Chile – 1. Bericht von Yvonne

Ein Abenteuer beginnt

Am 21.8.2015 ging für mich um 14:30 Uhr am Dresdner Flughafen ein Traum in Erfüllung: Ein Jahr im Ausland. Zusammen mit 19 anderen Austauschschülern ging es nach Santiago de Chile. Der Flug und die Ankunft verliefen ohne große Probleme.

Meine Gastfamilie hat mich sehr liebevoll mit einem großen Banner begrüßt. Wir sind, nachdem uns Cueca (typischer chilenischer Tanz) vorgeführt worden ist, mit kurzem Zwischenstopp in der Wohnung direkt ins Wochenendhaus gefahren.

Dort habe ich zusammen mit meiner Gastfamilie, die aus einem Gastbruder, einer Gastschwester (sie ist momentan in Kanada), ihrem Freund und meinen Gasteltern besteht. Drei Hunde, die im Wochenendhaus leben, gehören auch noch mit dazu. Gleich am 1. Tag haben meine Gastgeschwister versucht, mir ein paar Vokabeln beizubringen. Am Sonntag hatte ich das 1. Mal richtig krass Heimweh. Ich bin aufgewacht und konnte nur an meine Familie in Deutschland denken, die ich in dem Moment sehr vermisst habe. Und ja, ich habe geweint. Zum Glück nicht lange. Meine Gasteltern haben mich schnell wieder aufgemuntert. Heimweh gehört eben zum Austausch dazu. Am folgenden Montag haben wurde meine Gastschwester mit viel Tränen nach Kanada verabschiedet. Ich war in dem Moment sehr froh, dass ich das schon alles hinter mir hatte. Am Mittwoch bin ich dann gleich in die Schule gegangen. Der Unterricht ist sehr viel lockerer. Hier gilt das Gesetz: Wer nicht lernen will, der muss nicht lernen, aber er muss mit den Konsequenzen leben. Schuluniform muss ich natürlich auch tragen. Meine Lehrer und Mitschüler sind super nett. So ging die erste Schulwoche schnell vorbei. In der zweiten Woche hatte ich mein erstes Club-Meeting, wo ich die 6 anderen Austauschschüler kennen gelernt habe. Außer mir sind noch zwei weitere deutsche Mädchen, zwei Franzosen (männl./weibl.), ein Amerikaner und ein Kanadier im Club. Wir haben uns auch schon mit den Rebounds getroffen und hatten vor zwei Wochen ein Distrikttreffen. Das Essen, finde ich, unterscheidet sich nicht wirklich vom Essen in Deutschland, außer, dass es hier jeden Tag Fleisch gibt. Deutsche Süßigkeiten sind aber immer noch die besten. 
Kurz vor dem 18.9. (Nationalfeiertag) habe ich mein erstes Erdbeben erlebt, von dem wurde auch in den deutschen Medien berichtet. Ein Erdbeben fühlt sich wie betrunken sein an oder wenn man Schwindelanfälle hat. Ich habe jetzt auch schon mehrere Nachbeben erlebt. Das Problem: ich bekomme davon Kopfschmerzen, weil ich das nicht gewöhnt bin. Aber es ist ja nicht jeden Tag ein Erdbeben. Wenn ein Erdbeben ist, dann stellt man sich in den Türrahmen der Außentür oder in embrional Stellung neben Möbel oder Ähnliches. Ich hatte im Übrigen keine Angst, sondern nur einen kurzen Schock. Hysterie hilft bei Erdbeben leider auch nicht. Den Nationalfeiertag habe ich mit meiner Gastfamilie bei einer Cousine meiner Gastmutter im Süden verbracht. Wir haben eine Fonda (Jahrmarkt) besucht, viel Fleisch gegessen und eine Bootstour gemacht. Am Wochenende feiert meine Schule den Nationalfeiertag. Jede Klasse trägt etwas zu dem Fest bei. Meine Klasse singt und tanzt. Ich muss mit singen. Mal sehen, wie das wird. Fast genau einen Monat nach meiner Ankunft in Chile wurde ich offiziell der gesamten Schule vorgestellt. Meine Englischlehrerin und ich hatten dafür zusammen einen kurzen Text in Spanisch verfasst. Ich wurde von den anderen Schüler auf Englisch willkommengeheißen und ich bekam eine Flagge, die Nationalblume von Chile (nachgebastelt) und eine Karte mit Grüßen von Schülern. Schon vor diesem Tag haben mich einige kleine Schüler (ca. 7-11 Jahre) angesprochen und ausgequetscht. Seit meiner offiziellen Vorstellung rufen ganz viele kleine Schüler immer ‚Hola Yvonne‘, wenn sie mich sehen und stellen mir noch mehr Fragen. Alles in allem sehr lustig.

Sprache: ich kann mittlerweile schon einfache Gespräche über meine Familie/Austausch/Deutschland führen, aber das Verstehen ist sehr schwierig, weil alle sehr schnell reden und viele Dialektwörter benutzen. Aber: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Dran bleiben lautet die Devise.

Ich habe auch schon einige Sehenswürdigkeiten von Santiago gesehen. Zum Beispiel das La Moneda (Regierungsgebäude) und das Costanera (höchste Gebäude von Südamerika, 300 m hoch, man kann ganz Santiago sehen) Das Costanera ist im Übrigen von Chilenen gebaut worden, die sich absolut gut mit Erdbeben auskennen. Dieses Gebäude ist also so konzipiert, dass es auch größeren Erdbeben standhält. In Santiago, so wurde mir gesagt, gibt es die am besten für Erdbeben geeignetesten Gebäuden. Das war es erstmal von mir. Wer mehr wissen möchte, kann gerne meinen Blog besuchen: https://wordpress.com/stats/day/farawayarhome.wordpress.com

Hasta luego

Yvonne aus Chile

P.S.: Ich bin jetzt im Übrigen ganz offiziell eine Chilenin (…für ein Jahr…) mit Personalausweis (JUHUUU)

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