Australien – 3. Bericht von Sarah

Drei weitere Monate von meiner Zeit in Australien sind vergangen und damit auch mein dritter Gastfamilienwechsel. Der Wechsel diesmal fiel mir deutlich schwerer, da mir meine Gastfamilie sehr ans Herz gewachsen ist. Erst durch sie hab ich angefangen, meine Zeit hier wirklich zu genießen und wertzuschätzen. Mein Gastvater nahm mich sogar mit zu den Australian Open, eines der größten Tennisturniere weltweit.

Sie arrangierten ebenfalls ein Abschieds BBQ für mich, bei dem sie meinen Rotary Club und meine nächsten Gasteltern einluden, die ich davor kaum kannte. Meine größte Angst war, dass meine dritte Gastfamilie so sein könnte wie meine erste. Doch als ich meine neuen Gasteltern kennenlernte, wusste ich gleich, dass dies nicht der Fall sein wird. Diese sind die Eltern von einer Austauschschülerin, die im Januar nach Frankreich geflogen ist. Ich verbringe inzwischen schon über einen Monat bei meiner neuen Familie, in welcher ich eine ältere Gastschwester habe und mich schnell und gut einlebte. Um mein Englisch zu verbessern spielen wir sehr oft Scrabble, was gar nicht so einfach ist in einer anderen Sprache.

In der letzten Ferienwoche campte ich zusammen mit anderen Inbounds fünf Tage auf einem Rotary Trip in den Highcountries. Die Landschaft dort war atemberaubend schön. Nach acht Wochen Sommerferien begann ich dann Ende Januar das neue Schuljahr, wo ich jetzt die elfte Klasse besuche, mit gemischten Gefühlen, da es bis zuletzt immer noch nicht so mit meinen Mitschülerinnen lief, wie ich mir gewünscht hätte. Alle, mit denen ich über dieses Thema gesprochen habe, meinten, nach den Sommerferien wird alles besser und auch ich selbst glaubte daran. Ich war sehr enttäuscht, dass alles wieder beim Alten war und mich praktisch niemand in der Schule beachtete, geschweige den „Hallo“ sagte, wenn ich das Klassezimmer am Morgen betrat, selbst meine „Freundesgruppe“ nicht, mit denen ich seit Anfang an die Pausen zusammen verbrachte.

Doch das alles änderte sich vor kurzem durch eine Hausarbeit, bei der man in Teams zusammen arbeitete. Eine Freundesgruppe fragte mich, ob ich mich nicht am Wochenende mit ihnen treffen wollen würde. Dort fragte ich sie, ob ich in Zukunft mit ihnen die Pausen verbringen darf, da mich meine andere Gruppe total ignoriert.

Seit dem werde ich jeden Tag freundlich begrüßt und habe endlich richtige Freunde, mit denen ich über alles reden kann und die für mich da sind. Und alleine das macht mein Leben hier so viel besser und ich bin einfach glücklich. Aber genau deswegen rast jetzt die Zeit so schnell davon, im Gegensatz zu den vergangenen Monaten, die sich so langsam hingezogen haben und es war doch gerade eben noch Weihnachten; aber das zeigt ja, dass es mir jetzt richtig gut geht.

Meine aktuellen Fächer sind Mathe, Englisch, Physik, Media, Geschichte, Religion und Food studies. Gerade Foodstudies ist sehr hilfreich, da ich sehr viel übers Kochen lerne, wovon ich davor keine Ahnung hatte. Mathe und Physik fallen mir hier ziemlich leicht. In Media geht es um Filmen und Fotografieren, was mir besonders großen Spaß macht. Der Stoff in Geschichte ist hauptsächlich über den zweiten Weltkrieg, weswegen im Buch viele deutsche Grundbegriffe verwendet werden, was mich sehr erstaunt hat. Ich werde natürlich immer gefragt, was der Begriff bedeutet und wie man ihn richtig ausspricht. Neulich hatten wir Swimming Carnival mit der Schule und letzthin bestritt ich mein erstes Cricketspiel, das wir aber leider verloren.

Meine Rotaryclub Meetings besuche ich inzwischen jede Woche, alle Mitglieder sind super lieb und außerdem kann ich dadurch Kontakt zu meinem alten Gastvater halten. Ich helfe immer wieder gerne mit, wenn mein Club Veranstaltungen, Festivals oder anderes plant um Geld zu sammeln. Außerdem werde ich oft von unterschiedlichen Mitgliedern in ihr Ferienhaus am Strand eingeladen.

Einer meiner besten Entscheidungen war, der Pfadfinderbewegung hier beizutreten. Gerade dadurch sehe und erlebe ich so viele neue Dinge wie beispielsweiße Pfadfinderlager mit Pfadfindern aus ganz Victoria, wo ich das Tauchen mit Tauchflasche lernte. Gerade habe ich einen der anstrengendesten Hikes hinter mir, der für zwei Tage durch die Berge ging. Unglücklicherweise regnete es den ganzen ersten Tag und stürmte die Nacht durch, weswegen wir weder trocken noch am eigentlichen Zeltplatz ankamen. Wir bewältigten nicht ganz die 40km, aber alles in allem war es ein ziemlich großes Abenteuer was mir extremen Muskelkater einbrachte, sodass ich mich kaum noch bewegen konnte. Desweiteren lernte ich Kayak fahren und da der Sommer bald vorbei ist genossen wir ebenfalls ein paar Gruppenstunden am Strand. Von so etwas kann meine Pfadigruppe zu Hause nur träumen und ich werde diese Zeit vermissen

Das Thermometer erreichte schon öfter die 42 Grad, was einen natürlich auch in der „kühleren“ Nacht kaum schlafen lässt, wenn man keine Klimaanlage im Haus hat. In Australien hat man selbst bei 36 Grad noch Schule! An solchen Tagen nehme ich immer sofort eine kalte Dusche wenn ich nachhause komme.

Im April stehen schon die nächsten Ferien an und damit auch endlich die große Australienreise, auf die wir alle sehnlich warten. Auf einer dreiwöchigen Bus- und Campingreise werden wir zusammen mit fünf anderen Distrikten so gut wie ganz Australien erkunden, einschließlich Ayers Rock, Great Barrier Reef, wo wir sogar tauchen werden und vieles mehr. Anfang Mai wechsle ich zu meiner vierten und damit letzten Gastfamilie. Danch darf ich noch mit meiner geliebten zweiten Gastfamilie eine 14-tägige Reise durch Queensland und ihren Heimatort dort machen.

Leider sind es danach nicht mal mehr zwei Monate, bis ich in meinen Flieger zurück nach Deutschland steige und ich kann es nicht fassen, dass wirklich schon über dreiviertel meines Auslandsjahres vorbei ist. Aber gerade deshalb werde ich meine letzte Zeit hier besonders genießen, denn ich bin mir sicher, sie wird unglaublich schnell vergehen.

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