Kolumbien – 4. Bericht von Jannis

Eben noch bin ich mit dem Flugzeug aus Deutschland im Flughafen von Bogotá angekommen und jetzt bereite ich mich schon wieder auf die Schule hier in Deutschland vor. Dieses Jahr ging nicht nur blitzschnell vorbei, sondern hinterließ auch unendlich viele Erinnerungen, Erfahrungen und Eindrücke.

Die Aufgabe ein Resumé über ein Auslandsjahr zu schreiben ist nicht leicht, da es nicht einfach bedeutet die Zusammenfassung über ein Jahr des Lebens zu schreiben, sondern den Inhalt eines gesamten Lebens in einem Jahr wiederzugeben. Man verlässt das Heimatland, die Familie, seine Freunde, um irgendwo auf der Welt für ein Jahr sich ein neues Leben aufzubauen. Das mag kitschig klingen, aber wenn man diese Erfahrung gemacht hat, versteht man es. Man bekommt eine neue Familie, man freundet sich mit neuen Menschen an und lässt sich auf ganz neue Verhältnisse ein. Das erfordert Mut, Offenheit und vor allem Wille seinen Horizont erweitern zu wollen. Um ehrlich zu sein, fehlte mir bei meiner Ankunft in Kolumbien hauptsächlich den Mut, da ich einfach zu schüchtern war. Deswegen waren die ersten Wochen in Kolumbien für mich nicht die Angenehmsten. Ich hatte wenig Kontakt zu Mitschülern, ich habe mich nicht so richtig getraut mit meiner Gastfamilie die wichtigen Sachen anzusprechen und ich habe nur langsam dazu gelernt. Mit der Zeit kam aber der Wille auf, mehr zu erfahren und mehr zu unternehmen. Die Offenheit meiner Familie und meiner Freunde hat dazu beigetragen, dass ich sie besser kennenlernen konnte und mehr erfahren habe. Dies stärkte mich und gab mir mein Rückgrad mich richtig in die Familie zu integrieren und ein vollwertiges Familienmitglied zu sein. Besonders meine zweite Gastfamilie hat dies sehr befürwortet und mich genauso behandelt, wie eine Gastfamilie es tun sollte: als Sohn.

Eines der wohl größten Probleme von Kolumbien, ist die Sicherheit. Kolumbien ist nicht sicher. Man kann dort nicht einfach abends auf die Straße gehen, da das Risiko angegriffen und überfallen zu werden sehr hoch ist, gerade als Ausländer. Alle anderen Austauschschüler in meiner Stadt Pasto mussten eine solche Erfahrung machen, die mir zum Glück erspart gewesen war. Den Mädchen wurde von einem Motorrad aus eine Handtasche entrissen, der Franzose wurde bedroht mit den Worten „Geld oder Leben“ und dem Schweitzer wurde von hinten ein Messer an die Kehle gehalten und konnte sich leichtsinniger Weise trotzdem befreien. Meine Gastmutter erzählte, dass sie beim Autofahren schon zweimal von einer Guerilla-Gruppe ausgeraubt wurde und gerade in Panamericana sei im nördlichen Bundesstaat sehr unsicher. Auch, wenn es sich in den letzten Jahren sehr gebessert hat mit der Sicherheit im Land, leidet die Bevölkerung sehr darunter. Man kann nur hoffen, dass ein neuer Friedensvertrag verhandelt und angenommen wird, solange dies aber nicht geschieht, befindet sich das Land in einer Art Vakuum. Kolumbien hat eine einzigartige Natur, die es nirgendwo auf der Welt sonst gibt. Dennoch ist der Branche des Tourismus sehr unentwickelt, die aber sehr viele Möglichkeiten bietet. Wenn der Frieden beschlossen würde und sich die Situation der Sicherheit bessert, steht dem Tourismus nichts im Wege und Kolumbien würde einen riesigen Aufschwung erhalten und wieder Populär werden. Dies wünsche ich meinem Land, dass sehr unter seiner Geschichte geleidet hat und leider immer noch tut.

Als ich noch ein frischer Outbound war haben mir alle immer gesagt, dass dieses Jahr das beste Jahr meines Lebens werden würde. Damals dachte ich, dass dies viel zu übertrieben sei. Nun weiß ich aber, dass keines von diesen Worten gelogen war. Ich hatte wirklich die beste Zeit meines Lebens in Kolumbien. Ich hatte eine tolle Gastfamilie, tolle Freunde, einen tollen Club der mich immer unterstützt hat und vor allem tolle Eindrücke und einmalige Erfahrungen.

Danke Frau Neumann-Trüb und allen Unterstützern von Rotary für eine unglaubliche Zeit, die leider dennoch schneller verging, als je ich geglaubt hätte.

Jannis Kaliske

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