Südkorea – 4. Bericht von Daniel

Nun, da das Jahr zu Ende ist, möchte ich es noch einmal kurz Revue passieren lassen.

Alles fing mit dem Flug nach Seoul an, ich war so aufgeregt, dass ich kaum geschlafen habe, obwohl ich in den Tagen vorher relativ ruhig war. Ich bin fast explodiert, als wir den Sicherheitsbereich verlassen haben, vor Aufregung, und musste mich erstmal beruhigen. Danach habe ich meine Gastfamilie gesehen. Sie hatten ein bemaltes Plakat mit meinem Namen, und dann, als wir da waren, war ich aber so froh und erleichtert, endlich meine Gastmutter und meine Gastschwester kennenzulernen, sie waren von Anfang an so warmherzig und haben mich sofort aufgenommen, mir alle Fragen beantwortet die ich hatte und sie waren, nicht zuletzt, auch sehr witzig. Allerdings war mein Koreanisch sehr schlecht, und so träumte ich witzigerweise in der Nacht auf Koreanisch, ohne auch nur ein Wort zu verstehen. In den nächsten Wochen habe ich nach uns nach Suwon kennengelernt, meine Gastfamilie hat mir sehr dabei geholfen. Doch dabei habe ich auch eine etwas nervige Eigenschaft entdeckt, nämlich dass meine erste Gastfamilie zu besorgt war, so durfte ich in den ersten Wochen nicht alleine aus dem Haus, auch wenn die Wege sehr kurz waren. Mit einem knappen Monat Verspätung hatten wir dann unseren ersten Schultag, ich war so aufgeregt, und dann haben die Koreanischen Schüler mir nachgekreischt, es war so ein seltsames Erlebnis, und alle wollten meine Handynummer haben. In den nächsten Wochen war es nicht mehr so schlimm, aber es war z.T. immer noch seltsam.

In der Zeit habe ich auch intensiver angefangen, K Pop zu hören, und bis heute mag ich diese Musikrichtung sehr. Da habe ich es auch zum ersten Mal meinen Deutschen Freunden gezeigt, von denen sind einige Fans der K culture wave geworden.

In der ersten Orientation in Anseong und der ersten Reise nach Seoul waren wir, die Inbounds, wie in den gesamten ersten 2 Monaten, sehr überschwänglich und optimistisch. Wir waren alle ziemlich glücklich und froh, hier zu sein, und haben unendlich viele Fotos gemacht. Allerdings haben die vielen ausgefallenen, zum Teil unnötigen und unlogischen Regeln, die sich Rotary für uns ausgedacht hat, wie etwa eine Ausgangssperre für 22 Uhr und Computer-Verbot ab 24 Uhr, mit Strafen für schon eine Minute Verspätung, für einiges an Unmut gesorgt, und diese Regeln schränken uns eben bis heute sehr ein. Ab jetzt würde es auf jeder Reise einen neuen, im Text aber identische Vortrag, zur Einhaltung der Regeln geben.

Nichtsdestotrotz waren die Reisen auch immer Höhepunkte. Bald hatte wir auch unseren ersten Rotary Unterricht, der fand an drei Wochentagen statt, hier haben wir tanzen, kochen, Taekwondo, und natürlich Koreanisch gelernt. Dieser Unterricht war eine sehr tolle Abwechslung, und wir haben durch ihn sehr viel gelernt. Und natürlich mögen wir auch sehr unsere Lehrer, ich vermisse sie jetzt schon sehr.

Aber leider war nicht alles so friedlich, so war einmal meine Gastmutter sehr wütend, als ich in eine Nachbarstadt gegangen bin, und dachte, sie hätte es mir erlaubt, und dann meinte sie, sie hätte das nicht gesagt. Aber trotz dem mag ich meine erste Gastfamilie sehr, wir haben sehr viel zusammen gemacht, sind zum Beispiel zusammen nach Gwangju gefahren, es hat sehr viel Spaß gemacht.

In meiner Schule war es dagegen eher nicht so toll, 80% der Schüler sind Mädchen, und sie habe auch kaum Freizeit um etwas zusammen zu machen, und wenn, geht man meistens zu den Computerspielen, und die mag ich eher nicht besonders. In den folgenden Monaten gab es noch ein paar mehr Reisen, auf denen wir Spaß hatten.

Allerdings wurde die Stimmung eher schlechter, denn es wurde sehr schnell sehr kalt, einige von uns wurden krank, und insgesamt wurde bis Weihnachten und Neujahr die Stimmung schlechter, und auch bei mir kamen manchmal Zweifel auf, ob der Austausch so eine gute Entscheidung ist.

Dann kam auch noch mein Gastbruder zurück, weil Rotary ihn zurückgeschickt hatte. Für meine Gastfamilie war das sehr kostspielig, und meine Gastmutter war sehr wütend, während mein Gastbruder am Anfang ein eher „wildes“ Leben geführt hat. Deshalb war meine Familie auch etwas sauer auf ihn, und es war auch ein Einschnitt für mich, da für kurze Zeit nicht sicher war, ob ich aus Platzgründen die Familie wechseln würde. Auch negativ war, dass ich mit eine Nagelbettentzündung zugezogen hatte, und die musste ich 3 Monate lang auskurieren, für kurze Zeit stand sogar die Frage im Raum, ob ich für eine OP nach Deutschland reisen sollte. Doch das war zum Glück nicht nötig, stattdessen musste ich mich 2 Monate lang auskurieren, Sportunterricht, Taekwondo und Tanzunterricht waren da für mich nur von der Seite aus zu betrachten.

Weihnachten war bei mir persönlich dann auch in gewisser Weise auch ein Tiefpunkt, ich habe alle vermisst, meine Freunde, meine Familie, und natürlich die ganzen Traditionen, die es dieses Jahr eben nicht gab. Allerdings war das etwas veränderte Weihnachtsfest mit meiner Gastfamilie, Stollen, Reiskuchen und Baskin Robbins-Eis und Sushi auch eine sehr schöne neue Erfahrung, genauso wie der Ausflug mit meiner Gastmutter nach Everland zu Neujahr. Das beides hat mich auch wieder aus dem Tief herausgeholt. Mit Neujahr endete praktisch auch das Schuljahr, und wir würden bis März Ferien haben. Allerdings, nun ja, so frei würden sie auch nicht sein: Wir hatten 3 Mal die Woche Koreanisch-Uunterricht, und ansonsten haben wir uns relativ oft getroffen, da Rotary uns ab Dezember erlaubt hat, alleine nach Seoul zu gehen.

Auch habe ich nach der ersten Januarwoche die Gastfamilie gewechselt. Gut fand ich, dass ich etwas mehr Freiheit hatte, allerdings finde ich es bis heute schade, dass wir sehr wenig miteinander unternommen haben und ich mich manchmal sehr fremd gefühlt habe, auch bedingt dadurch, dass die ganze Familie dauergestresst war. Allerdings war ich ganz gut beschäftigt, insofern war das nicht so ein großes Problem.

Allerdings gab es bald andere Probleme:

So traf die Nachricht des Suizides ein, die alle sehr schwer getroffen hat, einschließlich derer, die vielleicht nicht so viel mit der Schülerin zu tun hatten. Die Austauschschüler aus dem Distrikt wurden nach Hause geschickt, und auch bei uns gab es bald darauf einen early return.

Positiv ist aber auch aus den Ferien zu sagen, dass wir 2 neue Austauschschüler aufgenommen haben, eine aus Australien und eine aus den USA, die vorher in dem Fake Distrikt untergebracht war. Auch gab uns die Vorbereitung auf die Distriktkonferenz ein paar neue Aufgaben, auf die wir uns konzentrieren konnten.

In den Ferien hatten wir dann noch eine Woche mit kurzem Unterricht im Februar, und dann ging es erst wieder im März los. Ich wurde sozusagen Zweitklässler, wie alle anderen Inbounds auch. Zugegebenermaßen, am Anfang hatte ich etwas Angst, da zum Beispiel am ersten Tag ein Mädchen über mein Koreanisch gelacht hat, und meine Schule eben leider auch für Mobbing bekannt ist…

Allerdings ist meine neue Klasse sehr nett, ich kann mit ihnen auch über mehr Dinge reden, und dadurch dass diese „Beliebtheitswelle“ aus der Anfangszeit abgeebbt ist, kann ich auch mehr echte Freunde finden und wir könne manchmal auch in der Freizeit etwas zusammen machen.

Nach den Ferien ging die Schule weiter, und wie vorher, lernte und lerne ich in der Schule Koreanisch, lese u.ä., und auch der Rotary Unterricht ging weiter.

Nach der Distriktkonferenz, in der wir erfolgreich aufgetreten sind, wurde der Tanzunterricht durch Koreanisch-Unterricht ersetzt. Ansonsten habe ich angefangen, sehr viel in meiner Freizeit zu unternehmen, jedes Wochenende, und sehr oft nach der Schule. Ich wollte einfach meine letzten 4 Monate so gut wie möglich nutzen. Auch wenn es zum Teil etwas ermüdend war, hat es sehr viel Spaß gemacht.

In den Reisen von Anfang 2017, kamen dann auch die zukünftigen Outbounds mit. Es war sehr schön neue koreanische Freunde zu finden und gerade denen, die nach Deutschland gehen werden, etwas über Deutschland zu zeigen und gemeinsam Korea zu erkunden. Mit am schönsten fand ich die Reise im Mai nach Jeonra-Do, im Süden Koreas. Sie war im Mai, und es war schon wärmer, sodass wir auch zum Beispiel eine Plantage für grünen Tee besuchen konnten.

Auch haben wir Inbounds und Outbounds danach öfter getroffen, zum Beispiel waren wir beim Bowling, und einmal sogar im Goethe Institut, wo ich den 6 Outbounds die nach Deutschland gehen (ja, kommendes Jahr werden es sehr viele werden), ein bisschen die deutsche Kultur gezeigt habe.

Im April war es dann auch Zeit, wieder die Gastfamilie zu wechseln. Meine neue jetzige Gastfamilie hat mich auch sofort aufgenommen, und noch am ersten Abend sind wir nach Seoul gefahren, um das Feuerwerk anlässlich der Eröffnung des Lotte World Tower zu sehen. In meiner jetzigen Gastfamilie habe ich 3 Gastgeschwister, von ihnen waren 2 im Austausch, und die Familie unternimmt sehr viel mit mir, wir waren zum Beispiel in einem Museumsbergwerk, und in der Demilitarisierten Zone.

Im April waren wir Inbounds auch in Tokyo, es war eine viel zu kurze Reise in dieser wunderschönen Stadt, wir hatten das Glück, während der Kirschblüte dort zu sein, und wir hatten sogar Freizeit, sodass ich die Deutschen Japan Inbounds treffen konnte. Uns ist allen aufgefallen, dass unser Deutsch sehr gelitten hat, aber es war schön, die Sprache endlich mal wieder außerhalb von Skype zu benutzen. Auch war ich sehr beeindruck von den Japanischen Ramen und dem automatischen Sushi Restaurant in Ikeburo…

Nach der Reise nach Japan und der Reise nach Jeonra-Do war es dann Zeit, nach und nach, die Austauschschüler, die gehen würden, zu verabschieden. Auch der, mit dem ich hergekommen bin, ist zurückgeflogen, was sich seltsam anfühlte, weil wir beide der Meinung waren, dass wir auch zusammen zurückfliegen sollten.

Ansonsten war es Zeit, die Punkte auf meiner Korea to-do-Liste abzuhaken, z.B. waren wir in der Joint Security Area, praktisch auf Nordkoreanischem Gebiet. Mir fehlt jetzt nur noch, auf den Lotte World Tower zu gehen, schließlich ist es das fünfthöchste Gebäude der Welt.

Diese Woche ist meine letzte Schulwoche, am 15.6. beginnt unsere Thailand-Reise, und danach habe ich noch eine knappe Woche, um mich von allen und allem zu verabschieden, was diesen Austausch für mich ausmacht.

Denn, auch wenn ich manchmal das Koreanische System sehr kritisiere, kann ich mir mein Leben ohne den Koreanischen Eigenarten kaum noch vorstellen, zum Beispiel, ohne die netten Menschen, die mich aufgenommen haben, aber auch ohne die praktischen Vorteile, etwa der Bahnkarte, mit der man überall bezahlen kann, den billigen technischen Produkten, den Läden, die immer offen sind, dem schnellen, pünktlichen und billigen öffentlichen Transport, und vielem mehr. Und natürlich auch nicht ohne die Austauschschüler. Dieses Jahr war das beste meines Lebens. Ich bereue nichts von dem, was ich hier getan habe, und ich weiß, dass ich zurückkommen werde.

Nun, zum letzten Mal in den Quartalsberichten, vielen Dank für dieses Jahr an meine Eltern, meinen YEO, Herrn Burghardt, Frau Neumann-Trüb, Rotex 1880, den Rotary Distrikt 1880, dem Rotary Club Dresden – Blaues Wunder, Rotary International, den Rotary Distrikt 3750, dem Rotary Club Suwon – Jungan, Ho Hyun Lee vom Multidistrikt Korea und Moon Ok Kang vom Rotary Distrikt 3750.

Daniel Gafke Mendoza

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