Ecuador – 1. Bericht von Hella

Los ging es am 13.08 früh um 5 Uhr am Nürnberger Flughafen. Der erste Flug von Nürnberg nach Amsterdam hab ich trotz etwas Flugangst gut überstanden. In Amsterdam hab ich Paula getroffen und wir haben uns beide zusammen gesetzt und auf den Anschlussflug gewartet. Die Wartezeit ging ziemlich schnell vorbei und letztendlich saßen wir am richtigen Platz im Flugzeug. Paula fand das wackeln vom Flugzeug beim Start und in der Luft sehr witzig und sie hat mich relativ erfolgreich abgelenkt. Trotzdem bin ich nicht die begeisterte Fliegerin. Letztendlich ging auch der Flug von knapp 13 Stunden herum. Wir hatten einen Flug über den Tag und immer wieder hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf das Land unter uns. Da stieg auf jeden Fall die Vorfreude noch mehr an. Nach dem Flug ist Paula in Quito ausgestiegen. Ich durfte leider nicht aussteigen, weil ich noch weiter Flog, obwohl mir ein bisschen Bewegung gut getan hätte.

Der letzte Flug nach Guayaquil war nur 45 Minuten lang was noch gut zu bewältigen war. Bei der Immigration musste ich noch warten. Nach weiteren 1 1/2 stunden konnte ich mit Gepäck den Security Bereich verlassen.

Der erste Eindruck: Ein circa 20 Meter langer leerer Gang und auf der anderen Seite des Absperrbands ungefähr 200 Leute die einen gespannt entgegenblickten. Wie sollte ich da meine Gastfamilie finden?! All mein Suchen blieb erfolglos. Keine Gastfamilie war da.

Mein Anruf bei meiner Gastschwester ergab dass sie sich verspätet hatten aber gleich ankommen. Gastmutter und Schwester nahmen mich in Empfang, Fotos wurden gemacht die gleich zur restlichen Familie nachhause geschickt wurden.

Dann kam ich zum ersten Mal raus an die Luft. Es war schon dunkel, schwül und warm dass ich erst mal meinen Pullover ausziehen konnte. Wir mussten noch vier Stunden durch die Anden fahren um zu meinem neuen Zuhause in Gualaceo zu kommen. Auf dieser Fahrt hab ich gleich gelernt, dass die meisten Autos keine Anschnallgurte haben und selbst wenn schnallt sich keiner an. Für mich ist das nicht zu verstehen weil sehr schnell gefahren wird und auf den Andenstraßen viele Unfälle zu sehen sind.

Nach insgesamt 25 Stunden kam ich völlig geschafft in meinem neuen zuhause an. Gualaceo hat ungefähr 17000 Einwohnern und liegt in den Anden auf 2400 Metern.

Mein erster Tag war ein Sonntag an dem ich Familienmitglieder kennen lernte wie Großeltern, Onkels und Tanten.

In den ersten 14 Tage meines Aufenthaltes bin ich mit meinen Gastschwestern in ein Feriencamp für die Jugendlichen hier in der Stadt gegangen. Jeden Vormittag von 9-12 Uhr. Hier haben sich ziemlich viele Jugendliche von Gualaceo getroffen und zusammen Spiele und Challenges gemacht. So lernte ich bzw. besser gesagt viele Leute mich kennen in kurzer zeit. Alle wollten meine Haare anfassen und Bilder mit mir machen waren aber ansonsten sehr zurückhalten. Aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten war es beidseitig schwer Kontakte zu knüpfen. Da wurde mir zum ersten Mal richtig bewusste wie auffällig und anders ich doch aussehe.

Nach ein paar Tagen lernte ich auf dem ersten Rotary Treffen hier meine Councelorin kennen, die mich mit einem fünf minütigen Redeschwall auf Spanisch willkommen geheißen hat. Trotz Verständigungsschwierigkeiten lud sie mich nach zwei Wochen zum Essen ein. Mit ihren Söhnen konnte ich mich auf Englisch unterhalten.

Die ersten 14 Tage vergingen wie im Flug, da meine Gastschwester wegen eines fehlenden Visum noch nicht abreisen konnte. Mit ihr konnte ich mich mit englisch verständigen und sie hat mich überall mit hin genommen. Dann kam ihr Visum und sie reiste nach Deutschland.

In der letzten Woche meiner Ecuadorianischen Ferien wurde ich sehr krank. Ein Englischsprachiger Arzt in der nächst größeren Stadt diagnostizierte eine Infektion und ich musste Antibiotikum und ein paar weitere Medizinen nehmen. Dadurch verpasste ich auch noch die ersten drei Tage der Schule. Diese Zeit war nicht leicht weil meine Eltern die ganze Zeit arbeiteten und ich nur alleine war.

Die Schule beginnt immer um 7:15 Uhr und geht bis 13:30 Uhr. Danach zu den Großeltern essen und dann komme ich nach Hause so um halb drei in ein leeres Haus. Ab 7 ungefähr habe ich dann wieder Kontakt mit meiner Gastfamilie. Dann essen wir zu Abend.

Eine Schwierigkeit war überhaupt eine passende Schuluniform für mich zu finden schon wegen meiner Größe. Ein Rock wurde mir dann gemacht, dass er genug lang ist und die anderen Sachen wurden etwas verändert. Ich bin in einer großen Klasse mit 45 Schülern.

Eine ganz neue Erfahrung war für mich das Marschieren. Wir bereiten einen Feiertag vor und mein Jahrgang muss eine Choreographie marschieren. Es ist ein ganz befremdliches Gefühl.

Jetzt bin ich schon fast sieben Wochen hier und es ist schwer sich einzuleben. Für meine Gastfamilie ist meist Handy und Fernseher wichtiger als der Kontakt zu anderen Menschen oder was zu unternehmen. Dadurch hab ich viele einsame Momente in denen ich dann auch viel an zuhause denken muss und es ist Phasenweise schwer für mich überhaupt irgendwas von diesem Jahr abzugewinnen obwohl ich es immer wieder aufs neue probiere. So bin ich nicht glücklich. Auch mit meinen Gastgeschwistern versuche ich immer wieder etwas zu machen aber ihnen ist meist auch das Handy wichtiger. Ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit fehlt mir.

Ich habe mir gedacht das ich auffallen werde aber ich habe mir nie vorstellen können, dass ich so sehr als Europäer auffalle und ich nicht mal mehr viel machen kann. Ich kann nicht mal einfach raus gehen oder Einrad üben. Dies habe ich jetzt bei anderen Austauschschülern anders erlebt. Sie werden auch von ihren Gasteltern unterstützt und fallen auch nicht so auf weil auch in der Schule mehrere Austauschschüler sind.

Dadurch, dass ich nicht viel machen kann und meine Gastfamilie nicht viel macht habe ich sehr starkes Heimweh bekommen. Mit drei anderen Austauschschülern die in Cuenca wohnen (30 Minuten entfernt) habe ich Kontakt und auch schon etwas unternommen. Diese Treffen tun mir sehr gut. Ein paar Mädchen habe ich gefunden mit denen ich auch über meine Probleme geredet habe, die mich jetzt unterstützen.

Nächste Woche habe ich das Language Camp vom Distrikt und das erste Aufeinandertreffen von allen Austauschschülern in Ecuador. Ich hoffe, dass ich dort eine zuständige Person finde, mit der ich über meine Problematik reden kann.

Was ich den neuen Outbounds mitgeben kann:

Dieses Austauschjahr ist eine riesengroße Möglichkeit verbunden mit vielen neuen Erfahrungen. Egal ob positiv oder negativ, man wächst mit jeder. Viele Emotionen sind dabei, wie Neugierde auf jeden Fall, Nervosität, Freunde, Spaß oder auch Trauer. Zusätzlich ist es aber auch mit viel Arbeit verbunden wie man schon am Anfang bei der Guarantee Form merkt aber es lohnt sich auf jeden Fall für das alles. Rotary ist eine sehr gute Organisation um ein Austauschjahr zu machen.

Auf gute Gastfamilien kann man sich meist verlassen. Dadurch, dass die meisten angeschaut werden wie deine eigene Familie zuhause und die aufnehmenden Familie auch kein Geld bekommen sondern ihr eigenes Kind diese Möglichkeit hat und die Erfahrung machen kann wollen meiste alle nur das beste . Wenn es nicht an der Gastfamilie sondern an der Schule oder dem Umfeld zum Beispiel liegt, dass es dir nicht so gut geht, dann wird auch da versucht das man Gastfamilie wechseln kann und wo hin kommt wo man sich wohler fühlt.

Das wichtigste ich einfach Probleme immer offen anzusprechen. Egal mit wem du Probleme hast es gibt eigentlich immer unterschiedliche Ansprechpartner. Egal ob Gastfamilie, Councelor, Gastgeschwister oder Jugendliche aus deiner Schule oder Stadt. Alle haben ein offenes Ohr für dich und ziemlich alle sind offen, freundlich und bemühen sich.

Meine Erfahrungen hier bisher sind schon sehr unterschiedlich. Es lebt sich hier ganz anders. Es gibt viele andere Selbstverständlichkeiten und Traditionen aber wenn man etwas aufmerksam hier durch das Leben geht bekommt man alles ziemlich schnell mit. Es gab schon positive Erfahrungen und Erlebnisse die Spaß gemacht haben und an welchen man viel Freude hatte. Es gibt aber auch negative Erfahrungen hier wie auch einfach die Probleme und bei mir viel Heimweh. Zum Glück kann man bei dem meisten es ändern oder mit andern drüber sprechen.

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