Australien – 4. Bericht von Juliane

Port Lincoln, 06.06.2017

Liebe Rotarier,

ich habe nicht einmal mehr 2 Monate in Australien und einer meiner besten Freunde, aus Frankreich befindet sich jetzt auf dem Heimweg. Von den meisten Austauschschülern habe ich mich schon verabschiedet. Die letzten Monate sich die härtesten. Ich denke sehr viel nach, erinnere mich an viele Geschehnisse und muss viele Sachen planen. Zum Beispiel reden ich mit meinen Freunden, wann sie mich besuchen könnten und wie ich mich von allen verabschieden werde. Es sind zwei sehr emotionale Monate.

Nach dem ich meinen dritten Quartalsbericht geschrieben habe sind ich und mein Distrikt auf Reise gegangen. Mit 3 weiteren Distrikten, 3 Wochen und über 9000 km mit dem Bus, haben wir halb Australien erkundet. Rock to Reef wurde die Safari genannt. Vom Outback, wo sich nichts außer Wüste und ein paar Felsen befinden bis zu wunderschönen Stränden und beeindruckenden Wasserfällen. Wir haben die Vielfallt von Australien und die Größe ganz nah sehen können. Jeden Tag früh aufstehen, 10 Stunden mit dem Bus fahren und am Abend das Zelt aufbauen. Mag zwar sehr viel klingen aber ich muss ehrlich sagen, ich vermisse es mit dem Bus zu fahren und jeden Tag meine verrückten Austauschüler zu sehen. 3 Wochen reichen aus um eine große Rotary Familie zu werden.

Nach meiner Safari haben mich meine Eltern in Port Lincoln besucht. Sie waren schon 4 Wochen in Australien und haben jede Menge Orte gesehen. Doch meiner Meinung nach hat Port Lincoln ein ganz anderes Ambiente als Cairns, Goldcoast oder Sydney. Ich war froh das ich ihnen zeigen konnte warum ich mich in meine neue Heimat verliebt habe. Oft empfiehlt Rotary, dass es nicht gut ist wenn die Eltern ihre Kinder besuchen. Ich fand es jedoch sehr gut. Meine Eltern haben sich oft beschwert, dass ich sie nicht anrufe und nicht viel von mir hören lasse. Nachdem sie in Australien waren und ich sie jeden Tag von früh bis abends die wunderschöne Naturlandschaft erkundet haben, wurde ihnen klar, dass es manchmal nicht so einfach ist sich bei seiner Familie zu melden. Der Abschied ist mir nicht schwergefallen, da ich sie ende Juli wiedersehe.

Bevor ich zurück nach Deutschland fliege hatte ich noch einige Dinge auf meiner To-do-list. Unter anderem shark cage diving. Nur in 3 Orten auf der ganzen Welt kann man diesen Nervenkitzel erleben. In Hawaii, Südafrika und im kleinen Dorf Port Lincoln. Port Lincoln ist bekannt für die hohe Anzahl an Weißenhaien und ihre darauffolgenden Haiangriffe. Es hat 9 Monate gedauert bis ich den perfekten Zeitpunkt gefunden habe diese prachtvollen Tiere in ihrer freien Wildbahn zu betrachten. Wir sind mit dem Boot zu einer kleinen Insel, und der Heimat der Robben gefahren. Die Haie wurden mit ACDC Musik angelockt und in einem Käfig unter der Wasseroberfläche sind Sie ganz nah und friedlich an uns vorbei geschwommen. Ein unbeschreibliches Gefühl das ich mit einem Selfie in Erinnerung behalten werde.

Die Fischindustrie in Port Lincoln ist sehr groß. Mein Gastvater ist Fischer und hat mit erklärt wie sie mit dem blauflossen Thunfisch Geld machen. Zuerst werden sie im Meer gefangen und dann ich großen Netzten zu einer bestimmten Größe gezüchtet. Diese Fische können bis zu 4,5 Meter heranwachsen und über 650 Kilogramm wiegen. Der blauflossen Thunfisch ist somit einer der größten Knochenfische der Welt. Da ein Fisch dieser Größe zu schwer für den Transport nach China ist werden sie bei einem Gewicht von 30-50 Kilogramm aus den Netzen gefangen. Mein Gastvater hat mich mit auf seine Arbeit genommen und ich durfte mein Glück wagen, einen Fisch zu fangen. 5 Uhr morgens ins kalte Meer zu springen ist schon Herausforderung genug aber dann hunderte von Fische an dir vorbeischwimmen zu sehen, bring deinen Puls auf jeden Fall etwas höher. Ich hatte gehofft, dass es etwas einfacher ist einen Fisch zu fangen, erst Recht nach meinen Erfahrungen beim Angeln. Ich habe den anderen Fischern zugeschaut und festgestellt das sie den Thunfisch mit den bloßen Händen fangen. Sie packen den Fisch an der hinteren Flosse und ziehen ihn ruckartig zurück. Danach umschlingen sie den Fisch und lenken ihm zurück zum Boot. Auf dem Boot erledigen sie den Rest. Nach ein paar Atemzügen wollte ich mein Glück versuchen, doch es ist gar nicht so einfach eine 30kg Fisch unter Kontrolle zu bringen. Doch mich hat der Ehrgeiz gepackt und nach ein paar versuchen habe auf ich einen Fisch gefangen.

Ich dachte mir, nachdem ich schon so viel erlebt habe gibt es nicht viel Neues zu sehen. Doch da habe ich mich geirrt. Jede Familie ist anderes und hat einen anderen Lebensstyle. Meine letzte Gastfamilie ist ein treuer Fan der Crows, eine Mannschaft in Adelaide und Sie haben mich zu einem Spiel mitgenommen. Australien Football ist sehr beliebt hier und wird von fast allen im Winter gespielt. Man könnte es vergleichen mit Fußball in Deutschland. Ich habe schon oft Footballgames im Fernsehen gesehen aber noch nicht in einem Stadion. Dank meiner neuen Familie konnte ich auch das von meiner List hacken.

Rotary hat einen Abschlussball für uns als Austauschschüler organisiert. Es war schön alle herausgeputzt zu sehen, ganz anders als ich es gewohnt bin. Es war das letzte Wochenende an dem wir uns alle zusammen gesehen haben und hat mit einem tränenreichen Abschied geendet. Ich denke jedoch, dass dieser Abschied nur halb so schlimm ist wie der für mich noch zukommende, von meinen Gastfamilien und Freunden. Denn wir als Austauschschüler haben schon einen Termin ausgemacht an dem wir uns in 10 Jahren alle wiedersehen. Natürlich habe ich mit meinen Freunden geredet und ihnen gesagt, dass sie mich unbedingt in Deutschland besuchen müssen. Doch die Realität ist, dass Australien sehr weit entfernt und ein Flugticket sehr teuer ist. Deshalb genieße ich jeden Tag in dem ich noch in Australien bin und verbringe so viel Zeit wie möglich mit den Menschen die mir sehr ans Herz gewachsen sind.

Eins kann ich sagen, nach meinem Auslandsjahr habe ich das Reisen für mich entdeckt und möchte so viel wie möglich von der Welt sehen. Aber ich habe mich auch viel verändert. Ich habe gelernt zu vielen Dingen „Ja“ zu sagen, auch wenn es nicht sehr spannend kling. Man weiß nie was auf sich zukommt. Ich habe gelernt meine Probleme selber zu lösen aber manchmal auch um Hilfe zu fragen. Ich habe gelernt das zu schätzen was man hat und dafür Dankbar zu sein. Ich habe auch gelernt hilfsbereit zu sein. Rotary macht vieles Freiwillig ohne direkt nach einer Gegenleistung zu fragen. Sie haben mir ermöglicht mich zu ändern und zu einem besseren Menschen zu werden.

Ich möchte mich bei alle beteiligte für ein unglaublich schönes Jahr bedanken. Rotary hat mir das ermöglicht wovon ich mich nicht getraut habe zu träumen. Diese Erfahrungen die ich in einem Jahr gesammelt habe werde ich nie vergessen und werden mir in meinem weiteren Leben sehr viel helfen. Vielen Dank ein meine Rotary Club Dresden Canaletto und Rotary Club Port Lincoln, an mein Heimat Distrikt 1880 und an mein Gastdistrikt 9500, an meinen Counsellor Kathrin Bertelmann und Greg Jones, an Barbara Neumann-Trüb und Ian Howard, and meine Gastfamilien Nicholls, Shepperts, Clemms und Van Doorns und natürlich an meine Eltern, Familie und Freunde. Ohne euch wäre all das nicht möglich gewesen. Danke!

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