Kanada – 2. Bericht von Lydia

Sehr geehrte Rotarier,

ich bin nun schon seit ungefähr 4 Monaten hier in Canada. Eigentlich kann ich gar nicht realisieren, dass bereits über ein Drittel meines Auslandsjahres vorbei ist. Die Zeit vergeht einfach wahnsinnig schnell, da ich so viele tolle und neue Dinge erlebe. Bereits jetzt merke ich, wie stark ich mich schon verändert und weiterentwickelt habe. Es ist ein seltsames Gefühl, auf mein „altes Ich“, welches hier vor einigen Monaten ankam, zurück zu schauen. Doch die letzten Monate, die ich mit meiner ersten Gastfamilie erleben durfte, waren einfach unglaublich. Aber von vorne: Grundsätzlich habe ich jedes Wochenende etwas mit meiner Familie unternommen. So gingen wir zum Beispiel wandern, besuchten das große Aquarium von Québec oder feuerten die Mannschaften beim Footballspiel an. Doch das wohl größte Highlight war eine Reise nach Boston. Es war nicht nur das erste Mal, dass ich in den Vereinigten Staaten war, sondern auch meine erste Überquerung einer richtigen kontrollierten Landgrenze. Dies war definitiv eine neue Erfahrung für mich. Letztendlich besuchte ich in diesem wunderschönen viertägigen Urlaub mit meiner Familie den Acadia-Nationalpark, Portland und Boston. Auch mit Rotary und allen Austauschschülern meines Districts machte ich schon meine erste Reise nach Charlevoix. Zusammen lebten wir in einem Chalet und hatten für dieses Wochenende sehr viel Spaß gemeinsam. So waren wir beispielsweise reiten und beobachteten Wale im Sankt-Lorenz-Strom. Grundsätzlich ist unsere Gruppe der Austauschschüler sehr zusammengewachsen und zu einer großen Familie geworden.

Ende November lagen dann bereits schon über 10 cm Schnee und Mitte Dezember erlebte ich dann meine ersten -20°C. Ab jetzt beginnt der Wintersport, also Schlittschuh- und Skifahren. Meine gesamte Winterausrüstung habe ich allerdings von meiner Familie und meinem Counselor bekommen. Ihn treffe ich immer einmal im Monat und er ist, wie auch der gesamte Rotaryclub, sehr freundlich. Am 11. Dezember stand dann auch schon mein erster Familientausch an. Dies war wirklich nicht einfach für mich, da mir meine erste Gastfamilie unglaublich ans Herz gewachsen ist. Doch viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich letztendlich gar nicht, da auch schon Weihnachten vor der Tür stand. Erst jetzt ist mir aufgefallen, welch große Weihnachtskultur wir in Deutschland mit Plätzchen, Adventskranz und Schwibbogen eigentlich haben. Ein bisschen in Weihnachtsstimmung bin ich aber trotzdem bei einem deutschen Weihnachtsmarkt hier in Québec gekommen. Auch habe ich für meine erste Gastfamilie einen Kulturabend organisiert, bei dem wir bei deutschen Lebkuchen Fröbelsterne bastelten. Die Weihnachtstage waren am Ende dann eine große Party mit der ganzen Familie und vielen Geschenken.

Mittlerweile haben sich meine Sprachkenntnisse deutlich verbessert, was ich nicht zuletzt auch der Ausdauer und Geduld meiner Gasteltern verdanke. Auch hielt ich bereits meine erste Präsentation auf Französisch über Deutschland und half einmal bei Deutschkursen aus. Es macht mir wirklich viel Spaß, anderen Menschen die eigene Kultur näher zu bringen. Zudem ist es ein unbeschreibliches Gefühl, wenn sich von einem auf den anderen Tag ein Schalter umlegt und man einfach in einer fremden Sprache quasselt. Erst jetzt erlebe ich wirklich, wie hilfreich und spannend es ist, in vier verschiedenen Sprachen kommunizieren zu können.

Da ich mittlerweile große Fortschritte im Französisch mache, komme ich nun auch besser in der Schule zurecht. Auch habe ich mir meinen Freundeskreis aufgebaut und gehe so gerne in die Schule.

Ich bin so überglücklich, hier in Québec seien zu dürfen. Ich kann diese Erfahrung einfach nur jedem empfehlen, der offen für Neues ist und eine andere Kultur kennenlernen möchte. Denn eines lernt jeder Austauschschüler zu Beginn: Egal wie verrückt die Vorhaben auch klingen mögen, sag immer JA! Dieses Jahr wird mit Sicherheit ein sehr schwieriges werden, doch dies macht es letztendlich zu einem unbeschreiblich schönen. Es mag vielleicht klischeehaft klingen, doch ein Auslandsjahr ist nicht ein Jahr in deinem Leben, es ist ein Leben für ein Jahr. Ich möchte mich von ganzem Herzen bei allen Menschen bedanken, die mir dieses Leben ermöglicht haben. Ich erlebe hier eine unglaubliche Zeit und möchte eigentlich gar nicht mehr nach Deutschland zurückkehren.

Liebe Grüße aus dem verschneiten Québec

Lydia Woschick

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