Uhr geplante Abfahrt wurde durch einige Experten verzögert, die meinten, mit ihren Klamotten im Wasser auf Tauchgang zu gehen. Die Folge dessen war, dass sich keiner im Bus setzen durfte und wir erst zum Resort mussten, dass einige ihre Klamotten wechseln und sich eine Dusche genehmigen konnten. Nach einem kurzen Essen traten wir dann um kurz nach 16:30 Uhr die Heimreise an. Wir erreichten São Paulo dann nach ungefähr 7 Stunden Fahrtzeit, in denen ich mich fast ausschließlich mit Larissa, der einzigen Austauschschülerin, die außer mir noch deutsch konnte unterhielt. Ankunft war dann wieder in São Paulo an der Metrostation, an der wir einen Tag vorher unsere Reise antraten. Bis ich dann vom Gastvater von Panashe, der uns netterweise abholte, zu Hause in Osasco abgesetzt wurde, war es halb zwei, weshalb ich auch sofort in mein Bett ging und todmüde sofort schlief. Zwei kurze aber dennoch schöne Tage in Rio de Janeiro waren nun zu Ende!

Wirklich tolle Erlebnisse, die ich mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden, Bekannten und anderen Austauschschülern bis jetzt erlebt habe! Ich würde jedem Jugendlichen diese einmalige Gelegenheit, ins Ausland für ein Jahr zu gehen, empfehlen! Ihr werdet Lebenserfahrungen sammeln,die euch keiner mehr nehmen kann, eine Unzahl von neuen Leuten kennen lernen und am Ende des Jahres eine neue Sprache sprechen können!

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