USA – 3. Bericht von Valerie

Meine Erfahrungen in diesem Jahr waren großartig!! Ich war glaube ich noch nie zeitlich so vollgeplant wie in diesem Jahr. Ich habe viel über amerikanische Gewohnheiten und Gepflogenheiten gelernt, was besonders gut gelang durch 2 verschiedene Gastfamilien und auch 2 verschiedene Schulen (oder besser gesagt sogar 3), die sich so voneinander unterscheiden. Bevor und zu Beginn meines Austauschjahres war mir beim Gedanken an mehrere Gastfamilien und im schlimmsten Fall evtl. mehrere Schulen total mulmig. Aber jetzt im Endeffekt weiß ich, dass das einfach nur das Beste ist! Meine beiden Schulen unterscheiden sich sehr hochgradig voneinander! In meiner ersten Schule war alles sehr entspannt, man konnte meistens während des Unterrichts frei im Klassenzimmer herumlaufen wie man wollte, oft saß man einfach nur da ohne irgendwelche Aufgaben zu haben (da habe ich mich jedes Mal wieder gefragt, was das soll) und Unterricht konnte man das meistens wirklich nicht nennen. Es war eher so auf die Art „Macht mal selbst so gut wie ihr könnt.“, wo man sich dann den größten Teil wirklich selbst beigebracht hat durch Bücher und Arbeitsblätter. Auch waren Handys im Unterricht zu 95% absolut erlaubt, was der Grund war, weshalb wirklich jeder die ganze Zeit mit dem Handy beschäftigt war, als dem Unterricht zu folgen. Amerika hat ja auch den wohlbekannten „Dress Code“ (= Kleiderordnung). In meiner ersten Schule habe ich noch gedacht, dass die ja total streng sind und man so Vieles nicht anziehen darf. Auch dachte ich, ich hätte total viele Hausaufgaben auf meiner alten Schule gehabt. Diese Meinungen haben sich im Verlaufe des Jahres ein bisschen geändert. Meine 1. Schule war bezüglich auf die „Rassen“ auch gut gemixt zwischen weiß, schwarz, lateinamerikanisch. Aufgrund eines Gastfamilienwechsels musste ich dann leider meine Schule wechseln und ging für 3 Tage auf eine fast komplett schwarzhäutige Schule. Ich glaube, ich war eine der 10-20 weißen Schüler auf einer ca. 2000 Mann Schule. Ich habe meine gewählten Klassen von meiner alten Schule so weit wie es ging beibehalten oder habe schwerere Klassen genommen, und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich auf dieser Schule kaum etwas gelernt habe – selbst mit ziemlich „hohen“ Klassen. Die Schüler waren einfach nur total frech und respektlos zu den Lehrern und hatten null Interesse am Lernen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man so etwas in Deutschland findet. Jedoch war die Kleiderordnung so viel strenger! Man durfte nur Kaki-Hosen anziehen (und davon nur so eine ganz spezielle Art) mit einem einfarbigen Kragen T-Shirt. Auf dieser Schule war ich zum Glück nur für 3 Tage, weil wir es dann endlich geschafft hatten mich in eine andere Schule einzuschreiben (Hier hat man das Hindernis, dass man in die Schule gehen muss, die dem eigenen Wohnort zugeordnet ist. Aber zum Glück war meine erste Schule so nett, da mal bisschen rumzutelefonieren, um eine Ausnahme zu ermöglichen.)

Auch wenn es nur 3 Tage auf dieser Schule waren, habe ich mich jede einzelne Stunde total unwohl gefühlt und wollte am liebsten nie wieder zur Schule gehen. Aber dann auf meiner nächsten und damit dritten Schule war alles wieder total angenehm und herzlich. Die Schüler sind total nett, respektvoll und größtenteils interessiert am Lernen. Auch gibt es auf dieser Schule überhaupt keine dieser typischen „fights“ (Prügeleien), was auf den anderen beiden Schulen so gut wie täglich der Fall war. Generell kann man meine jetzige Schule schon viel mehr mit Deutschland vergleichen: Das Handy muss während der kompletten Schulzeit im Rucksack bleiben, im Unterricht darf nicht gegessen oder rumgelaufen werden, man hat im Unterricht immer etwas zu tun (und sitzt nicht wie in den anderen Schulen manchmal einfach nur dumm rum), und stell dir vor, man hat noch mehr Hausaufgaben! An meiner 1. Schule war das ja schon enorm und deutlich mehr als ich es in Deutschland je erlebt habe, aber meine 3. Schule hat den Rahmen dann echt gesprengt. Ich belege 2 Universitätsklassen und das spürt man auch. In Biologie z.B. war mein Hefter nach 7 Wochen so voll wie er in Deutschland nach 3 Jahren ist. Zwar bleibt von dem Wissen dann DEUTLICH weniger hängen, aber man bekommt einfach mal ein Gefühl vom Universitätsleben. Finde ich genial und mag ich sogar viel mehr als Schule! Eine Klasse, wo dir einfach niemand sagt, wie du was genau aufschreiben musst etc. Du machst Notizen und folgst dem Unterricht einfach so wie du denkst, sodass du die beste Note im Test erreichen kannst. Aber auch mit der Kleiderordnung ist man hier viel strenger als auf meiner 1. Schule.

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, für die Schule Golf und Basketball zu spielen sowie ein Mitglied des Leichtathletik-Teams zu sein in den Kategorien für 400m, 800m und 1600m. Mich begeistert es immer wieder, wie groß Sportarten hier in den USA sind, vor allem schulbasierend. Besonders mit Basketball und Leichtathletik hatten wir oft Turniere, die meistens erst zwischen 20 und 23 Uhr enden. Dann kommt man nach Hause, und hat einen Haufen an Hausaufgaben. Wenn man sich also in Sportarten einschreibt und noch gute Noten schreiben will, kann man sich ja dann vorstellen, was darunter leidet: Der Schlaf! Das gute an der ganzen Sache: Ich habe Zeitmanagement so gut gelernt wie noch nie in meinem Leben. Trotzdem finde ich es krass, dass die meisten meiner amerikanischen Freunde immer davon erzählen, dass sie die Nacht wegen Hausaufgaben durchmachen mussten oder nur 3-4 Stunden geschlafen haben. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass mir das mal ein deutscher Schüler erzählt hat oder dass ich das selbst erlebt habe. Im Großen und Ganzen bin ich sehr froh, dass ich die Chance hatte 3 verschiedene Schulen zu besuchen, weil das meinen Einblick ins typische amerikanische Leben einfach um so viel vergrößert hat.

Auch bin ich so viel gereist wie noch nie in so kurzer Zeit! Im August hatte ich eine 4tägige Orientierung ein bisschen nördlich von Orlando (3,5h Autofahrt), im November war ich für 4 Tage in Disney World in Orlando, im Dezember habe ich für eine Woche mit einer anderen Dame in der Nähe von Orlando gelebt, im Januar war ich in den Florida Keys und im März in den „Everglades“. Im April werde ich für eine Woche nach New York/ Washington/ Philadelphia fahren und im Juni für 2 Wochen nach Kalifornien. Und natürlich hat man immer mal Ausflüge zu bestimmten Orten gemacht, wie nach Miami, einer Insel, oder auch nur zu Museen, Leuchttürmen, und vielem mehr.

Es ist alles einfach so großartig! Amerikanische Freundschaften knüpfen, eine Gastmutter fast so sehr zu lieben wie man seine eigene in Deutschland liebt, selbst zu merken, wie man einfach so viel erwachsener durch bestimmte Herausforderungen wird, und sogar schon auf Englisch träumt, denkt und mittlerweile problemlos alles versteht. Ich fühle mich wirklich, als wenn ich schon ein Amerikaner bin (bis auf meinen deutschen Akzent natürlich). Nur beim Lesen von etwas komplizierteren Texten muss man dann sein Gehirn mehr als normal anstrengen, aber ansonsten muss ich gar nicht mehr nachdenken, wenn jemand mit mir auf Englisch redet.

Ich kann einfach nur sagen, dass ich am liebsten einfach die Zeit zurückdrehen würde! Die Tatsache, dass man in 3 Monaten die USA verlassen muss und damit ein komplettes 2. Leben für immer BEENDET sein wird, bricht mir schon jetzt das Herz. Um ehrlich zu sein, ich fühle mich mit den USA so viel mehr verbunden als mit Deutschland. Es fühlt sich einfach an, als wenn man endlich da angekommen ist, wo man hingehört. Es fühlt sich wie zu Hause an. Aber man weiß, dass man zurück MUSS. Ich habe keine Ahnung, wie ich das alles verarbeiten soll aber okay, es muss ja anscheinend sein.

Liebste Grüße aus dem sonnigen Florida,

Deine Valerie

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