USA – 4. Bericht von Sarah

“Exchange is not a year in your life, it is a life in a year.“

Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass diese Worte eines Tages mal so viel für mich bedeuten würden. Noch vor einem Jahr war ich so genervt von diesem Spruch und dachte, dass es einfach nur reinste Übertreibung ist. Aber seit meine Tage hier in den USA nun zu Ende gehen, wird mir richtig bewusst was dieser Satz wirklich bedeutet.

Es bedeutet seine neuen Freunde zurück zu lassen, in seiner neuen Heimat, zusammen mit seinen neuen Familien und allem nun doch so Vertrauten und zurückzukehren in die alte, neue vertraute Fremde. Klingt so als ergäbe es keinen Sinn, aber genau so fühlt es sich an.

Bevor ich mich auf meine große Reise gemacht habe war mir klar, dass ich mich verändern werde. Jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich mich in so vielen Aspekten in meinem Leben verändern könnte in einer so kurzen Zeit. Für alle zu Hause in Deutschland klingt ein ganzes Jahr wie eine halbe Ewigkeit; für mich fühlt es sich an wie eine Woche. In dieser Zeit habe ich gelernt mehr aus mir herauszukommen, offener zu sein, mehr Selbstbewusstsein zu zeigen. Das Wichtigste für mich ist jedoch, dass ich einen so großen Stolz für meine neue Heimat entwickelt habe. Nicht nur für die USA sondern insbesondere für meine Region. Wenn man Leuten erzählt, dass man in New York wohnt, denkt jeder sofort an New York City. In diesem Bundesstaat gibt es jedoch so viel mehr. Meine kleine Heimatstadt, wenn man es denn überhaupt als solche bezeichnen kann – hier im Northcountry – ist mir so sehr ans Herz gewachsen und einer meiner Lieblingsorte auf der Welt, selbst wenn es hier wirklich nichts außer einer Straße und ein paar Häusern gibt. Leute in der Nachbarschaft kennen einen einfach und man hat ein so großartiges Gefühl der Zugehörigkeit, das sich durch nichts in der Welt ersetzen lässt. Jeder ist so offen, was man aus Deutschland nicht so gewöhnt ist. Umringt ist die ganze Region von Bergen, was ich am Anfang nicht so sehr geschätzt habe. Mittlerweile sind diese jedoch ein Symbol für Heimat für mich. Diese bald nicht mehr täglich zu sehen ist unvorstellbar.

Natürlich haben sich nach all den Monaten hier im Country ein paar typische Angewohnheiten eingeschlichen. Nutella kann für mich einpacken; ich hab jetzt Ahornsirup und Peanutbutter & Jelly. Große Gedanken was man jeden Tag anzieht, braucht man sich auch nicht zu machen. Einfach Jogginghose, Sweatshirt und Crocs an und dann geht’s auf in die Schule. Es wird wirklich schwer sich wieder an alles in Deutschland zu gewöhnen.

Je näher das Ende rückt desto öfter bekommt man zu hören: “Bald bist du wieder zurück. Schluss mit Urlaub und zurück in die Normalität.“ Dieses Jahr war für mich jedoch alles andere als ein Urlaub. Es ist mein neues Leben in einem neuen Land mit neuen Freunden und all das habe ich mir fast komplett allein aufgebaut. Jeder Tag hier ist für mich immer mehr zur Normalität geworden. Nach Deutschland zurückzukehren fühlt sich an wie Austauschjahr 2.0; ein umgekehrter Kulturschock wird bei mir definitiv nicht ausbleiben. Natürlich freue ich mich schon, meine Familie und alle meine Freunde wiederzusehen. Dies bedeutet jedoch auch gleichzeitig, dass ich alle meine neuen Freunde und Familie hierlassen muss und nicht mehr täglich sehen kann. Der Abschied wird einer der traurigsten Momente in meinem Leben sein, jedoch werde ich in dem Wissen gehen, dass ich Freunde am anderen Ende der Welt habe, die schon darauf warten mich wiederzusehen und das gleiche gilt für mich.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Rotary dafür bedanken, dass mir diese einzigartige und unvergessliche Reise ermöglicht wurde. Danke für das beste Jahr meines Lebens und all die schönen Erinnerungen die ich gesammelt habe, wunderbare Menschen die ich getroffen und neue weltweite Freundschaften die ich geschlossen habe und für immer behalten werde. Ich werde dieses Jahr nie vergessen!

Viele Liebe Grüße aus Plattsburgh, aka Plattsvegas!

Bis bald!

Sarah

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