Chile – 2. Bericht von Katharina

Und jetzt sind für mich schon vier Monate vorbei. Für mich klingt das so als wäre mein Auslandsjahr schon fast vorbei, dabei liegt noch mehr als die Hälfte vor mir. Mittlerweile ist die Anfangseuphorie verblasst und ich sehe Chile und mein Auslandsjahr auch aus einer anderen Sicht, einer etwas Ernüchterten vielleicht.

Seit einem Monat habe ich nun die Ferien auf die ich mich im Vornherein schon nicht allzu sehr gefreut hatte und die bis jetzt zwar ganz nett waren, jedoch auch nicht mehr. Besonders vermisse ich meine ganzen Aktivitäten in der Schule, da mein Nachmittag immer gut gefüllt durch diese war. Außerdem hatte ich vor den Ferien langsam das Gefühl Freunde zu finden und dieser Prozess wurde jetzt abrupt unterbrochen, da man sich in der Schulzeit jeden Tag gesehen hat, was sich jetzt als schwieriger gestaltet. Jedoch hatten die Ferien auch eine gute Seite und zwar, dass ich viel mit meiner Familie unterwegs war, besonders in Viña del Mar und Valparaíso, da wir dort ein Apartment haben. Diese zwei Städte sind wirklich wunderschön und werden für mich mit jedem Besuch sogar noch beeindruckender.

In der Weihnachtszeit war ich ganz der klischeehafte Austauschschüler und hatte zum ersten Mal wirkliches Heimweh. Jetzt im Nachhinein bereue ich es, mich so sehr darauf konzentriert zu haben, dass alles anders ist und meine deutschen Traditionen wieder zu haben, anstatt diese Andersartigkeit zu genießen. Mein Weihnachtsfest lief so ab, dass es natürlich keinen Schnee gab ( obwohl es in Deutschland wohl nicht anders war ) und ich fleißig bei den Essensvorbereitungen mitgeholfen habe, um mich von meinem Kummer abzulenken. Man unterschätzt wie sehr es einem hilft liebevoll einen Obstteller zu gestalten. Um neun gingen wir dann gemeinsam in die Messe und konnten dann im Anschluss endlich das Essen genießen, wofür wir den ganzen Tag geschuftet hatten. Danach ging es dann ans Geschenke auspacken, wo sich meine Familie besonders über mein Räuchermännchen freute. Im Endeffekt kam nicht die Weihnachtsstimmung auf wie in Deutschland, was wohl hauptsächlich an der bedrückenden Hitze lag, aber um ein deutsches Weihnachten zu haben, gehe ich ja nicht ins Ausland.

Bevor ich mich den Ratschlägen für die neuen Outbounds zu wende, noch kurz ein Wort zu meinen Sprachkenntnissen. Ich denke, dass ich in einer besonderen Situation hier in Chile bin, dass ich gleich mit fünf anderen Deutschen an einer Schule bin, wo man sich dementsprechend schnell zum Deutsch sprechen verleiten lässt. Aber auch insgesamt wimmelt es in meinem Distrikt nur von Deutschen, dementsprechend verbessern sich meine Sprachkenntnisse etwas langsamer. Jedoch kann ich jetzt ausdrücken was ich will und auch das Verstehen funktioniert besser, was mir am Anfang mehr Sorgen gemacht hat, als das Sprechen. Jedoch bin ich noch weit entfernt von flüssig, akzentfrei oder gar perfekt.

Nun an die zukünftigen Outbounds ein paar gut gemeinte Ratschläge, dass ihr nicht die selben Fehler wie ich macht.

Zu allererst die Sprache: Fangt wirklich so früh wie möglich damit an, man kann nicht zu viel vor dem Auslandsjahr die Landessprache lernen. Man muss es einfach so sagen: Im Endeffekt ist sie der Schlüssel dazu, dass du dich integrieren und wohlfühlen kannst im Land.

Was ich leider auch erkennen musste ist „Von nichts, kommt nichts“ Ich dachte, dass es leicht hier in Lateinamerika werden würde, Freunde zu finden. Dass alle auf mich zukommen würden, mich einladen würden zu sich, etc. Doch das Interesse an mir ist schon nach der ersten Woche verflogen und dann hatte ich zwar meine Gruppe, mit denen ich in den Pausen geredet habe, aber eingeladen haben sie mich nie. Als ich mich also bei meiner Gastmutter deprimiert darüber ausließ, dass es gar nicht so einfach ist Freunde zu finden, wie alle immer sagen, fragte sie, ob ich denn die Leute mal zu mir eingeladen hätte. Und dann hat es „Klick“ gemacht und mir wurde klar, dass ich immer nur vor mich hingejammert habe, keine Freunde zu haben, aber es am Ende doch an mir liegt. Nehmt euer Glück also selber in die Hand!

Ein anderer wichtiger Punkt ist, sich nicht immer mit den anderen Austauschschülern zu vergleichen. Zwar kann das in den richtigen Momenten auch antreibend wirken, aber zumindest mich hat es immer nur demotiviert und mir mein Selbstvertrauen genommen. Ihr seid nicht Person XY und auch wenn es so scheint, dass ihr Auslandsjahr perfekt ist und sie viel mehr erlebt, so konzentriere dich einfach auf deinen ganz eigenen Austausch. Denn wenn du zufrieden mit deiner Situation bist, dann ist es auch ein gelungenes Auslandsjahr für dich.

Als letztes ist es vielleicht auch noch wichtig, keine Erwartungen zu haben. Ich dachte, dass ich erwartungslos mein Auslandsjahr gestartet habe, doch hier habe ich gemerkt, dass es nicht so ist. Ich hatte mich viel von den Erzählungen der Rebounds beeinflussen lassen, aber jeder Schüleraustausch ist individuell und es ist nicht immer alles toll und nicht der ganze Austausch ist ein Abenteuer.

Ich wünsche euch zum Schluss ein tolles neues Jahr und hoffe, dass ihr wunderschönes Weihnachtsfest hattet!

PS: Zum Schluss hier noch meine E-Mail-Adresse für die Outbounds, die nach Chile gehen, denn zumindest ich habe gar nicht so viele Informationen über einen Schüleraustausch in Chile im Vornherein finden können: kakirmes@gmail.com

Weiterhin will ich auch noch auf den Blog, den ich mit ein paar anderen Freunden habe, hinweisen, wo wir mehr oder weniger regelmäßig was über unsere Schüleraustausche erzähle: www.dresdenandtheworld.wordpress.com

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