Kolumbien – 2. Bericht von Lovis

Liebe Rotarier, meine liebe Familie, liebe Freunde,

eigentlich kann ich diesen zweiten Bericht genauso beginnen wie meinen ersten Bericht. Wow, wie schnell die Zeit doch vergeht. Und ich glaube, dass wird sich auch in den folgenden Berichten nicht ändern. Denn wenn man bedenkt, dass ich nun schon knapp fünf Monate hier im wunderschönen, ruhigen Buga in Kolumbien bin, wird mir selbst schon ein wenig anders. Denn das bedeutet ja, dass ich schon fast die Hälfte meines Auslandsjahres hinter mir habe. Und eigentlich möchte ich gar nicht daran denken, dieses Leben hier in Kolumbien wieder hinter mir zu lassen. Doch zum Glück habe ich bis dahin ja auch noch ein bisschen Zeit…

Seit meinem letzten Bericht ist natürlich unglaublich viel passiert. Das alles zu erzählen würde ein wenig zu lang dauern, deswegen beschränkte ich mich auf die großen Ereignisse. Wie zum Beispiel meine erste Reise mit Rotary Ende November und all den anderen Austauschschülern. Und diese Reise war tatsächlich einfach unglaublich schön, denn wir sind für 10 Tage an die Karibik Küste geflogen und haben dort das Paradies genossen. Vom Schlafen in Hängematten über Kanutouren bis hin zu Paradiesischen Stränden mit weißem Sand, Palmen und blauem Wasser war tatsächlich alles dabei. Doch das eigentlich schönste an dieser Reise war gar nicht der Ort, sondern die Menschen, mit den ich diesen Trip erleben durfte. Ohne all die anderen Austauschschüler wäre diese Reise in die Karibik nur halb so schön gewesen. Denn man hatte einander so viel zu erzählen. Vor allem von all den Erfahrungen die man gemacht hat, ob positiv oder negativ. Es war einfach toll sich mit so vielen Leuten über sein Auslandsjahr auszutauschen und Tipps zu erhalten oder zu geben. Dieses Gefühl von Zusammengehörigkeit kann man einfach nicht beschreiben.

Nach der Reise stand dann auch schon mein erster Familienwechsel an. Und der Abschied von meiner alten Familie war sehr emotional, da ich mit der Zeit wie ein weiterer Sohn für sie geworden bin und sie für mich einfach meine Familie waren hier in Kolumbien. Aber meine zweite Gastfamilie, die übrigens nur aus meinem Vater und in den Ferien meinen zwei Gastgeschwistern, besteht, kümmert sich auch sehr lieb. Anfangs war ich mir unsicher, wie das hier werden würde, denn ich lebe nun auf einer Finca in der Nähe von Buga, ca. 10-15 Minuten mit dem Auto entfernt. Doch ich liebe das Leben hier! Ab und zu helfe ich den Mitarbeitern hier mit den Kühen oder Hühnern, oder beim Fischen oder beim Säubern von Papayas und Ananas. Doch hier verbringe ich auch sehr viel Zeit mit Freunden, da mein Vater es gerne sieht, wenn ich nicht so alleine hier auf der Farm bin. Also sind jedes Wochenende Freunde bei mir und wir gehen beispielsweise reiten oder einfach durch die Natur spazieren. Aber trotzdem bin ich auch noch sehr oft in Buga, da mein Vater mich immer überall hin fährt… Somit konnte ich beispielsweise auch Theo (einen Freund aus Dresden, der hier in Cali wohnt) für fünf Tage besuchen. Das war natürlich unglaublich schön, da wir uns so viel zu erzählen hatten.

Und dann stand auch schon Weihnachten vor der Tür. Auch wenn ich gar nicht in Stimmung war für Weihnachten, da es hier in Kolumbien jeden Tag um die 30 Grad hat und ich mich somit einfach immer noch wie August fühle… Trotzdem hatte ich ein sehr schönes, jedoch etwas anderes Weihnachtsfest mit meiner Familie hier in Buga. Denn am 24. kamen gegen Mittag um die 70 Leute, alle Verwandte die jedoch in ganz Kolumbien oder sogar in Deutschland oder den USA leben. Natürlich kannte ich niemanden von denen, doch da die Kolumbianer mich immer so unglaublich herzlich und nett aufnehmen, habe ich mich dann schon wie Weihnachten gefühlt. Den ganzen Nachmittag haben wir getanzt, gesungen und geredet. Ein wenig vermisst habe ich das deutsche Weihnachten natürlich schon. Denn von Besinnlichkeit, Ruhe und Erholung war hier nicht viel zu sehen. Weihnachten in Kolumbien ist eher eine riesige Party und einfach nur fröhlich sind. Deswegen kann ich sagen, dass ich ein sehr schönes und total anderes Weihnachtsfest hatte. Jedoch freue ich mich schon sehr darauf, nächstes Jahr wieder in Deutschland mit meiner Familie zu feiern, die mir vor allem im Monat Dezember sehr gefehlt hat. Denn wie ich finde, ist der Monat Dezember der schönste Monat in Deutschland. Wenn alles weihnachtlich wird, man regenmäßig in die Kirche geht und einfach das Beisammensein genießt…

So, jetzt komme ich aber mal zur eigentlichen Frage dieses Quartalsberichtes: Was kann ich den zukünftigen Outbounds mitteilen?

Für mich ist das wichtigste während deines Auslandsjahres, dass du immer an dich selbst glaubst und vor allem nie den Glauben an dem verlierst, was du tust. Wie oft habe ich meine Familie, meine Freunde und meine Stadt vermisst und mir gedacht, was wäre wenn ich diesen Austausch nicht gemacht hätte? Dann hätte ich mein normales Leben weiter gelebt und wäre wahrscheinlich ebenso glücklich wie ich es jetzt bin, jedoch hätte ich nichts von all dem gewusst, was sich auf der anderen Seite der Welt abspielt. Ich hätte nicht wissen können, wie die Menschen hier leben, wie es sich anfühlt weit weg von zu Hause auf sich allein gestellt zu sein. Ich hätte nicht so viele neue Menschen kennenlernen können, Freunde fürs Leben zu finden und vor allem sich selbst viel besser kennen zu lernen, mit all seinen Stärken und Schwächen. Ich denke, das wichtigste was ich von meinem Austausch mitnehmen kann, ist, dass ich mich selbst nun viel besser kenne. Zudem lernst du dein zu Hause in Deutschland ganz neu zu schätzen. Sachen, die früher alltäglich waren, sind nun etwas ganz besonderes für dich… Ich habe gelernt, dass ich etwas auf der Welt hinterlassen muss. Deswegen geh raus, entdecke die Welt, sammle Erfahrungen und mache danach was aus deinem Leben!

Alles in allem kann ich sagen, ein Austausch ist das Beste was du machen kannst, du darfst nur nicht aufhören an dich selbst und dein Tun zu glauben… Dann wirst du die beste Zeit deines Lebens haben!!!

Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen und euch allen ein fröhliches und gesegnetes neues Jahr 2018!

Ganz liebe Grüße aus Kolumbien,

Euer Lovis

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