Chile – 1. Bericht von Maria

Ich bin jetzt bereits vier bis fuenf Wochen in Chile und um ehrlich zu sein bin ich sehr froh, dass ich jetzt jeden Tag ein Tagebucheintrag geschrieben habe. Auf mich ist in der letzten Zeit so viel neues eingestroemt, dass ich Angst habe manches zu vergessen. Fuer diesen Bericht wird mir mein Tagebuch also eine grosse Hilfe sein.

An dem letzten Tag zuhause in Deutschland, war alles sehr hektisch und durcheinander, da ich Probleme mit der Koffer-Frage hatte. Mein Koffer wog zu viel, obwohl die Gastgeschenke noch nicht einmal verstaut waren. Dieses Hin und Her war zu viel für mich, aber nachdem das geklaert war konnte ich beruhigt schlafen.

An dem folgenden Tag ist alles wie in einem Traum passiert. So fuehlt es sich zumindest jetzt im Nachhinein an. Den Rotaryblazer angezogen, die Koffer im Auto verstaut, einen letzten Blick in mein Zimmer geworfen und schon ging es los nach Dresden zum Flughafen. Dies sollte meine erste Flugreise sein. Ich wusste daher nicht wirklich was passieren soll. In diesen Stunden vor dem Flug war der einzige Grund für meine Nervositaet der Flug selbst. Vielleicht war dies auch die Ursache weshalb ich mir nicht das lange Getrenntsein von meiner Familie vor Augen fuehren konnte. Da mein Vater von Dresden nach Frankfurt mitgeflogen ist, hat mir das viel Aufregung nehmen können. Noch einen letzten Kaffee bevor es dann “wirklich” in Frankfurt losgeht. Dort habe ich mich mit den anderen Austauschschuelern aus Deutschland getroffen. Uns richtig unterhalten konnten wir uns allerdings erst, als wir in Madrid den Zwischenstopp gemacht haben. In Chile angekommen, wurden wir nachdem das bei mir mit dem Visum etwas laenger gedauert hat, auch sofort von den Rotariern und Rebounds mit Namensschildern, einem Beutel mit Keksen und Wasser für jeden und mehreren Bussen empfangen. Sofort ging es in das Camp und wir merkten schnell, dass der chilenische Winter ohne Heizungen nicht ohne ist. In dem Camp wurde nur Englisch geredet. Wir hatten viele Praesentationen, haben Pins und Kontaktdaten ausgetauscht und wir haben den Nationaltanz Cueca “gelernt”. Am Sonntag, wurden wir zu den Gastfamilien gefahren, die uns mit ihren Schildern schon von weitem auffielen. Es wurden eine Menge Fotos mit viel zu vielen Kameras gemacht und ich wusste gar nicht wo ich hinschauen sollte.

Das Eingewoehnen in der Gastfamilie ging sehr schnell. Gleich am ersten Tag hatte sich meine 6 jaehrige Gastnichte meiner angenommen und lernte mit mir sofort das Alphabet. Sie hielt immer einen Gegenstand hoch, sagte das passende spanische Wort, welches ich nachgesprochen habe und bei richtiger Aussprache wurde der naechste erklaert. Natuerlich konnte ich mir keines dieser Woerter merken, aber es war ein schoenes Willkommen in meiner Gastfamilie.

Apropos Spanisch: Wie ich schon erwähnt habe, bin ich selbst sehr ueberrascht von mir, da ich dachte es wuerde viel schwieriger werden. In meiner Schule ist es noch immer ein wenig schwierig mit meinen Klassenkameraden auf Spanisch zu reden, da es meistens laenger dauert bis ich einen Satz ausgesprochen habe. Auch ist es fuer sie nicht leicht ihre Saetze einfach und deutlich zu formulieren. Dennoch versuche ich in jeder moeglichen Situation zu fragen wie die Gegenstaende oder bestimmte Woerter heissen, um mir diese dann in mein eigenes kleines Woerterbuch zu schreiben und zuhause mit Lernkarten zu lernen. Noch sind das zwar noch nicht so viele, da ich mich erst einmal an die Konjugation der Verben heranwage, aber mein Heft fuellt sich trotzdem langsam.

In der Schule im Allgemeinen fuehle ich mich unter meinen Freunden sehr wohl und kann mit ihnen reden und lachen. Direkt in meiner ersten Schulwoche sollte ich einen Tanz lernen der am folgenden Wochenende vor allen Eltern vorgetanzt werden sollte. Das war gar nicht so einfach fuer mich.

Im Unterricht komme ich noch immer ueberhaupt nicht mit. Vor allem Fächer wie Philosophie und Sprache sind sehr schwierig. Allerdings verstehe ich in Naturwissenschaftlichen Fächern, Biologie und Mathe, sehr viel, da ich zum einen das auch einmal lernen musste und sich zum anderen die Woerter sehr ähneln. Vor allem in Biologie. Leistungskontrollen muss ich nicht mitschreiben, kann aber, wenn ich will. Im Grunde genommen ist es den Lehrern egal, was schade ist, mich aber nicht stört, da ich mich stattdessen mit der chilenischen Geschichte oder meinen Konjugationen beschaeftigen kann. Das amuesiert die anderen immer, da ich grosse Probleme mit der Rechtschreibung im Spanischen und der Aussprache habe. Am schlimmsten ist das rollende “R”.

Auch Kulturschocks hatte ich schon. Ich glaube ich werde mich (zum Beispiel) nie daran gewoehnen, dass es hier in den Schulen sozusagen nicht wirklich Disziplin gibt und man mit seinen Lehrern tanzt, sie mit den Vornamen anspricht, sie die ganze Zeit umarmt und Suessigkeiten im Unterricht verkauft. Es ist in so vielen Dingen anders. Das macht sie allerdings nicht schlechter, sondern interessanter. Am kommenden Montag werde ich fuer meine Klasse einen Vortrag ueber Deutschland halten. Ich werde ein Raucherkarzl’ anzuenden und Bilder von zuhause zeigen. Ich will präsentieren wer ich bin und wie ich lebe. Natuerlich auf Spanisch.

Liebe Gruesse aus Chile

Maria

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