Kolumbien – 4. Bericht von Juliane

Zuerst möchte ich noch von meinen letzten Erlebnissen in Kolumbien erzählen. Im Mai war die letzte Reise mit allen Austauschschülern und sie führte uns direkt in den Regenwald. Wir flogen nach Leticia, der Hauptstadt des Amazonasgebietes in Kolumbien und von dort aus ging es auf dem größten Fluss der Welt mit dem Boot weiter nach Peru. Am Anfang war es noch leicht das andere Ufer zu sehen, doch der Amazonas wurde immer breiter und ich konnte gar nicht realisieren, wo wir sind. Die erste Nacht verbrachten wir mitten im Dschungel an einem kleinen Nebenfluss in einem Camp aus Holzhütten über dem Wasser. Wir standen am nächsten Morgen sehr früh auf und fuhren mit den Booten zu einem riesigen Baum, auf welchen wir hinauf kletterten und von oben mit einer kleinen Seilbahn an das andere Ufer des Nebenflusses gelangten. Danach fuhren wir zurück zum Camp, wo das Abenteuer schon weiter ging, wir fuhren in Zweierkanus in den Regenwald. Da die Regenzeit noch am abklingen war, war das Wasser noch sehr hoch und man konnte zwischen den Bäumen hindurchfahren. Wir sahen Faultiere und sonst noch viele Krabbeltiere, vor allem Spinnen. Wir bekamen auch Gesellschaft von riesigen Feuerameisen, die unser Boot besetzten. Als wir wieder beim Camp ankamen, waren wir heilfroh, denn die Ameisen hatten uns doch ein wenig Schmerz zugefügt. Nun wurden uns die beachtlich großen Fische in dem kleinen Becken gezeigt, es waren drei und alle riesig. Wir machten uns den Spaß und fütterten diese Fische, man hörte immer nur ein lautes Schnappen, einmal sprang ein Fisch hoch und biss einer Freundin von mir in die Hand, es ist nicht weiter passiert, doch machten wir jetzt immer einen großen Bogen um das Becken. Am Abend machten wir Paddelwettbewerbe und es war ein Heidenspaß, nur war es sehr dunkel und schwer sich zu orientieren. Danach gingen wir auf Krokodil-suche. Die Größe des Tieres erkennt man am Auge, sagte eine der Männer und wenige Minuten später fischte er ein kleines Krokodil, ca. 1 Jahr alt aus dem Wasser und zeigte es uns. Danach ließen wir es wieder frei und er erklärte uns, dass diese Art noch viel größer wird und sehr alt werden kann, bis zu 90 Jahren. Am nächsten Morgen ging unsere Reise zurück nach Kolumbien in ein kleines Dorf. Auf dem langen Weg dorthin, kamen wir an einem kleinen Ort vorbei, wo sich ganz viele Tiere angesiedelt hatten, wir durften Faultiere in den Arm nehmen und waren von Affen und lauter süßen Tieren umzingelt. Der nächste Halt war in einem Indianerdorf, denn wir aßen dort zu Mittag und ließen uns bemalen mit einer besonderen Tinte einer Frucht, die bis zu drei Wochen auf der Haut hält. Abends kamen wir dann in unserer nächsten Bleibe an. Am nächsten Tag fuhren wir zeitig los, um die Delfine zu sehen, wir riefen sie und Tatsache sahen wir freilebende rosa Delfine und graue Delfine, für mich wurde an diesem Tag ein Traum wahr. Den letzten Tag verbrachten wir in Leticia und fuhren auch kurz nach Brasilien, doch leider erkrankten viele in der letzten Nacht und wir konnten das Reiseprogramm nicht vervollständigen.

Zurück in Pitalito war alles beim Alten, ich ging die letzten Wochen zur Schule , bis wir dann Ferien hatten. Meine Gastschwester und ich mussten uns leider schon sehr früh verabschieden, denn sie flog 3 Wochen vor meine Abreise für einen Monat nach London. Der Abschied war sehr schmerzhaft und traurig und ich weinte noch zwei Tage danach. Sie ist wie eine richtige kleine Schwester für mich, mit der ich meine Geheimnisse und Sorgen teile und zuhöre, wenn sie traurig ist. Ich vermisse sie sehr. Die letzten drei Wochen in Kolumbien ging ich auf viele Abschiedsfeiern und jeden Tag sagte mir jemand anderes: „ Bitte, geh nicht!“ Ich wollte nicht gehen, aber wollte es auch unbedingt. Es ist so als würde man kein richtiges Zuhause mehr haben, denn man hat ein Leben dort und ein Anderes in Deutschland. Und dann saß ich vor meinen Koffern und habe mich gefragt, wie man denn ein ganzes Leben in einen Koffer packt. Der Abschied von meinen Freunden und meiner Familie war schwer, doch wurde der Schmerz durch die Vorfreude auf meine Familie und meine Freunde ein wenig gelindert. Als ich zuhause ankam, war ich überglücklich und hatte gar keine Zeit an Kolumbien zu denken. Doch mit der Zeit kommt das, man vermisst Kolumbien und die Menschen, die ein Teil meines Lebens geworden sind. Ich habe jetzt begriffen, dass es egal ist, wo ich bin, dass Kolumbien immer ein Teil von mir sein wird, denn ich bin auch ein klitzekleiner Teil Kolumbiens.

Dieses Jahr hat mir so viel gegeben. Viele Dinge die über Freundschaft, Familie, Erfahrungen und Erlebnisse hinausgehen. Ich habe mich so weiterentwickelt und hätte ich eine Person weniger in diesem Jahr kennengelernt, dann wäre ich nicht die Person die ich heute bin. Ich bin selbstbewusster, mitfühlender, lebendiger, freundlicher, zielstrebiger, offener und liebenswürdiger geworden. Mein Emotionsreichtum hat sich verdoppelt und ich bin so dankbar, dass ich dieses Jahr erlebt habe. Danke Rotary!!!! Danke, dass ihr mir das beste Jahr meines Lebens ermöglicht habt, das Jahr, welches alle meine weiteren Lebensjahre beeinflussen wird.

Schreibe einen Kommentar