Paraguay – 2. Bericht von Elisabeth

Zuerst einmal will ich ein bisschen von mir erzählen und dann zu den Tipps für die Outbounds übergehen. Ich habe ja schon eine ausführliche Mail geschrieben in der ich beschrieben habe wie es mir hier geht, in der ich mich aber vor allem auf die Dinge konzentriert habe, die hier nicht gut laufen. Dieser Mail konnte man auch entnehmen, dass ich momentan nicht unbedingt so glücklich im Austausch bin. Ich wusste natürlich, schon vor meinem Auslandsjahr, dass es in Südamerika generell gefährlich ist und man sehr aufpassen muss, wo man zu welcher Zeit ist (vor allem als Mädchen). Meine Stadt ist jedoch als Grenzstadt zu Argentinien und Brasilien besonders gefährlich und macht es somit für mich unmöglich das Haus alleine zu verlassen, außer wenn ich in bestimmte Läden oder Malls gehe (die ich jedoch nicht selbstständig erreichen kann). Da es in meiner Stadt aber nur ein paar Busse gibt, die immer sehr unzuverlässig fahren und auch nicht gerade sicher sind, bin ich komplett auf den Fahrdienst meiner Eltern angewiesen, wenn ich doch mal das Haus verlassen will.

Mein Weihnachten hier war sehr anders als es sonst in Deutschland ist, aber das war ja zu erwarten und ist ja auch ein Teil der neuen Erfahrungen die man im Austausch sammelt. In Deutschland verbringen wir den Tag immer gemeinsam: wir schmücken den Baum, kochen für abends, machen einen schönen Spaziergang, schauen einen Film etc. Hier war das alles ganz anders. Mal ganz von dem offensichtlichem abgesehen, dass wir uns gerade im Sommer befinden und es hier recht warm ist und jeder anstelle von Winterjacke eine kurze Hose trägt. Da ich fast den ganzen Dezember reisend verbracht habe, war ich kein bisschen in Weihnachtsstimmung und dass bisschen Weihnachtsdekoration in meinem Haus hat dazu auch nicht wirklich viel beigetragen. Im Nachhinein gesehen, bin ich jedoch super froh in der Adventszeit abgelenkt gewesen zu sein, sonst hätte ich die ganzen vorweihnachtlichen Bräuche aus Deutschland wahrscheinlich viel mehr vermisst.

An Weihnachten hat hier dann jeder den Tag eher mit sich selber beschäftigt oder im Zimmer verbracht und meine Mutter und mein Onkel bereiteten gemeinsam alles für das Abendessen vor. Abends war ich dann noch mit meiner Oma in der Kirche, weil außer ihr sonst niemand meiner Familie zur Kirche geht, ich dachte mir jedoch, dass es an Weihnachten doch ganz schön wäre um wenigstens eine ganz bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen. Zum Abendessen kam dann noch die Familie meines anderen Onkels, die ich auch zum ersten Mal traf, da sie recht weit entfernt wohnen. Letztendlich hatte ich dann aber doch noch einen schönen Abend und habe mich ganz viel mit meinen Geschwistern und meinem Cousin unterhalten. Meine Eltern habe mir sogar etwas Kleines geschenkt, obwohl dies nicht Tradition in ihrer Familie ist. Darüber habe ich mich natürlich auch sehr gefreut und mich bedankt. Ich hatte zwar einen schönen Abend, aber es hat sich eher wie ein ganz normaler Tag als Weihnachten angefühlt.

Das bisher absolute Highlight meines Austausches war jedoch die Patagonien Reise. In meinem ganzen Austausch war ich nie so glücklich wie in diesen 20 Tagen. Ich habe so wundervolle Orte gesehen, die man gar nicht mit Worten und Bildern beschreiben kann. Auf der Reise konnte ich auch endlich mal Zeit mit den anderen Austauschschülern meines Distrikts verbringen. Da unser Distrikt so groß ist wohnen wir alle extrem weit voneinander entfernt und ich habe fast nie die Möglichkeit andere Austauschschüler als die zwei aus meiner Stadt zu treffen, da die nächsten Austauschschüler 4 h von meiner Stadt entfernt wohnt. Dass was ich auf diesem Trip aber wohl am meisten genossen habe war, dass ich endlich mal etwas erlebt habe und Dinge sehen durfte. Ich habe jede einzelne Minute in der Natur aufgesogen und jeden Schritt genossen, den ich gehen durfte als wir die Städte erkundet haben. Endlich habe ich mich mal wieder ein bisschen wie mein eigentliches Ich gefühlt. Manchmal habe ich das Gefühl jemand anderes in Paraguay sein. Bis vor der Reise hatte ich mich langsam an mein Schicksal gewöhnt und mir immer wieder gesagt, dass irgendwann schon alles besser werden würde und ich dann den Austausch genießen würde. In Patagonien habe ich jedoch gemerkt, dass ich ganz dringend etwas an meinem Leben in Paraguay ändern muss, da ich nicht zurückkommen will und allen erzählen will, wie unschön mein Auslandsjahr war und wie viel Zeit ich alleine in meinem Zimmer verbracht habe. Jetzt habe ich also endlich Rotary in Deutschland kontaktiert und werde auch aktiv versuchen Dinge hier zu ändern.

Ich habe große Erwartungen an den Januar, weil meine Familie mit mir nach Uruguay fahren wird. Außerdem plane ich ganz viele Austauschschüler zu besuchen, damit ich auch endlich mal was von Paraguay sehe. Mit der Organisation von Rotary hier in Paraguay sind alle Austauschschüler nicht so zufrieden. Viele bekommen ihr Taschengeld erst viel später als am Monatsanfang und dies auch nur nach mehrmaligen Nachfragen (bei mir klappt es zum Glück ganz gut). Vor ein paar Tagen habe ich mich mit meiner Counselorin, meinem YEO und einer anderen Austauschschülerin in einem Café getroffen um endlich mal die Fragen zu klären die wir hatten. Dies endete mehr oder zufriedenstellend, da sie nicht wirklich auf unsere Probleme eingehen wollten und uns immer sagten, dass es uns noch viel schlimmer gehen könnte. Wie dem auch sei. Einer meiner Neujahrsvorsätze war positiver an Sache heranzugehen und aktiv Sachen zu ändern. Dies klappt bisher ganz gut und ich plane meinen Januar, so dass ich möglichst viel machen kann. Ich freue mich schon sehr auf den Familienwechsel in einem Monat, weil ich dann zentraler wohnen werde. Meine Gastfamilie wirkt außerdem auch sehr nett.

Hallo liebe Outbounds!!

Ich freue mich gerade endlich in der Position sein zu dürfen euch Tipps für euer Auslandsjahr zu geben. Ich weiß noch wie ich mir dies letztes Jahr auch immer sehnlich gewünscht habe, da ich gar nicht wirklich wusste was mich erwarten wird und ich so viele unbeantwortete Fragen hatte. Das letzte Orientationwochenende hat mir jedoch sehr geholfen (auch wenn ich nachher immer noch ein paar Fragen hatte, da mir niemand wirklich etwas über Paraguay erzählen konnte). Ich hoffe alle sind mit dem Land zufrieden, das sie bekommen, oder gewählt haben. Ich habe nur ein paar Tipps und Ratschläge die mir am Herz liegen und die ich gerne mit euch teilen würde. Ich habe hier mit ein paar anderen Austauschschülern gesprochen und alle waren einer Meinung: versucht ohne allzu große Erwartungen in das Auslandsjahr zu gesehen. Beziehungsweise erhofft euch nicht zu viele Sachen bevor ihr ins Ausland geht, ich hatte ein paar Vorstellungen wie Dinge verlaufen würden, aber habe mir trotzdem nicht allzu große Erwartungen gemacht und bin recht offen in mein Auslandsjahr gegangen. Dadurch wurde ich auch nicht allzu sehr enttäuscht und war nicht total traurig oder wütend, wenn mal etwas nicht so ablief, wie ich es mir vielleicht erhofft hatte. Ich kenne jedoch ein paar Leute, die dachten, dass im Auslandsjahr immer alles super abläuft und eigentlich nichts wirklich schief gehen kann und jetzt ein wenig enttäuscht sind, weil nicht alles so perfekt ist, wie sie es sich erhofft haben. Natürlich gibt es extrem viele schöne Moment in einem Auslandsjahr und man sammelt so viele neue Erfahrungen und erlebt tolle Dinge es gibt jedoch auch Tage und Moment an denen alles nicht so toll läuft und man einfach nur nachhause will. Diese erscheinen einen im Moment, in dem man sie erlebt immer sehr schlimm, wenn man jedoch ein paar Tage später darauf zurückblickt wirkt alles immer ein bisschen harmloser. Natürlich will ich euch auch damit keineswegs Angst machen und auf gar keinen Fall die Freude auf Auslandjahr nehmen. Es mag gut sein, dass ihr keine Probleme haben und ihr durchgehend glücklich seid, aber ich hätte mir von den Rebounds oder Rotexern letztes Jahr gewünscht, dass sie ein bisschen mehr auf diese schweren Zeiten eingehen und uns Tipps für diese Zeit geben anstatt nur alles Schöne zu betonen und von den tollen Zeiten zu erzählen.

Was ich euch sehr ans Herz legen kann ist kreative Deutschland-Pins selber zu basteln und nicht nur Deutschland Flaggen als Pins zu kaufen. In meinem Distrikt sind ein Drittel der Austauschschüler Deutsche, was dazu geführt hat, dass manche deinen Pin gar nicht mehr wollen, weil sie schon 10 Deutschland Flaggen Pins haben. Empfehlen könnte ich zum Beispiel Bierdeckel von eurem Lieblingsbier (oder das mit einem schönen Deckel), irgendwas mit Brezeln, Fußball oder irgendwelchen anderen typisch deutschem Sachen. Lasst eurer Kreativität freien Lauf und scheut euch nicht jetzt schon anzufangen Pins zu basteln. Ihr werdet genug Möglichkeiten haben sie zu verschenken und jeder freut sich über kreative Pins. Außerdem werdet ihr euch ärgern, wenn ich nicht genug Pins mitgenommen habt.

Ich würde euch auch sehr empfehlen im Ausland einen Blog zu schreiben. Es mag nicht jedermanns Sache sein so etwas zu schreiben und ich gebe zu es kostet mich manchmal echt Überwindung Blogbeiträge zu schreiben, weil es Zeit in Anspruch nimmt und ich manchmal ein bisschen faul bin. Meine Familie, Freunde und sonstige Leute freuen sich aber jedes Mal, wenn ich wieder etwas von meinem Leben hier erzähle. Außerdem müsst ihr dann nicht jeder Person immer und immer wieder das gleiche erzählen: wie es euch so geht und was ihr gerade so macht. Ich freue mich außerdem schon sehr in ein paar Monaten wieder von meiner Zeit hier zu lesen. Der Blog ist also nicht nur für andere, sondern auch für euch eine schöne Sache.

Ich rate euch außerdem dazu, bevor ihr geht ein paar Basics der Sprache zu lernen. Ich weiß, dass jeder immer sagt wie wichtig es doch sei die Sprache vorher schon zu beherrschen und, und, und. Um ehrlich zu sein konnte ich mich auch nicht wirklich dazu aufraffen, intensiv an meinem spanisch zu arbeiten und habe deswegen vorher nur die Basics gelernt. Im Nachhinein bin ich froh wenigstens das getan zu haben, es wäre jedoch einfacher vorher mehr gemacht zu haben, da die Verständigung mit meinen Eltern sehr schwer war (da sie keinerlei Englischkenntnisse haben). Natürlich lernt man die Sprache auch ohne vorher etwas gemacht zu haben. Es dauert jedoch um einiges länger und erschwert den Anfang des Austausches ein bisschen. Noch ein letzter und der meiner Meinung nach allerwichtigste Ratschlag: versucht jetzt schon so viel Geld wie möglich anzusparen oder euch von allen Verwandten Geld zu wünschen, damit ihr so viele Reisen wie möglich machen könnt. Ich habe bisher 2 Reisen gemacht und es war mit großen Abstand die allerbeste Zeit meines Austausches, wenn nicht sogar meines Lebens. Da mein Distrikt so groß ist, sehe ich die anderen Austauschschüler nur, wenn ich die Reisen mache oder auf den seltenen Camps von Rotary. Ich habe so extrem schöne Landschaften gesehen und so viele neue tolle Leute kennengelernt, ich denke immer noch an die Zeit zurück und werde dabei sehr glücklich und gleichzeitig traurig, dass diese tolle Zeit vorbei ist.

Schreibe einen Kommentar