Kolumbien – 4. Bericht von Lovis

Liebe Rotarier, meine liebe Familie, liebe Freunde,

In riesigen Schritten neigt sich mein Auslandsjahr hier in diesem wunderschönen Land Kolumbien nun dem Ende zu. Und ich werde wahrscheinlich erst dann in Deutschland realisieren können, wie schnell dieses Jahr vorbei gegangen ist. Denn im Moment fühlt es sich ganz sicher nicht so an, als dass das alles hier in drei Wochen schon vorbei sein soll. Doch wenn ich dann daran zurückdenke, wie ich vor ein bisschen mehr als 10 Monaten hier angekommen bin und was ich seitdem alles erlebt habe, kommt mir dieses Jahr auch schon unendlich lang vor… Es ist einfach ein unglaublich komisches Gefühl.

Seit meinem letzten Bericht hatten wir ehrlich gesagt einfach nur eine Rotary Reise nach der anderen. Als erstes stand die 6 Tägige Amazonas Reise an. Voller Vorfreude alle meine Freunde wiederzusehen und auf einen wunderschönen Trip durch den Amazonas haben Rachel und ich uns auf den Weg nach Cali gemacht und von dort gleich weiter in das kalte, regnerische Bogota, wo wir von all unseren Freunden aus der ganzen Welt empfangen wurden. Nun ging es also gemeinsam weiter in den Amazonas, nachdem wir uns alle fast 5 Monate nicht mehr gesehen hatten. Und dort verbrachten wir dann sechs wunderschöne Tage mit vielen Aktivitäten, wie zum Beispiel einer Nachtwanderung oder einer Kanutour, aber auch einer Menge Freizeit, wo jeder seine Geschichten erzählen konnte und niemand aus dem Schwärmen über unser schönes Kolumbien rauskam… Und schon waren tolle sechs Tage im Amazonas schon wieder vorüber und wir lagen uns alle zum Abschied am Flughafen in den Armen. Schweren Herzens betrat ich mein Flugzeug nach Cali wieder, doch ich konnte mich damit trösten, dass ich sie alle schon in zwei Wochen auf San Andres wiedersehen würde… Doch zwischen diesen beiden Reisen habe ich auch noch einen kleinen Wochenendausflug unternommen, und zwar in das Valle del Cocora. Ein Tal, ungefähr drei Stunden von Buga entfernt, das für seine bis zu 60 Meter hohen Palmen bekannt ist, die dort zu tausenden an den Hügeln stehen. Um diesen Ausblick jedoch genießen zu können, musste wir erst einmal vier Stunden lang um die 500 Höhenmeter zurücklegen. Doch als ich dann auf diese wunderschöne Landschaft hinabgesehen habe, hat sich tatsächlich jeder Schritt gelohnt. Ein Tal wie aus dem Bilderbuch lag nun vor uns. In der Ferne hörte man einen Fluss rauschen, neben einem standen unzählige Palmenbäume und weit und breit kaum ein Mensch zu sehen. Das war mit Sicherheit eines der tollsten Erlebnisse, die ich in Kolumbien machen durfte… Wieder in Buga angekommen, musste ich auch schon wieder anfangen meinen Koffer zu packen, denn jetzt ging es wie gesagt auf die Karibik Insel San Andres. Den Erzählungen der Kolumbianer zu folge sollte das ein einziges Paradies sein, mit weis-goldenem Strand und Wasser in unendlich vielen verschiedenen blau Tönen. Und ganz unrecht hatten sie damit auch nicht, denn die Strände und vor allem eben das Wasser, das nicht um sonst der „Meer der sieben Farben“ genannt wird, waren tatsächlich atemberaubend. Teilweise kam man sich vor wie im Paradies, wenn man im Schatte einer Palme in der Karibik Sonne lag, ein Cocktail geschlürft hat und im Hintergrund das Meeresrauschen zu hören war. Doch dann gab es eben auch noch den restlichen Teil der Insel, der alles andere als sehenswert war. Vermüllte Gärten und hässliche Häuser prägten dann das Straßenbild. Im großen und ganzen hat sich aber auch diese Reise völlig gelohnt, und es war wie immer wunderbar diese Erfahrungen mit all den anderen Austauschschülern zu teilen…

Um nun aber noch einmal ein wenig aus das eigentliche Thema dieses Berichtes einzugehen, dem „Resümee“, würde ich mich gerne auf einen kleinen Spruch beziehen, der dieses Jahr für mich fast perfekt zusammenfasst: „Ein Auslandsjahr ist kein Jahr in einem Leben, es ist ein Leben in einem Jahr“. Und ja, ich weiß wie schrecklich kitschig dieser Satz klingt, aber trotzdem fasst er dieses Jahr einfach unfassbar gut zusammen. Denn in diesem knapp einem Jahr, das ich nun in Kolumbien verbracht habe, lebte ich ein komplett anderes, neues Leben. Ein Leben, dass ich so auch nie wieder leben werde. Ich traf unzählige neue Menschen, von denen manche nun Freunde für mein ganzes Leben sind. Ich lernte eine neue Kultur mit all ihren Traditionen kenne. Ich hatte die Möglichkeit, eine für mich vorher fremde Sprache zu lernen. Und vor allem habe ich aber ein zweites zu Hause hier in Buga gefunden. Kurz gesagt: In diesem Jahr lebte ich ein Leben. Und nun steht auch schon die Heimreise an, in „mein anderes, altes“ Leben. Doch in meinem Gepäck gehe ich mit all den Erinnerungen und Erfahrungen, die ich in diesem Leben machen durfte. Und In keinem meiner Lebensjahre habe ich bisher so viel über andere Kulturen, Menschen aber vorallem auch über mich selbst gelernt, und werde es wahrscheinlich auch nicht noch einmal…

Und für diese Möglichkeit möchte ich mich von ganzem Herzen bei allen bedanken, die mich dabei unterstützt haben. Natürlich in erster Linie bei Rotary in Deutschland und Kolumbien, ohne die dieses Jahr gar nicht möglich gewesen wäre. Aber vor allem bei meiner Familie in Deutschland, bei meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Großeltern, die mich zu jeder Zeit mit aller Kraft in meinem Vorhaben unterstütz haben und mir Mut gegeben haben, wenn es mir mal nicht so gut ging. Ebenso bei meinen Freunden in Deutschland, die mich immer aufgebaut haben, wenn ich an meiner Entscheidung zweifelte. Aber auch bei meinen zwei besten Freunden hier in Buga, Rachel und Eduardo, ohne die dieses Jahr sicher nicht so gewesen wäre, wie es war. Nämlich einfach wunderbar!

Auch wenn dieses Erlebnis nun zu Ende ist und ich mich sehr auf mein Leben in Deutschland freue, war es eine ganz besondere Erfahrung, und ich werde Kolumbien für immer in meinem Herzen tragen!

Ganz liebe Grüße und auf bald,

Euer Lovis

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