Brasilien – 2. Bericht von Maike

Liebe Rotarier und Outbounds,  

Mittlerweile sind drei weitere Monate vergangen, die Zeit vergeht einfach viel zu schnell hier. Ich bin im Süden Brasiliens im Bundesstaat Rio Grande do Sul an der Grenze zu Argentinien. Bevor ich in dieses Land gekommen bin hatte ich viele Vorstellungen die leider oder manchmal auch zum Glück nicht zutreffen. Zum einem dachte ich, dass hier viel auf der Straße getanzt wird und überall Musik ist aber das trifft leider nicht zu. Zum Anderen hatte ich aber auch Angst vor der Kriminalität. Doch ich lebe in einer kleinen Stadt, die sehr sicher ist, weshalb ich auch das Haus verlassen darf wenn ich möchte. Meine Stadt ähnelt mehr dem amerikanischen Blocksystem als dem Europäischen. In den Straßen stehen Strommasten, dadurch wird einem vor Augen gehalten, warum Stromleitungen unter der Erde besser sind. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser Leitungen beschädigt werden ist wesentlich geringer, als die bei Strommasten.

Der Straßenbelag ist richtig lustig da er eher einem einzigen großem Schlagloch gleicht, als einem Belag.

Das Essen hier ist sehr anders als in Deutschland. Hier wird sehr salzig gekocht, Pfeffer hingegen wird kaum bis gar nicht verwendet, man sagt er sei gesundheitsschädlich. Auch Vegetarier haben es hier eher schwerer. Ist gibt nämlich fast täglich Reis mit Fleisch mit Bohnen und am Wochenende gibt es meist gegrilltes Fleisch mit einem Kartoffelsalat und Reis. Da ich in einer Gegend wohne in der fast alle deutsche, polnische oder italienische Wurzeln haben wird man hier auch einiges mit „deutsches“ Essen, was es aber definitiv nicht ist.

Die Menschen sind wirklich toll, sie haben mich von der ersten Minute an mit offenen Armen aufgenommen und sind so herzlich, es ist unfassbar. Auch mit wildfremden Menschen auf der Straße ist es sehr einfach ein Gespräch zu beginnen, und obwohl man es manchmal gar nicht beabsichtigt spricht man ehe man es sich versieht zehn Minuten mit der Frau in der Bushaltesttelle oder im nächsten Supermarkt. Alleine seine Freizeit zu verbringen ist generell unüblich, man unternimmt etwas mit Freunden oder der Familie und wenn es nur gemeinsam Teteré trinken ist, das Art kalter Tee. Am Anfang war es für mich noch komisch fremde Menschen zu Umarmen oder gar auf die Wange zu küssen, doch daran gewöhnt man sich schnell.

Die Schule ist strenger als ich erwartet habe und jetzt wo ich einigermaßen Portugiesisch sprechen kann, wird von mir erwartet, dass ich mitmache. Ich muss auch die Tests mitschreiben, obwohl sie bei mir nicht gewertet werden. Das Beste an der Schule sind aber die Pausen und die Mitschüler.  

Rotary ist hier sehr wichtig in der Region, in jeder Stadt steht neben dem Schild “Willkommen“ auch noch das Zeichen von Rotary. Mein Distrikt ist ebenfalls sehr aktiv und veranstaltet viele Ausflüge und Treffen mit uns Austauschschülern und den Outbounds. Auch unter den Inbounds habe ich einige Freunde gefunden und wir besuchen uns häufig in anderen Städten.

Ich habe bis jetzt nur ein paar Feste miterlebt, das wichtigste war wahrscheinlich Weihnachten. Doch mir hat die Magie gefehlt, so war es einfach nur ein normaler Tag mit Geschenken. Am Morgen hat meine Gastmutter noch gearbeitet, weil sie ein kleines Geschäft hat, in dem Bilder gerahmt werden. Ich war bei einer Freundin die noch nie etwas von Heiligabend gehört hatte, sonder erst am 25 Geschenke bekommt. Am Abend dann ist dann die „engste“ Familie gekommen wobei es sich um die 15 Personen handelt. Nach dem Essen, es gab mal wieder diese Fleischspieße mit Beilage von dem ich oben schon mal geschrieben habe, wurden die Geschenke verteilt mit einem Spiel „Mein geheimer Freund“. Dieses Spiel ist ähnlich wie auslosen. Man hat Zettel mit Namen da muss dann jeder einen ziehen, die Person beschreiben, bis erraten wird um wen es sich handelt, das erratene Familienmitglied darf sich dann ein Geschenk aussuchen, wenn aber einer anderen Person der Gegenstand ebenfalls gefällt, darf er geraubt werden.Das Spiel endet wenn jemand das letzte Geschenk nimmt. Nach diesem Spiel sind noch Freunde gekommen und es wurde bis tief in die Nacht geredet. Bei alle dem habe ich die Deutsche Tradition, Weihnachten als zentraler Feiertag mit viel Vorbereitungsaufwand, Keksen und Schnee schon ein wenig vermisst, aber es war großartig, einmal eine alternative Weise, Weihnachten zu feiern, kennen zu lernen.  

Liebe Outbounds, wir sollten euch ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben, was jedoch ziemlich schwierig ist, da jede Gastfamilie, Stadt anderes ist. Das Wichtigste ist für alles offen zu sein und alles versuchen zu akzeptieren wie es ist. Denn eure Familien empfangen euch in freudiger Erwartung und sind gespannt darauf, was im Laufe des Jahres so passieren wird.

Alles Liebe aus Brasilien

Maike Schüling

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