Indien – 2. Bericht von Maura

Vapi, der 29. Dezember 2015

Es ist Dezember, Ich habe also fast die Halbzeit meines Auslandsjahrs erreicht. Es ist unglaublich wie schnell hier die Zeit vergeht. Gerade habe Ich (hoffentlich) den emotionalen Tiefpunkt, Weihnachten, überstanden. Wenn man Weihnachten in Deutschland gewohnt ist, mit all den Traditionen, den Weihnachtsmärkten, Adventskranz und Adventskalender, den Dekorationen, dem Essen, den Plätzchen und Süßigkeiten, dem ekelhaften lauwarmen Kartoffelsalat mit Bockwürsten am Heiligabend, den ganzen Kerzen und Räuchermännern, dann ist Weihnachten in Indien die reinste Enttäuschung. Es wird hier nämlich gar nicht gefeiert. Aber das wäre jetzt geschafft und von nun an geht die perfekte Austauschschüler-Stimmungskurve nur noch aufwärts. Und das neue Jahr hält schon so viele Aktivitäten mit Rotary für uns bereit, eine Distriktkonferenz und zwei Touren durch Indien.

Erst im November sind wir auf der Nordindientour herumgereist. Die Tour war unglaublich, wir sahen so viele interessante Orte, Monumente, Tempel und Sehenswürdigkeiten, dass ich eigentlich wieder zurück will. Das ist natürlich Quatsch, aber ich freue mich schon sehr auf die beiden anderen Touren. Die anderen Austauschschüler in diesem Distrikt sind alle unglaublich nett, es sind leider bloß zehn weitere Austauschschüler, weil ein Mädchen aus Brasilien kein Visum bekommen hat und eine Amerikanerin nach Hause gereist ist. Durch die Nordtour, die Vorbereitung auf die Distriktkonferenz und RYLA haben wir praktisch den ganzen November und den gesamten Dezember zusammen verbracht und sind uns so ziemlich nahgekommen und sind zu einer kleinen Familie zusammengewachsen.

Mit meiner Gastfamilie bin ich immer noch sehr glücklich, aber am 24. Januar steht mir dann der Wechsel bevor. Ich wohne dann bei einer Gastfamilie, in der ich dann auch eine Gastschwester habe und auch die Großeltern mit der Familie zusammen leben, ein Familienmodell, welches in Indien am häufigsten ist. Meinen Counselor habe ich erst zweimal gesehen und unsere Gespräche bestanden eigentlich nur aus „Hallo!“, „Wie geht es dir?“ und „Gut!“. Aber ich habe damit kein so großes Problem, ich hatte bisher auch noch keinen Grund mich irgendwie zu beschweren oder mich ihm anzuvertrauen, deswegen ist mir die Beziehung zu meinem Counselor noch nicht so wichtig.

In die Schule gehe ich jetzt nicht so gerne, es ist auch ziemlich langweilig dort, aber man kommt ja nicht drum herum. Ich habe ein paar Freunde gefunden, aber es ist immer ziemlich umständlich sich außerhalb der Schule zu treffen, weil es hier keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, außer der Rikscha, aber die ist für mich als ausländisches Mädchen in meiner Kleinstadt alleine zu gefährlich, weswegen meine Gastmutter mich immer zu allen treffen fahren muss und das will ich ihr nun auch nicht zu oft zumuten.

Was ich zukünftigen Austauschschülern mitteilen möchte? Indien ist krass! Tut mir Leid für diese Ausdrucksweise, aber das trifft es nun wirklich am besten. Es ist so ziemlich das absolute Gegenteil zum ordentlichen, aufgeräumten, sauberen, monotonen und gewohnten Deutschland. Man lernt die Welt aus einem komplett anderen Blickwinkel kennen. Wenn es das ist, was ihr für euer Auslandjahr wollt, solltet ihr unbedingt Indien als einen eurer drei Wünsche angeben. Wenn ihr tatsächlich nach Indien kommt, dann packt euch unbedingt Bohnenkaffee (hier gibt es nur Instant), gute Schokolade und Vorratsbrot ein! Diese leckeren Sachen gibt es hier nämlich nicht…

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