Paraguay – 1. Bericht von Charlotte

Host Club

Ich war bis jetzt bei nur zwei Club-Meetings, in meinen ersten beiden Wochen, weil ich sonst jede Woche etwas anderes vorhatte. Uns wird gesagt, wenn wir kommen sollen, dann sind wir auch alle vollständig.

Meine Counselorin treffe ich regelmäßig. Ich sehe sie mindestens einmal die Woche, weil sie als Clubpräsidentin bei unserem Spanisch-Kurs dabei ist und alles mit mütterlichem Auge überwacht.

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Counselorin. Sie ist wie ein sehr liebevolles Familienmitglied, welche jedem Herzlichkeit und Verständnis entgegenbringt. Ich denke, dass ich ihr auch von meinen Problemen berichten und mich ihr anvertrauen kann.

Gastfamilie

Ich komme mit jedem Mitglied meiner Gastfamilie sehr gut zurecht. Ich habe 5 Brüder, von denen die beiden älteren schon ausgezogen sind. Mit den jüngeren verstehe ich mich sehr gut, mit kleinen Geschwistern habe ich auch schon Erfahrung, deswegen fällt es mir sehr leicht. Meine Eltern kümmern sich auch sehr fürsorglich um mich, ich fühle mich wirklich sehr wohl und kann mir nicht vorstellen meine Familie zu wechseln.

Aktivitäten Mit meinem Distrikt hatte ich das letzte Wochenende die erste Orientation. Wir waren für ein viel zu kurzes Wochenende im Chaco Paraguyo und haben ein paar wunderbare Tage mit den Austauschschülern und den Rotexern verbracht.

Mit meiner Familie fahre ich am Wochenende häufig auf die nahegelegene Farm, wo wir Orangen pflücken um sie später zu Saft zu verarbeiten. Dort gibt es auch einen Pool, im Sommer werden wir sicher oft baden gehen. Mit meinen Brüdern spiele ich häufig Spiele wie UNO. Sie versuchen mir auch Fußball beizubringen, was sicher noch viel Arbeit für alle Beteiligten bedeutet. Im Sommer werden wir nach Brasilien in den Urlaub fahren, darauf freue ich mich schon sehr.

Ich probiere hier in Paraguay viele neue Hobbies aus. Ich werde weiterhin Ballett tanzen, ich habe auch mit den typisch spanischen und paraguayischen Tänzen angefangen, sowie Zumba. Ich möchte auch lernen Handball zu spielen, was ich wahrscheinlich im Schulteam tun werde. Sonst treffe ich mich nachmittags häufig mit Freunden.

Probleme

Momentan habe ich ein wenig Probleme damit in der Schule Freunde zu finden. Das anfängliche Interesse an mir ist verflogen, alle haben sich an mich gewöhnt und es besteht kein wirkliches Interesse mehr daran etwas mit mir zu unternehmen, was vielleicht auch an der Sprachbarriere liegt, die ich noch nicht ganz überwunden habe. Aber ich gebe mein bestes.

Abgesehen von den Problemen in der Schule habe ich einen sehr guten ersten Eindruck meines Austauschjahres. Ich erlebe jeden Tag so viel neues, alles ist anders, ungewohnt und so interessant. Es macht mir wirklich Spaß alles zu entdecken. Ich lerne wunderbare Menschen kennen, die ich auf keinen Fall missen möchte und schließe sehr schöne Freundschaften. Nebenbei bemerkt habe ich die Vermutung, dass die Aussage, dass man während des Austauschjahres um die 10 kg zunimmt, eine Lüge ist. Bei mir wird es definitiv mehr. Das Essen ist Paraguay ist einfach zu gut!

Sprache

Der Einstieg ins Spanische fiel mir sehr schwer, obwohl ich in der Schule schon seit 3 Jahren Unterricht darin hatte, habe ich fast nichts verstanden und konnte auch so gut wie nichts sagen. Aber nach ein paar Wochen hat sich das geändert. Ich merke, wie ich täglich Fortschritte mache und mehr lerne. Mein Gastvater ist nur am Wochenende zu Hause, da er in einer anderen Stadt arbeitet, er hat mich auch schon auf meine sprachliche Verbesserung angesprochen, was mich sehr gefreut hat.

Mit den anderen Austauschschülern meiner Stadt habe ich einen Spanischkurs belegt, der nur für uns stattfindet. Wir gehen zwei Mal in der Woche dahin und lernen verschiedene Grundlagen wie die Vergangenheitsformen und andere grammatikalische Besonderheiten. Trotzdem ist mein Spanisch noch sehr verbesserungswürdig. Ich bin noch nicht in der Lage eine Konversation zu führen, verstehe aber von Tag zu Tag mehr von dem Gesprochenen.

Bericht des ersten Quartals

Am 21.8.2015 bin ich vom Flughafen Leipzig/Halle bis nach Asunción geflogen. Um 8 Uhr war ich am Leipziger Flughafen und habe mich von meinen besten Freunden, meinem Vater und meinen Geschwistern verabschiedet. Meine Mutter ist mit mir zum Flughafen in Frankfurt geflogen, was ganz gut war, weil mir der Abschied sehr schwer gefallen ist und ich den Tag in Frankfurt verbringen musste, da mein Weiterflug nach Buenos Aires erst um 11 Uhr abends ging.

Die Reise nach Argentinien ging über Nacht und war wirklich unangenehm, aber wir wurden für die Strapazen mit einem unglaublichen Ausblick auf das nächtliche Buenos Aires belohnt.

Dort angekommen wurden wir von dem hiesigen Rotary Club zum nächsten Flughafen begleitet, wo ich mit zwei weiteren Mädchen geschlagene 6 Stunden auf unseren Weiterflug nach Asunción gewartet habe.

Vollkommen erledigt kamen wir nach zwei Tagen auf Achse endlich in Paraguay an, wo wir vom Wetter fast genauso warm empfangen wurden wie von unseren Familien.

Ich fühle mich in meiner sehr wohl. Ich habe insgesamt 5 Brüder, mit denen ich mich sehr gut verstehe, genauso wie mit meinen Eltern. Ich fühle mich zwar noch nicht als vollkommenes Familienmitglied, aber ich denke, das kommt mit der Zeit.

Ich bin gleich an meinem 2. Tag in Coronel Oviedo zur Schule gegangen, wo ich sofort in die Klassengemeinschaft aufgenommen wurde. Jeder wollte alles über mich wissen und hat mir tausende Fragen gestellt. Ich wurde von meinen Freunden sofort mit einbezogen und überall hin mitgenommen. Das hat sich jetzt leider geändert. Ich bin jetzt über einen Monat hier und nicht mehr die exotische Attraktion wie am Anfang. Es haben sich jetzt alle daran gewöhnt, dass ein blondes Mädchen über den Schulhof läuft, das ist nichts Besonderes mehr. Meine Freunde fragen seltener, ob ich etwas mit ihnen machen möchte, ich muss jetzt versuchen mich selber zu integrieren, was mir schwer fällt, weil ich mich teilweise sogar ausgeschlossen fühle. Aber ich probiere jetzt neue Hobbies aus, dabei werde ich auch eine Menge neue Leute kennen lernen.

In Paraguay spricht man neben Spanisch auch Guaraní, die Sprache der Ureinwohner. Meine Geschwister und Klassenkameraden versuchen mir ein klein wenig beizubringen, aber es ist wirklich sehr schwer. Spanisch hat jetzt also Vorrang.

Ich habe immer noch ziemliche Probleme damit, aber ich bin konstant am lernen, in dem ich zuhöre und mich im Sprechen versuche. Zusätzlich besuche ich mit den anderen Austauschschülern meiner Stadt einen Spanischkurs, der wird mir sicher helfen. Ich unternehme sehr viel mit den Austauschschülern meines Clubs, wir verstehen uns untereinander sehr gut. Unser Rotary Club hilft uns, wo er nur kann. Auch neben unseren Counselorin hat immer jemand ein offenes Ohr für uns, und die Rotexer unserer Stadt kümmern sich sehr rührend um uns. Nach einem Club Meeting unternehmen wir meistens noch etwas zusammen.

So ganz eingewöhnt habe ich mich noch nicht, aber ich bin in der schönen Situation, endlich im Alltag angekommen zu sein, aber trotzdem jeden Tag etwas Neues zu entdecken und mehr zu lernen. Es kommt mir so vor, als wäre ich schon ewig hier, die Zeit vergeht wie im Flug. Ich habe auch kaum Heimweh. Natürlich überkommt es mich hin und wieder, aber das ist okay.

Es ist so, als hätte ich zwei Leben. Eines in Deutschland und eines in Paraguay. Und im Moment möchte ich mein Leben hier in Paraguay nicht mit dem Deutschen tauschen.

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