Südkorea – 2. Bericht von Daniel

Nun sind schon mehr als vier Monate vergangen, seitdem ich nach Korea gekommen bin. Ich habe unglaublich viel gesehen, gelernt, erfahren und erlebt, habe sehr viel von meiner Gastfamilie und meiner Schule bekommen, nämlich ihre Gastfreundschaft und einen kleinen Teil ihres Lebens, in dem ich sein darf.

Wir haben sehr viel unternommen, etwa die Tour nach Gyeongsangdo und Busan im Süden Koreas mit den anderen Austauschschülern aus den Distrikten 3750, 3700, 3650 und 3710, wo wir etwa Tempel, die schöne Innenstadt und das Kulturdorf von Busan sahen. Auch bin ich mit meiner Gastfamilie für ein Wochenende nach Kangwondo gefahren, an das (sehr kalte) Meer. Und natürlich habe ich mich oft mit Freunden, Koreanern und Austauschschülern getroffen, etwa in Pyeongtaek und in Suwon. Es gab also sehr viel zu sehen und natürlich auch sehr viele Fotos.

Aber es gab auch nicht so positive Dinge, etwa die Nagelbettentzündung, die ich für etwa einen Monat an meinem Zeh hatte, inzwischen aber zum Glück verheilt ist. Übrigens würde ich an dieser Stelle noch einen Tipp geben, gerade an Ostasien- und Korea-Austauschschüler: Bitter versucht ein größeres Krankenhaus aufzusuchen, denn diese können Rechnungen auf Englisch und mit „westlichen“ Namen ausstellen, was sehr vorteilhaft für die Krankenversicherung ist. Außerdem gibt es dort auch eher Ärzte, die Englisch sprechen, und das ist sehr von Vorteil, selbst wenn man relativ gut in der Gastsprache ist.

Außerdem hatte mein Gastbruder einen early return (und hier der Hinweis an die zukünftigen Outbounds: Bitte, bitte, bitte brecht keine Regeln, und schon gar nicht auf Rotarischen Veranstaltungen! Die ganze Angelegenheit ist zum einen ein großer Verlust an Erfahrungen und zum zweiten sehr teuer), was zum einen zur Folge hat, dass sich meine Gastschwester und meine Gastmutter jetzt ein Zimmer teilen müssen, und zum anderen, dass die Stimmung in meiner Familie bis jetzt etwas angespannt gewesen ist.

Trotz allem sind mir alle in meiner Gastfamilie sehr wichtig, sie sind eben so etwas wie meine Familie geworden. Denn sie haben mir immer dann geholfen, wenn ich nicht mehr weiterwusste. Außerdem bin ich sehr glücklich, dass sie den kommenden Sommer nach Deutschland kommen werden, sodass wir gemeinsam ein paar Sehenswürdigkeiten besuchen können und ich ihnen auch etwas von dem zurückgeben kann, was sie mir gegeben haben.

Auch die anderen Austauschschüler sind mir sehr ans Herz gewachsen, sie sind für mich so etwas wie die besten Freunde, und ich werde versuchen sie alle nach dem Austauschjahr wiederzusehen. Meine Klasse gehört natürlich auch dazu, ich mag sie sehr und sie sind sehr nett. Und in den Ferien (die heute Morgen beginnen) werden wir auch mehr Dinge zusammen machen können.

Weihnachten war doch besser als ich dachte, da wir zusammen ins Kino und essen gegangen sind, und danach gab es sogar etwas Stollen, er hat, glaube ich, meiner Familie sehr gut geschmeckt. Ich war zwar an den Tagen vorher etwas deprimiert, aber dann ging es tatsächlich. Daher würde ich empfehlen, Heilig Abend unbedingt etwas zu unternehmen, auch wenn es nicht dasselbe ist wie das, was man in Deutschland machen würde, und auch, dass man den Gedanken, dass es kein Weihnachten gibt, möglichst nicht verdrängen sollte, da er spätestens zu Heiligabend zurückkommt, und dann eher stärker ist.

Außerdem habe ich am 23.12. mit meinen Freunden geskypt, mit einigen von ihnen zum ersten Mal. Es war sehr schön zu sehen, dass alles in Ordnung war. Auch wenn ich sie sehr vermisse, weiß ich ja, dass sie für immer meine Freunde sein werden. Auch hier würde ich den Outbounds empfehlen, allgemein nicht so viel mit Freunden und Familie zu skypen, sondern besser über WhatsApp in Kontakt zu sein, da man hier einerseits Bilder austauschen kann und zum anderen die anderen und man selber nicht so viel Zeit verbraucht. Außerdem verhindert das, dass man wegen der Zeitverschiebung lange aufbleiben oder früh aufstehen muss.

Diese Woche habe ich dann auch die Zeit, die es kurz vor den Ferien in der Schule gibt, genutzt, um meinen Freunden etwas Deutsche Kultur zu verbreiten. Ich habe meiner Klasse „Fack ju Göhte“ mit Koreanischen Untertiteln gezeigt. Er hat ihnen ganz gut gefallen, auch meiner Gastfamilie hat er gefallen, zumindest nach dem Lachen zu urteilen, auch wenn es natürlich verschiedene Stellen gab, an denen man klarstellen musste, dass es eben doch nur ein Film ist der eben sehr überspitzt ist. Allerdings sollte man, wenn man etwas von seinem Heimatland allgemein zeigt, auf keinen Fall bewertende Vergleiche mit dem Gastland herstellen, in denen das Gastland in irgendeiner Weise negativer erscheint, selbst wenn es die meisten Einheimischen selbst so empfinden. Es kann einen in sehr unangenehme Situationen bringen (das ist mir bisher zum Glück noch nicht passiert). Außerdem sollte man etwas „locker“ sein, wenn zum Beispiel Lehrer oder Mitschüler Dinge sagen, die vielleicht etwas sehr respektlos oder beleidigend sein könnten, etwa Kommentare zur Frisur etc. Insgesamt sollte man sich hier sehr gut an fremde Kulturen anpassen können, denn es ist eine ganz andere kulturelle Welt in Ostasien, nicht zu vergleichen mit Lateinamerika oder den USA, zumal es zum Beispiel keinen Counselor als „Anwalt des Austauschschülers“ im Sinne des „westlichen“ Verständnisses seiner Rolle gibt.

Doch trotz all dieser Umstellung ist zu sagen, dass Südkorea als Gastland genial ist, es gibt so viel zu entdecken und zu sehen und vor allem zu bewundern, angefangen von der ganz alten Kultur bis hin zum K Pop und den K Dramas. Allerdings würde ich empfehlen, Korea nicht nur zu wählen, weil man K Dramas und K Pop mag: Es ist zwar von Vorteil, weil man dann vielleicht mit ein paar Koreanern etwas mehr gemeinsam hat, allerdings sollte man wissen, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt (und auch, dass nicht jeder in Korea K Dramas und K Pop mag), und man sollte sich besonders, wenn man ein Fan von z.B. K Pop und K Dramas ist, im Klaren sein, dass das Gastland ganz anders sein kann als man es sich vorstellt. Aber auch da helfen der Takewondo-, der K Pop- und der Koreanischunterricht dabei, die gesamte Kultur zu verstehen, und auch die Gasteltern helfen sehr oft und zeigen dem Inbound viele kulturelle Aspekte.

Außerdem gibt es manchmal von Rotary aus an den Wochenenden verschiedene Veranstaltungen, in denen man auch viele neue interessante und am Ausland interessierte Menschen kennenlernen kann: Unter anderem gab es ein Rotaract Meetig, in dem wir viele Jugendliche kennenlernen konnten, und da gab es auch eine kleine Party und viel K Pop. Wir haben hier auch ein paar neue Freunde kennengelernt. Auch gab es ein weiteres Treffen in Joam, wo wir das Austauschprogramm vorgestellt haben. Danach sind wir ans Meer gefahren, wo wir Garnelen und Tintenfisch gegessen haben und einen kleinen Hafen und einen Fischmarkt besuchen konnten. Es war sehr interessant und wir hatten auch sehr viel Spaß dabei.

Auch habe ich sonst einige Sachen mit meiner Gastfamilie unternommen, wir sind u.a. auf eine Hochzeit gegangen. Die bestand aus einer kurzen Zeremonie und einem anschließenden großen Essen. Danach hat sich die Familie meiner Gastmutter mit dem Ehepaar getroffen. Es war sehr interessant zu sehen, wie groß die Familie eigentlich ist. Auch hier würde ich gleich eine weitere Empfehlung geben, vor allem an die Austauschschüler in Ostasien, und zwar, dass sie jede Möglichkeit nutzen sollten, mit ihrer Gastfamilie etwas zu unternehmen, da die Gasteltern zum Beispiel oft sehr viel arbeiten.

Alles in allem muss ich sagen, dass der Schüleraustausch in Korea für mich die richtige Wahl war und er ist sehr zu empfehlen:

Denn er hält zwar in Korea ein paar mehr Hürden bereit als zum Beispiel in Brasilien, allerdings bereichert er gerade so die Inbounds sehr und macht es möglich, dass man noch einmal besonders seine Maßstäbe und seine Einstellungen überprüft und auch sehr viel erwachsener wird.

Vielen Dank an alle, die diese „große“ Reise für mich möglich gemacht haben

Daniel Gafke Mendoza

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