Ecuador – 1. Bericht von Svenja

Liebe Rotarier und Freunde,

Mit diesem Bericht versuche ich meine ersten Erfahrungen und Eindrücke für Sie zusammenzufassen. Ich bin jetzt schon mehr als einen Monat hier und fühle mich wie zu Hause.

Am 22. August ging meine Reise früh morgens in München los. Nach 18 Stunden Flugzeit bin ich um 17 Uhr Ortszeit in Guayaquil, der größten Stadt Ecuadors, sicher gelandet. In der Empfangshalle des Flughafens, die voll mit wartenden Gastfamilien war, wurde ich herzlich von meiner Mutter und Schwester begrüßt. Die folgenden Tage blieben wir erstmal in Guayaquil da mein Mutter sich dort um eine kranke Freundin kümmern musste. Dann ging es jedoch endlich in die drei Stunden nördlich gelegene Stadt Portoviejo, Hauptstadt der Provinz Manabí und für ein Jahr meine Heimat. Unsere Wohnung befindet sich mitten in der Innenstadt über dem Computergeschäft meiner Eltern. Als wir dort ankamen warteten auch schon mein Vater und mein älterer Bruder vor dem Haus um mich wilkommen zu heißen. Eigentlich habe ich noch zwei weitere Gastgeschwister aber die Jüngere macht zurzeit einen Austausch mit Rotary in den USA und die Ältere ist seit vier Jahren Nonne und wohnt in einem relativ weit entfernte Kloster. Meine erste Woche zuhause war wahnsinnig langweilig. Alle in der Familie gingen ihren Alltagsbeschäftigungen nach und aus Sicherheitsgründen ist es mir nicht gestattet das Haus alleine zu velassen was heißt, dass ich eine Woche lang nur in meinem Zimmer verbracht habe. Nach einer Woche war meine maßgeschneiderte Schuluniform, bestehend aus einem langen grauen Rocks sowie einem blauen Hemd, endlich fertig und mein einseitiges Leben hatte ein Ende. Mein erster Schultag war jedoch nicht so erfolgreich da meine Klasse ein Stadium besucht hat und nicht da war. Der zweite Tag war unglaublich! Ich wurde vom Direktor vorgestellt und alle kamen gleichzeitig auf mich zugestürmt um mich zu umarmen, mich zu fragen ob ich einen festen Freund habe oder um mir spanische Schimpfwörter beizubringen. Ich hatte zwar in Deutschland schon drei jahre lang Spanisch in der Schule gelernt, war aber trotzdem total überfordert und habe nur Bahnhof verstanden. Nach ein paar Tagen hat sich das aber zum Glück ein wenig nachgelassen. Sonst ist die Schule einfach super. Alle sagen zwar immer dass es die strengste und beste Schule der ganzen Provinz sei, aber in Realität sitzten wir meistens in einem großen Kreis auf dem Boden und spielen UNO. Auch die Lehrer sind hier weniger Autoritätspersonen sondern vielmehr wie Freunde. Sie sprechen uns Schüler mit „Mi Amor“ (Mein Schatz) oder „Guapa“ (Hübsche) an und die Schüler geben den Lehren mehr oder weniger nette Spitznamen oder knuddeln mit ihnen. In der Schule habe ich sehr schnell Freunde gefunden die mich jeden Tag zu irgendetwas einladen. Ich muss allerdings meistens absagen da meine Familie mir relativ wenig Freiheit lässt und ich nur ausgehen darf, wenn mich jemand abholen und hinbringen kann. Das ist schwieriger als es klingt, weil meine Familie kein Auto besitzt. An diesen Aspekt meines neuen Lebens hier muss ich mich erst noch gewöhnen genauso wie an die Zeitangaben. Das erste Meeting in meinem Club Portoviejo San Gregorio sollte um 21 Uhr abends beginnen, fing dann jedoch einundhalb Stunden später an und hörte wae um ein Uhr nachts zu Ende und das unter der Woche! Meinen Counselor habe ich bis jetzt noch nicht kennengelernt, da er nie zu den Treffen gekommen ist. Mit meiner Gastfamilie mache ich eher wenig weil meine Eltern beide arbeiten und meine Geschwister zur Universität gehen. Sogar gegessen wird nicht gemeinsam. Der einzige Ausflug mit meinen Geschwistern und ihren Freunden ging an den 30 km entfernten Strand wo ich Wasserski ausprobieren durfte. Allerdings waren wir vor einer Woche mit Rotary in einem ziemlich edlen Hotel am Strand um Spanisch zu lernen. Dort trafen sich alle ecuadorianischen Austauschschüler die an der Küste oder im Süden des Landes wohnten. Vormittags hatten wir Spanischunterricht, der nicht so viel gebracht hat, und nachmittags waren wir am Strand, Kajak fahren oder in einer der vielen Swimmingpools und zwischendrin gab es das beste Essen das ich je gegessen habe. Obwohl ich in dieser Zeit mehr Französisch als Spanisch gesprochen habe (es waren vieler Belgier und Franzosen dabei) kann ich mich mittlerweile ganz gut auf Spanisch unterhalten und merke dass es jeden Tag besser wird.

Bis jetzt war es eine tolle Zeit und dafür möchte ich mich bei Ihnen herzlich bedanken. Muchas Gracias por Todo!

Liebe Grusse Ecuador

Ihre Svenja

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