Kolumbien – 3. Bericht von Jannis

Kaum zu glauben ist, dass ich nur noch 4 Monate hier in Kolumbien bleiben darf. Es stimmt mich etwas traurig. Aber ich weiß, dass ich hier so viel Neues erlebt, gesehen und gehört habe, dass es mich auch Glücklich stimmt mit so vielen neuen Erfahrungen zurück zu kehren und mich in das Leben zu stürzen.

In diesem Quartal hatte ich leider nicht so viel Kontakt zu meinem Rotary-Club hier, da ständig etwas Neues zu erleben war. So habe ich meinen Club leider nur bei zwei Aktion begleitet. Wie bereits früher erwähnt unterstützt mein Club jedes Jahr eine andere arme Schule rund um Pasto. Viele Kinder müssen zwei Stunden zur Schule gehen, da sie sich kein Auto bzw. Schulbus leisten können. Der Unterricht selbst fällt leider ernüchternd aus, aufgrund der kaum vorhandenen Lehrbücher und der schlechten Ausstattung der Klassenräume. Dadurch wird ihnen leider auch die Zukunft zu studieren und einen guten Arbeitsplatz versperrt. Bei den Aktionen wurden Schulbücher, Stifte und Schreibblöcke an die Kinder verteilt, um sie beim Lernen zu unterstützen. Außerdem hat der Club einen Magier engagiert, um die Kinder zu unterhalten. Die Aktionen sind jedes Mal ein voller Erfolg und die Kinder freuen sich sehr über die Geschenke.

Der Familienwechsel hat mir nochmal eine ganz neue Seite von der kolumbianischen Mentalität gezeigt. Ich werde wirklich in die Familie aufgenommen und auch als Teil angesehen. In der ersten Familie war ich mehr Gast, jetzt jedoch ein Mitglied der Familie. So werde ich z.B. in viele Familientreffen und Aktion mit einbezogen. Außerdem ist meine jetzige Familie sogar noch herzlicher, als die Erste. Es macht wirklich Spaß, den Alltag zusammen zu bestreiten und nebenbei voneinander zu lernen. Ich könnte mich nicht wohler in Deutschland fühlen.

Die Schule ist normal, ich lerne kontinuierlich Spanisch und in den Pausen treffe ich mit Freunden und spiele mit ihnen Schach oder reden einfach nur. Mit meinen Klassenkameraden verstehe ich mich sehr gut und sie sind immer gut gelaunt. So macht z.B. Sport sehr viel Spaß, da man sich kennt. Nachmittags treffe ich mich manchmal mit meinen Freunden, um Basketball zu spielen, ins Kino zu gehen oder einfach was zu essen. Natürlich ist es manchmal in der Schule auch etwas langweilig für und sehr stressig für die Anderen, da die letzten Klausuren bevorstehen und jeder viel lernen muss.

Mit den anderen Austauschschülern verstehe ich mich immer noch sehr gut und habe keine Probleme mit ihnen. Ab und zu treffen wir uns auch nach der Schule, um was gemeinsam zu machen. Dies passiert aber nicht allzu häufig. Lukas, ein Austauschschüler aus der Schweiz, der ebenfalls in meiner Stadt Pasto gewesen ist, wurde zurückgeschickt, da er sich während der zweiten Reise an die Nordküste Kolumbiens nicht an die Regeln gehalten hat. So hat er sich leider sein Jahr verdorben.

Aber nun zu einem erfreulichen und interessanten Thema: dem Karneval von Pasto. Der Karneval von Pasto beginnt am 02. Januar und endet am 06. mit dem Höhepunkt. An jedem Tag findet ein sogenanntes „Desfile“ statt. Dazu wird eine etwa zehn Kilometer lange Strecke bzw. Straße gesperrt. Jeden Tag gibt es dann ein anderes „Thema“. Thema in Anführungszeichen, da es nicht wirklich ein Thema ist. Z.B. der zweite Tag („Día de Karnevalito“) ist für die Kinder, sogar mit einer kleinen Karnevalsprinzessin. Der fünfte Tag ist der schwarzen Bevölkerung gewidmet, an dem sich alle das Gesicht schwarz anmalen.

Aber nun zum allgemeinen Ablauf. Man findet sich gegen 13:00 Uhr an der Hauptstraße ein, um den Umzug anzugucken. Neben aufwendig gestalteten Kostümen bekommt man auch gleich was auf die Ohren, da fast jede Gruppe von Musikanten begleitet wird. Gespielt werden typische Lieder, wie „La Guaneña“. Dazu werden einstudierte Choreografien aufgeführt, die zu dem ein oder anderen Lachen führen können. Nebenbei werden Zettel mit Wünschen für Kolumbien verteilt. Ich glaube, am ersten Tag des Karnevals waren neben witzigen und fantastischen Figuren auch sehr politische Themen thematisiert, ganz besonders auch der Krieg mit der FARC. Nach dem Umzug, nach etwa zwei Stunden, ist der Karneval im Prinzip beendet und die meisten älteren Personen gehen Mittag essen. Die Kinder und viele Erwachsene bleiben jedoch zum „para jugar“ (zum Spielen). Es verhält sich jedoch mit dem „Spielen“ etwas anders. Es ähnelt mehr einer Schlacht, anstatt einem Spiel. Alle, die Spaß dran haben und noch nicht nachhause wollen, finden sich an einem zentralen Punkt zusammen und dann geht es los. Für zwei Euro kann man sich eine große Flasche Espuma „Sprühschaum“ kaufen, für sechs Euro einen großen Sack Kalk und für ein paar Cent Farbe. Die Schlacht geht los, in der es keine Freunde gibt. Es gilt nur die Regel: alle gegen alle. Pausen gibt es nicht. Man sollte versuchen, nicht eingeseift zu werden, was nicht leicht ist. Der einzige Schutz sind Skibrillen, Ponchos und Atemschutz. Die werden auch benötigt, um keinen Kalk in das Auge zu bekommen. Die Luft ist nebelig von dem Kalk in der Luft. Es ist aber immer wieder lustig zuzusehen, wenn jemand eingeseift wird. Es sei denn, man selber wird eingeseift mit Schaum und Kalk.

Das große Finale des Karnevals fand am letzten Tag statt. Nach einigen perfekt choreografierten Gruppen kam der Höhepunkt: die Carrozas! (Die riesigen Karnevalswagen) Mit beeindruckenden Figuren und bis zu neun Metern Höhe fuhren die 25 Wagen an uns vorbei.

Ganz anders, als der Karneval in Deutschland. Es war zwar mein erster Karneval hier in Pasto, aber es wird garantiert nicht der Letzte für mich sein. Mit anderen Worten, ich komme zurück!

Ich hatte die Möglichkeit viele neue Dinge kennen zu lernen, neue Freundschaften zu schließen und mein neues Traumland zu erleben. Angefangen mit der Kultur, also der neuen Sprache, das Essen, die Feste und die Mentalität der Kolumbianer ist so viel anders, als in Deutschland. Genau dies ist auch der Grund gewesen, warum ich mich für Kolumbien entschieden habe. Ich wurde in meinen Erwartungen nicht enttäuscht. Es hat mir unvorstellbar viel Spaß gemacht mir die Unterschiede des Lebens von Kolumbien und Deutschland anzueignen und zu genießen. Auch, wenn es dabei manchmal Überwindungskraft gekostet hat (Meerschweinchen gelten hier als Spezialität). Aber genau dafür ist ein Auslandsjahr, um einen Einblick in das Leben in einem anderen Land zu bekommen und genau das habe ich.

Wenn ich im Sommer wieder nachhause muss, werde ich einerseits traurig sein, aber auch sehr zufrieden und glücklich, dass mir diese Möglichkeit überhaupt geboten wurde. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Rotary und allen bedanken, die diesen Austausch überhaupt ermöglichen und so viele Stunden in dieses Programm investieren. Ich kann nur hoffen, dass dieses Programm noch viele Jahre erhalten bleibt, um einerseits Jugendlichen diese einzigartige Möglichkeit zu bieten, aber auch vielen Ländern Deutschland näher zu bringen und die internationalen Beziehungen zu stärken. Danke!

Mit freundlichen Grüßen aus Kolumbien, Jannis Kaliske

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