Paraguay – 1. Bericht von Elisabeth

Inzwischen sind schon 6 Wochen seit meiner Ankunft in Paraguay vergangen und genau wie jeder andere Austauschschüler der sich in meiner momentanen Situation befindet es wahrscheinlich auch sagen wird kann auch ich nicht fassen, wie schnell die Zeit hier bereits vergangen ist. Meine Anreise nach Paraguay war aufgrund von schlechten Wetterverhältnissen ein wenig aufregender und stressiger als erhofft, da ich aber zum Glück nicht alleine unterwegs war und da von Rotary alles super organisiert war kam ich nach einer sehr langen Reise endlich in Paraguay an und konnte endlich meine neue Familie richtig kennen lernen. Meine ersten Tage in meiner neuen Heimat verliefen erstaunlich gut und ich war sehr glücklich so gut angekommen zu sein. Meinen ersten Schultag hatte ich überaschenderweise schon 2 Tage nach meiner Ankunft in Paraguay. Glücklicherweise kam ich in die Klasse meiner Gastschwester, was es einfacher für mich machte auf Leute zu zugehen, da ich schon ein paar Leute der Klasse durch ihre Abschiedsparty kennen gelernt hatte. Mein erster Schultag war auch entsprechend gut, jedoch sehr anders als in Deutschland. Meine Schule hier unterscheidet sich in ziemlich vielen Dingen dem was ich aus Deutschland gewohnt bin, was jedoch nichts Schlechtes, sondern einfach neues für mich ist. Hier muss ich jeden Tag eine Schuluniform tragen, was Segen und Fluch zugleich ist. Außerdem geht jeder Schultag bei mir von 7:00 Uhr -12:40 Uhr. Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist komplett anders: Hier begrüßt man sich mit Küsschen und Umarmungen und fragt sich gegenseitig über sein Privatleben aus, außerdem nennt man sich gegenseitig mit Kosenamen etc. Der Unterricht ist auch sehr anders, die meisten Lehrer sind nicht besonders streng und deswegen können die Schüler während des Unterrichts reden und sich anderweitig beschäftigen und die Hausaufgaben die sich aufhatten einfach noch gemeinsam erledigen. Diese werden dann am Ende der Stunde „kontrolliert“ was eigentlich nur heißt, dass der Lehrer schaut ob überhaupt irgendetwas im Heft steht. Meine Klasse ist aber wirklich super nett zu mir und ich fühle mich sehr wohl. Langsam lerne ich die Leute auch ein bisschen mehr kennen, da mein spanisch immer besser wird und ich jetzt die Möglichkeit habe mich mit ihnen zu unterhalten, dies war vorher nicht möglich war, da eigentlich die ganze Klasse (bis auf 2 Leute) kein Englisch spricht. Wenn ein Examen geschrieben wird, gibt es auch keine offizielle Zeitbegrenzung, sondern jeder kann so lange schreiben wie will. Dies waren nur ein paar kleine Beispiele aus meiner Schule, obwohl ich sagen muss, dass meine Schule vergleichsweise zu dem was ich von anderen Austauschschülern gehört habe noch recht streng ist und recht geregelt ist.

Dass ich in einem völlig fremden Land bin macht sich natürlich nicht nur in der Schule, sondern in meinem alltäglichen Leben bemerkbar. Da es in meiner Stadt so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt (außer ein paar sehr unsicheren Bussen, die nur sehr unzuverlässig fahren) müssen mich meine Eltern überall hinfahren und auch wieder abholen. Ich bin nicht wirklich fähig dazu das Haus selbstständig zu verlassen und habe dadurch sehr wenige Freiheiten, sowieso muss ich immer sehr aufpassen was ich wo mache, da ich mit meinen blonden Haaren jedem auffalle. Natürlich bin ich meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie so vorsichtig sind und so gut auf mich aufpassen, trotzdem vermisse ich die Freiheit die ich in Deutschland hatte einfach überall und zu jeder Zeit mich frei bewegen zu können ohne mich um meine Sicherheit sorgen zu müssen.

Eine Sache die mir hier so gut gefällt ist die Art wie die Menschen sich hier verhalten. Fast jeder den ich hier bisher getroffen habe war sehr herzlich und direkt sehr nett zu mir, auch wenn sie dich noch gar nicht kannten, dies macht es mir deutlich einfacher auf Leute zu zuzugehen und mit ihnen zu reden.

Nun aber mal ein paar Sätze zu meinem Rotary Club hier. Mein erstes Club Treffen hatte ich ca. 1 ½ Wochen nach meiner Ankunft. Diese Club Treffen finden jeden Donnerstagabend gegen 20:30 Uhr statt. Wir Austauschüler sind jedoch nur verpflichtet einmal im Monat zu den Meetings zu kommen, jeden ersten Donnerstag des Monats (um unser Taschengeld abzuholen, etc.). Mein erstes Treffen war eigentlich sehr schön, da ich eine andere Austauschschülerin kennen gelernt habe und da uns der Club von einem Event erzählt hat was uns betrifft (dazu später mehr), leider konnte ich jedoch aufgrund meines kurzen Aufenthalts in Paraguay und meiner schlechten Spanischen Kenntnisse nicht allzu viel von dem verstehen, was diskutiert war es ein wenig langweilig. In meiner Stadt habe ich „leider“ nur zwei andere Austauschschülerinnen. Ein Mädchen aus Amerika mit der ich mich extrem gut verstehe und ein Mädchen aus Frankreich, dass sehr nett wirkt jedoch nicht sehr viel redet, da sie weder spanisch noch englisch sprechen kann. Zu unserem ersten Rotary Camp (das ca. 1 Monat nach meiner Ankunft in der Nähe von Asuncion stattfand) fuhren wir gemeinsam mit einem Rotary Verantwortlichen. Auf diesem ersten Rotary Orientation Weekend habe ich sehr viele andere Austauschschüler kennen gelernt, die alle super nett waren. Da unser Distrikt sehr groß ist (ganz Paraguay und ein Stück Argentinien) gibt es total viele Austauschschüler, an diesem Wochenende konnte ich mit den meisten nur recht kurz oder in einer Gruppe unterhalten und deswegen nur wenig über sie erfahren umso mehr freue ich mich schon alle näher kennen zu lernen. Man merkte wie viel Mühe sich alle Rotary Verantwortlichen beim organisieren dieses Wochenende gegeben hatten. Jede Minute war verplant und besonders viele Kennlernspiele waren mit ins Programm eingebunden.

Auf dem Rotary Camp wurden uns auch die ganzen Reisen vorgestellt, die wir machen können und ich könnte heulen, weil sich alle Reisen so wunderschön anhören aber natürlich alle sehr teuer sind. Also an alle zukünftigen Austauschschüler: fangt am besten jetzt schon mal an zu sparen, damit ihr so viele Reisen wie möglich machen könnt. Mir wird immer wieder von den Rebounds erzählt, dass die Reisen das allerschönste am Austausch sind, weswegen ich die Reisen gar nicht abwarten kann. Alles in allem hatte ich ein sehr schönes Wochenende und freue mich schon alle Inbounds wiederzusehen.

Mein Rotary Club hier in Ciudad del Este organisiert außerdem jedes Jahr ein Debut für alle Austuschschüler der Stadt und sonstige Mädchen im Alter von 14-16 Jahren, die sich irgendwie anderweitig mit Rotary engagieren. Ich habe nicht ganz verstanden, wieso das Debut veranstaltet wird und was genau das überhaupt ist. Dass was ich jedoch verstanden habe ist, dass die (Gast)Väter ihre (Gast)Töchter eine Treppe hinunterführen und dadurch dem Erwachsenalter übergeben. Tradition ist, dass die Mädchen in einem pompösen weißen Kleid mit weißen Handschuhen und schönen Schmuck geschmückt den Abend verbringen. Nach der „Zeremonie“ wird abends noch gegessen, der Abend genossen und Party gemacht. Ich freue mich schon sehr auf den Abend (der schon in 2 Wochen ist), da wir in Deutschland nichts ansatzweise Vergleichbares haben.

Mein Rotary Club wirkt auf mich auch sonst sehr organisiert und freundlich. Das einzige was mich ein wenig stört ist, dass ich meinen Counselor noch immer nicht getroffen habe. Ich habe ihn bereits ein paar Mal kontaktiert, auf meine Mail hat er gar nicht reagiert und auf meine WhatsApp Nachrichten auch nicht wirklich. Außerdem haben wir Austauschschülerinnen trotz mehrmaligen Fragen noch immer keine Informationen ob bzw. wann wir einen Spanischkurs bekommen werden. Ein Verantwortlicher meines Clubs (mit dem wir auch zum Camp gefahren sind) meinte jedoch, dass alle das nach dem Camp losgehen würde. Bisher (fast 2 Wochen nach dem Camp ist aber immer noch nichts Neues passiert).

Jetzt aber mal ein bisschen zu meiner Gastfamilie. Ich fühle mich wirklich sehr wohl in meiner Familie und alle Familienmitglieder sind sehr nett zu mir. Meine Eltern sehe ich unter der Woche nicht wirklich viel, außer kurz beim Mittagessen und teilweise beim Abendessen oder danach abends. Dass liegt daran (wie oben bereits erwähnt), dass beide selbstständig sind und somit ihre eigenen Arbeitszeiten festlegen. An sich habe ich damit absolut kein Problem und habe mich eigentlich auch schon daran gewöhnt, manchmal sind sie jedoch ein wenig gestresst und dann fühle ich mich ein wenig schlecht, weil ich zusätzlich Arbeit für sie bedeute. Ansonsten gehört zu meiner Familie noch meine 25-jährige Schwester, die auch super nett ist aber da sie eine 8-Monate alte Tochter hat, sich natürlich eher weniger mit mir beschäftigt. Zu guter Letzt habe ich noch einen 21-jährigen Gastbruder mit dem ich mich auch sehr gut verstehe. Wir haben zwar nicht direkt dieselben Interessen ich setzte mich z.B. aber trotzdem manchmal zu ihm wenn er ein Computerspiel spielt um zuzusehen, darüber freut er sich immer sehr und erklärt mir genau was genau er denn eigentlich gerade macht und worum es in dem Spiel geht. Mit ihm fühle ich mich sehr wohl und wir können gut über Dinge reden. Meine beiden Gastgeschwister können recht gut englisch sprechen und mir somit helfen, falls es mal Unverständlichkeiten mit meinen Eltern geben sollte oder falls meine Gastmutter sichergehen will, dass ich etwas auch wirklich verstanden habe.

Zu meinem Spanisch Level habe ich ja oben schon ein paar Sätze gesagt. Dazu kann ich nur sagen, dass ich spanisch als Sprache absolut liebe und mich jeden Tag daran erfreue neue Wörter oder Ausdrücke zu lernen. Gleichzeitig versucht meine Familie mir ein bisschen Guarani und meine Klassenkameraden mir Portugiesisch beizubringen. Dies klappt eher weniger gut, da ich mir die Wörter für 1 Minute merken kann und sie dann wieder aufgrund der komischen oder merkwürdigen Aussprache vergessen habe (dies gilt vor allem für Guarani). Ich denke jedoch sobald mein Spanisch besser ist werde ich mich auch an die anderen beiden Sprachen herantrauen, aber eines nach dem anderen. Ich bin total glücklich in Paraguay gelandet zu sein und freue mich das Land mit seinen positiven und negativen Seiten immer besser kennen zu lernen. Manchmal habe ich auch mal ein paar nicht so tolle Momente in denen ich mich ein bisschen alleine fühle oder einfach nach Deutschland zurücksehen, diese Moment versuche ich einfach ganz schnell hinter mich zu bringen und die positiven Momente umso mehr auszukosten.

Jetzt am Ende meines kleinen Berichts wollte ich mich nochmal bei allen Rotary Verantwortlichen von 1880 bedanken! Ihr macht es mir möglich so eine tolle und außergewöhnlich Zeit zu erleben. Vielen Dank für die gute Vorbereitung im Voraus und den Stress und die Arbeit die ihr in die Organisation unserer Austausche gesteckt habt!!

Ganz liebe Grüße aus Paraguay und bis Bald!

Elisabeth

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