Kanada – 1. Bericht von Anna

Mein Club ist der Rotary Club von Ottawa. In Ottawa und näherer Umgebung gibt es über 10 Clubs. Mittlerweile habe ich schon mehr als 3 Meetings besucht. Man trifft sich jeden Montag zum Mittagessen. Dann werde ich für 2 Stunden von der Schule befreit, die sich in unmittelbarer Nähe befindet. Beides liegt sehr zentral Downtown. Die Rotarier sind sehr nett, offen und interessiert. (kanadisch) Ich fühle mich sehr wohl und angenommen. Letztes Mal habe ich meine Präsentation über Deutschland und mein Leben gehalten. Aber ich musste sie maximal kürzen, da man mich nur für 10 Minuten einplante. Obwohl mein Englisch noch nicht perfekt ist, war ich mit meinem Ergebnis zu Frieden.

Auch außerhalb der Meetings ermöglicht mir Rotary einmalige Erlebnisse. In der 2. Woche nach meiner Ankunft durfte ich ein Feuerwerk über dem Ottawa River genießen. Amazing! Gestern hatte Rotary eine Veranstaltung am Flughafen und sie spendierten mir einen 20-minutigen Flug über Ottawa in einem kleinen Flugzeug. Auch dies war eine tolle Erfahrung und ich habe es sehr genossen.

Von meinem Club bekomme ich jeden Monat 100 CAD$ und sie übernehmen die Handykosten 30CAD$. Handyverträge sind hier ungewöhnlich teuer und ganz anders ausgestattet als in Deutschland. Auch sonst ist der kanadische Lebensstandard mindestens so hoch wie in Deuschland, wenn nicht noch ein kleines Stückchen höher. Besonders verwirrend ist das alltägliche Einkaufen, da die Preise im Supermarkt die Steuer nicht beinhalten. So hat man immer kleine Schockerlebnisse an der Kasse. Außerdem der anderen Seite übernimmt meine Schule die Kosten für mein Busticket, was mich positiv überrascht hat.

Letzte Woche hatte ich meine erste Orientation mit all den anderen Austauschschülern. Wir trafen uns in einem Ferienlager im Wald in NYS (Distrikt 1740). Es war schön die ganzen anderen Austauschschüler zu treffen. Ich habe ein sehr nettes Mädchen aus der Türkei und eines aus Kroatien kennen gelernt. Die Kroatin wohnt auch in meiner Stadt. Das nächste Treffen findet um Halloween statt. Ich denke, es wird noch besser, als das Erste, da wir uns jetzt schon alle kennen.

Mit meiner Gastfamilie habe ich richtiges Glück. Ich liebe sie. Meine beiden Eltern waren Austauschschüler, als sie jung waren. Dabei haben sie sich kennen gelernt. Mein Gastvater war mit Rotary in Frankreich. Meine Gastmutter kommt aus Norwegen und hat ihr Austauschjahr in Kanada verbracht. Sie sind wie eine richtige Familie für mich. Ich hab mich vom ersten Tag an wohl gefühlt. Sie geben sich große Mühe, meine Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, dies ist der Grund warum ich noch keinen einzigen Tag Heimweh hatte. Meine Gastfamilie spricht Englisch.

Auch meine Schule ist super, aber französisch. Ich gehe jeden Tag von neuem mit Spannung und Freude in den Unterricht und werde fast ein bisschen nostalgisch, wenn ich einen Tag oder ein paar Stunden verpasse. Mein Schultag besteht aus vier Kursen, deren Reihenfolge sich jeden Tag ändert. Ich habe Französisch für internationale Schüler. Hier bin ich mit 7 Schülern aus Mexiko zusammen, die alle zu meinen Freunden geworden sind. Der Französisch Unterricht ist sehr einfach, da die meisten mit dem Französischlernen erst in diesem Sommer angefangen haben. So ist es für mich mehr oder weniger eine Stunde der Entspannung. Neben Französisch habe ich noch Chemie und Mathe gewählt. Beide Fächer machen mir viel Spaß. Obwohl die Lehrer alle ein anderes Französisch sprechen, als ich es in Frankreich und Deutschland gelernt habe, kann ich sie gut verstehen und komme im Unterricht gut mit. Der Stoff ist nicht zu einfach, trotzdem ist das meiste für mich eine Wiederholung. Der letzte und spannendste Kurs ist Plein Air. Das heißt Outdoor Aktivitäten wie Campen, Fahrradfahren, Kanu fahren… Diesen Kurs habe ich mir nicht ausgwählt. Er wurde mir mehr oder weniger zugeteilt, was ich im ersten Moment nicht so toll fand. Aber auch hier hat sich gezeigt, man sollte neue, ungwöhnliche Sachen ausprobieren. Letzte Woche waren wir alle zusammen campen. Eine super Sache um neue Freunde zu finden. Der Ausflug war nicht so wie man es in Deutschland gewöhnt ist. Wir fuhren mit Kanus zu den Campingplätzen, auf denen sich außer uns kein weiterer Mensch befand. Dort verbrachten wir eine Nacht in der puren Natur, ohne Dusche und Toilette und am nächsten Tag paddelten wir zur nächsten Campsite. Bei diesem Trip genoß ich besonders die kanadische Weite und Einsamkeit.

Trotzdem bin ich mehr ein Stadtkind, weshalb ich so unglaublich froh bin in Ottawa, der Hauptstadt von Kanada gelandet zu sein. Man kann sich eine amerikanische Großstadt vorstellen. Hier trifft Natur auf Metropole. Meine Stadt wird durch einen wunderschönen Fluss geteilt. Die eine Seite ist Ontario (Englisch) und die andere Seite Quebec (französisch). Alles ist auf beiden Sprachen geschrieben, selbst das Stoppschild. Meine zweisprachige Gaststadt und die Mulitkultur in Kanada werde ich in Deutschland bestimmt sehr vermissen!

Rückblickend kann ich sagen, dass ich mich sehr schnell und gut eingelebt habe. Kanada unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht groß von Europa. Aber die kleinen, schönenen Differenzen entdeckt man mit der Zeit. Ich denke genau deshalb fühle ich mich hier so schnell wohl und zu Hause. Man möchte fast meinen Kanada ist wie Deutschland, nur besser!

Ich hoffe Ihnen geht es auch so gut und Sie genießen das Lesen der vielen, tollen Quartalsberichte.

Mit freundlichen Grüßen

Anna Kyewski (von Leipzig nach Ottawa)

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