Kanada – 3. Bericht von Lydia

3. Quartalsbericht von Lydia Woschick aus Québec, Canada

Sehr geehrte Rotarier,

mittlerweile bin ich nun seit 6 Monaten in Quebec und die Zeit ist schon wieder unglaublich schnell vergangen. Trotzdem möchte ich nicht an meine Abreise denken und noch die letzten 100 Tage in vollen Zügen genießen.

Der Winter in Québec ist immer noch in vollem Gange, auch wenn es ein ungewöhnlich milder für kanadische Verhältnisse ist. Doch wenn man sich dick anzieht und viele Sportaktivitäten draußen unternimmt, hält man die -25°C auch super aus. Und ja, bei 1°C sucht man hier bereits seine Sommerklamotten heraus und genießt draußen die ersten Sonnenstrahlen. Denn wenn man andere Extreme gewöhnt ist, verschiebt sich das Gefühl für Kälte und Wärme ein bisschen.

Die Zeit seit meinem letzten Quartalsbericht ist unglaublich schnell vergangen, da ich sehr viel unternommen habe. Meine restlichen Weihnachtsferien waren einfach umwerfend. Denn die Zeit um Silvester stellte sich als ein unglaublich großer Partymarathon bei allen Teilen der Familie heraus. Wir hatten auf jeden Fall alle super viel Spaß. Und letztendlich begann dann auch schon wieder die Schule. Ich kann nicht mal sagen warum, aber diese erste Schulwoche nach den Ferien war am Ende das einzige kleine Down meines Auslandsjahres. Doch das hatte sich auch schnell wieder gegeben.

Meine zweite Gastfamilie liebt das Skifahren. Somit bin ich jedes Wochenende mit ihnen in ihr Chalet gefahren, welches etwas außerhalb Québecs liegt. Da ich noch nie richtig Abfahrt gemacht habe, musste mir das meine Familie erst einmal etwas beibringen. Je besser ich geworden bin, desto mehr Spaß hat es mir am Ende auch gemacht. Und Schnee gibt es hier ja auch im Übermaße. Trotzdem hat es sich für mich manchmal etwas schwierig herausgestellt, meine Freunde das Wochenende über zu sehen. So musste ich viele Aktivitäten oft absagen, da das Chalet einfach zu abgelegen liegt. Letztendlich habe ich mich aber so gut organisiert, dass ich meine Wochenenden abwechselnd im Chalet und in Québec bei meiner ersten Gastfamilie oder mit Rotary verbracht habe. So hatte ich zum Beispiel meine zweite Orientation. Dieses Mal waren alle neuen Outbounds mit dabei. Es hat mich so sehr an meine Zeit vor dem Auslandsjahr erinnert, nur dass ich dieses Mal eine der „Großen“ war. Die Aufgabe der Inbounds bei dieser Orientation war es, kleine Spiele für die Outbounds vorzubereiten. Nur wenn diese alle Aufgaben bestanden hatten, bekamen sie ihren Umschlag mit den Buchstaben ihres zukünftigen Gastlandes. Es war eine unglaubliche Stimmung, als alle zusammen ihre Umschläge öffnen konnten und total ausgeflippt sind. Erst am nächsten Tag haben die Eltern dann die Länder erfahren. Eine weitere Aktivität Rotarys war eine kleine Reise zum Karneval in Québec. Zu unseren Aktivitäten zählten unter anderem der Besuch eines großen Rodelparks, eines Eishotels und der Karnevalsparade im Stadtzentrum.

Mit meiner ersten Gastfamilie durfte ich zudem noch einige unglaubliche Winteraktivitäten erleben. So waren wir beispielsweise Schlitten fahren. Mit dem einzigen Unterschied, dass man hier mit dem Schlitten 7,5 km durch den Wald bei einer fantastischen Aussicht zurücklegt. Auch gibt es so gut wie überall Pisten, um Skidoo und Quad zu fahren und natürlich große kostenlose Schlittschuhbahnen im Freien. Zu guter Letzt war ich dann auch noch mit Schlittenhunden unterwegs. An diesem Tag haben meine Finger und Zehen einmal so richtig die extreme Kälte zu spüren bekommen. Doch diesen außergewöhnlichen Spaß war es auf jeden Fall wert.

Und dann war es auch schon wieder Zeit, die Familie für das letzte Mal zu wechseln. Da ich ja nun schon ein bisschen Übung habe, ist es mir überhaupt nicht schwergefallen. Mein neuer Gastvater ist Inbound Coordinator des Districts und hat eine unglaublich nette Familie. Sie alle haben mich sofort mit offenen Armen aufgenommen und in ihren Alltag eingeschlossen.

Meine französischen Sprachkenntnisse haben sich grundsätzlich verbessert, auch wenn es nun nicht mehr so deutlich zu spüren ist. Grundlegend ist das Beherrschen der Sprache aber essenziell und öffnet einem die Möglichkeit, sich viel schneller in alle Bereiche des Lebens einzufinden. Ich empfinde es als unglaublich wichtig, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, um ein stückweit auch mich selbst und meine eigene Lebensweise zu reflektieren. Natürlich hilft dies aber ebenso, um andere Ansichtsweisen zu diskutieren und den eigenen Horizont etwas zu erweitern. Auch in der Schule komme ich soweit sehr gut klar. Doch gerade in den kommenden Wochen werde ich häufig nicht anwesend sein, da noch sehr viele Reisen mit Rotary anstehen. Die Zeit vergeht einfach viel zu schnell! Trotzdem läuft mein Auslandsjahr bis jetzt unbeschreiblich gut und ich bin so überglücklich. Ich habe sowohl mit Rotary als auch mit meinen Gastfamilien so viele Aktivitäten unternommen. Damit habe ich auch gelernt, die neuen und fremden Dinge erst einmal auszuprobieren, um darüber urteilen zu können. Bis jetzt habe ich wirklich zu allen Dingen „JA“ gesagt und so manchmal auch Dinge für mein erstes (und letztes) Mal versucht. Letztendlich lassen sich meine ganzen Erfahrungen, die mich auch charakterlich verändert haben, gar nicht in Worte fassen. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es vielleicht auch irgendwie gar nicht nachvollziehen.

Zusammengefasst geht es mir hier in Québec also unglaublich fantastisch. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, in 100 Tagen wieder in die Realität zurückkehren zu müssen. Ich spüre langsam, dass sich mein Auslandsjahr dem Ende zu neigt. Zudem stehen so viele tolle Aktivitäten in den nächsten drei Monaten an, dass sich der Zeitverlust umso schneller anfühlt. Ich werde meine restliche Zeit also noch so richtig genießen.

Liebe Grüße aus Québec

Lydia Woschick

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