Südkorea – 3. Bericht von Daniel

Wenn ich bisher eine Sache gelernt habe, dann ist es, dass man jeden einzelnen Moment, den man glücklich ist, genießen soll, und, dass man, auch wenn alles auf einmal zu kommen scheint, und wenn man deprimiert ist, nicht vergessen soll, dass auch bald bessere Dinge kommen werden und dass man sich auf das Gute konzentrieren soll, und auch darüber reden soll. So haben wir uns alle auch gegenseitig nach dem Selbstmord untereinander geholfen.

Man soll aber auch bei Problemen immer ehrlich sein, und direkt, und nichts auf die lange Bank schieben, sodass es dann später noch schlimmer werden kann (wie es z.T. auch in Korea getan wird). Aber man soll dabei immer versuchen dem Gegenüber alles zu erklären und respektvoll sein.

Außerdem beobachte ich an mir selber, dass ich zunehmend entspannter werde, wo es nicht nötig ist, mich aufzuregen. Früher in Deutschland habe ich mich sehr oft über andere aufgeregt, wenn sie mir Informationen die ich brauchte z.B. nicht sofort gegeben haben und wenn nicht alles so schnell und früh wie möglich erledigt war. In Korea habe ich gelernt, dass man sich weniger stressen muss deswegen, da man, wenn man sich aufregt z.B. nicht gerade an Sympathie gewinnt und sich eben vor allem selber stresst. Auch denke ich viel weniger über Dinge nach, die irrelevant für mich sind, oder die einfach unrealistisch sind. In Deutschland habe ich mir manchmal tatsächlich über den unrealistischsten worst case, der jemals eintreten könnte, Sorgen gemacht, selbst wenn er nur durch ein Wunder möglich geworden wäre. Hier mache ich mir gar nicht mehr über so etwas Gedanken, genauso wie z.B. über hypothetische Fragen ohne Bezug zur Realität (und mit einer Wahrscheinlichkeit von gegen 0%), wenn wir diskutieren (kommt übrigens bei uns sehr oft vor).

Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich auch viel positiver bin, wenn es um andere Menschen geht. Früher in Deutschland war ich oft negativ auf verschiedene Personen eingestellt, obwohl die Gründe kaum relevant waren z.B. oder weil ich mir angemaßt habe, es besser zu wissen. Darauf bin ich, um ehrlich zu sein, nicht sehr stolz (bzw. gar nicht), aber ich bin froh, dass ich jetzt eben viel positiver über Menschen nachdenke.

Auch habe ich gelernt, viel stärker meine „ursprünglichen“ Kulturen zu hinterfragen: Ich war viel positiver gegen die Deutsche und die Mexikanische Kultur (die mich eben beide ausmachen, jetzt neben der Koreanischen) eingestellt, als ich es jetzt bin. Bzw. ich habe sie kaum hinterfragt. Jetzt bin ich viel besser in der Lage sie zu hinterfragen und vielleicht auch die „guten“ Teile einer Kultur anzunehmen und die schlechten zu erkennen, und beides ist in allen Kulturen sehr wohl vorhanden. Z.B. kritisiere ich jetzt an der Mexikanischen Kultur die viel zu starke Fokussierung auf Spaß und die z.T. vorhandene Maßlosigkeit, obwohl das Land relativ viele arme Menschen hat. Dafür jedoch schätze ich sehr die positive und offene Lebensart, auch die Offenheit für Fremdes. Ich glaube, diese Möglichkeit, etwas differenzierter über andere Kulturen nachzudenken, sich in sie einzufügen, sie zu respektieren aber sie gleichzeitig zu hinterfragen ohne sie gleich zu verurteilen, ist etwas sehr Wertvolles, was ich aus diesem Austausch behalten werde.

Auch schätze ich viel mehr, dass Menschen völlig verschiedener Ansichten im Austausch zusammenkommen, es ist sehr interessant und bereichernd. Und ich weiß, dass ich in Deutschland mehr Freunde anderer Meinung werde haben wollen, denn vorher waren wir ja alle mehr oder weniger im „eigenen Dunstkreis“ unterwegs.

Und, last but not least, dieser Austausch hat mich noch neugieriger auf neue Kulturen und das Reisen an sich gemacht, und ich möchte auch später öfter im Ausland leben und arbeiten.

Vielen Dank an alle, die dieses 2. Leben auf Zeit möglich gemacht haben, an meine Eltern, Rotary in Deutschland und Rotary in Korea.

Daniel Gafke Mendoza

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