Australien – 4. Bericht von Sarah

Elf Monate sind jetzt schon vergangen, seitdem ich in Australien angekommen bin. Ich kann es nicht fassen, wie ist die Zeit so schnell vergangen? Ich bin doch gerade erst angekommen?

Die letzten drei Monate waren definitiv die schönsten, denn im April durfte ich endlich meine große Australienreise antreten, auf die ich mich von Anfang an gefreut hatte. Ich reiste mit 50 anderen Austauschschülern für drei Wochen fast rund um Australien. Durch die langen Fahrten- im Bus, manchmal bis zu 12 h am Tag, wurde mir erst bewusst, was für ein riesiges Land Australien eigentlich ist, denn wir insgesamt fast 10 000 km zurück.

Wir besuchten unter anderem den Uluru, bekamen eine Führung von einem Aborigini und ein paar wenige sind ganz um den Ayers Rock gelaufen. Es hatte aber gefühlte 50 Grad, weswegen es den meisten und auch mir zu heiß war. Glücklicherweise hatten wir aber bei jedem Zeltplatz einen Pool. Am Abend schauten wir den Sonnenuntergang und damit das wechselnde Farbenspiel des Ayers Rocks an.

In Central Australia kostet ein Liter Wasser bis zu 6$, aber da das Leitungs Wasser kaum genießbar ist, muss man das Geld dann doch manchmal investieren. Es ging weiter zum Kings Canyon, den wir bestiegen und mit einem Helicopter überflogen. Als wir zurück am Zeltplatz waren, stellten wir fest, dass einige unserer Zelte aufgerissen waren und Dingos (wilde Hunde) unser Essen geklaut hatten.

Weiter ging es nach Alice Springs, auf dem Weg durften wir Kamele reiten und lernten das Didgeridoo spielen. Am Abend kam jemand vom „Alice Springs Reptiles Centre“ und brachte Schlangen, Bartagame, Eidechsen und vieles mehr. Wir stellten uns im Kreis und eine 3-4m lange Schlange schlängelte sich um unsere Hälse.

Unvergesslich waren die zwei Nächte direkt unterm Sternehimmel, in meinem Lebenhabe ich noch nie so viele Sterne aufeinmal gesehen. Dann hatten wir eine Great Barrier Reef cruise und waren schnorcheln. Mit dem Boot ging es zur wunderschönen Great Keppel Island, welche unser aller Highlight war. Bei Jetski, Banana Boot und Kayak fahren, sowie schnorcheln und Standup-Padelling hatten wir jede Menge Spaß. Nach Sonnenuntergang durfte man aber nicht mehr ins Meer, weil das Risiko von Haien zu groß war. Als nächstes besuchten wir die Gold Coast, gingen zur Warner Bros Movie World und natürlich zu Surfers Paradise. In Sydney genossenen wir eine Harbour Cruise und ein Fancy Dinner im Centrepoint Tower auf ca. 300m. Wir erreichten die Hauptstadt Canberra und besuchten zum Abschluss unserer Reise das Parliament House. Weil wir alle während der Reise so gute Freunde, fast wie eine große Familie, geworden sind, fiel der Abschied allen sehr schwer.

Gleich nach meiner Australien Reise wechselte ich zu meiner letzten Gastfamilie, ging dann zwei Wochen zur Schule und verreiste nochmal für zwei Wochen: nach Queensland mit meiner Lieblings-Gastfamilie. Auf dem Weg sahen wir rund 200 tote Kangaroos auf der Straße. Ich fragte mich immer, wieso man nicht besser aufpassen kann, aber wie sollte es anders kommen, am letzten Tag konnten auch wir es nicht vermeiden, eines anzufahren. Es war früh am Mogen und noch ziemlich dunkel und das Kangaroo sprang wie aus dem Nichts vor unser Auto. Leider konnten wir nicht rechtzeitig bremsen, sodass weder Auto noch Kangoroo überlebten – uns passierte glücklicherweise nichts.. Auf unserem Trip legten wir 6000 km zurück und stoppten unter anderem in Brisbane, wo ich Julia (meine Austausch-Freundin aus Deutschland) besuchte.

Zwei Tage nach meinem Familienwechsel, stand mein 17. Geburstag an, bei dem ich mit einem großen Kuchen in meinem Rotary Club überrascht wurde. Es gab aber auch traurige Momente, wie die Trauerfeier für ein vestorbenes Mitglied meines Rotary Clubs Der Winter hatte sich in letzter Zeit sehr zu spüren gemacht, es gab ziemlich kalte Tage und meine Gastfamilie besorgte mir extra eine Heizung für mein Zimmer. An manchen Tagen war das Wetter aber trotzdem noch gut genug, um draußen zu essen, was in Deutschland, im Winter, ja kaum vorstellbar ist.

Wenn ich heute auf mein Ich von vor einem Jahr zurückschaue, merke ich wie stark ich mich verändert habe, wie ich langsam erwachsen geworden bin. Ich startete hier mein Leben in einer Gastfamilie, die ich davor nicht kannte, wusste nicht genau, wie ich mich verhalten sollte, wie deren Tagesablauf aussieht, ich musste mich eben anpassen. Und alle drei Monate kam ein neuer Gastfamilienwechsel und ich musste mich wieder neu einleben, neuen Situationen anpassen, den neuen Weg zur Schule finden. Aber nach einiger Zeit, ist das alles gar nicht mehr schwer. Apropos Schule, ich startetet hier mein Jahr mitten im Schuljahr in einer Highschool, einer katholischen Mädchen Schule, die sich sehr von meiner Schule in Deutschand unterscheidet. Ich war also die einzige Neue, verstand zudem anfangs kaum ein Wort aufgrund des australischen Slangs und musste lange nach den richtigen Freunden suchen. Außerdem ist man hier schon oft auf sich alleine gestellt, hat eben nicht seine Familie und Freunde aus Deutschland, die man jederzeit um Rat fragen kann. Ich lernte hier auch, mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurecht zu finden. In Deutschland nutze ich diese kaum, da ich immer mit dem Fahrrad unterwegs bin. In Melbourne kommt man damit aber nicht wirklich weit. Hier benötigt man oft 2 Stunden, um vom einen zum anderen Ende der Stadt zu kommen. Das komplizierteste ist Bus fahren, da dort nicht angezeigt wird, an welcher Station man sich gerade befindet und man hat höllische Angst seinen Ausstieg zu verpassen. Aber auch damit lernte ich umzugehen. Ich lernte mich auf neue Dinge einzulassen, die ich früher Nicht gemacht hätte, lernte viel offener, sowie selbständiger und selbstbewusster zu sein. Außerdem lernte ich viele Dinge mehr wertzuschätzen, die für mich vorher völlig selbstverständlich waren. Ich habe einige meiner Sichtweisen geändert und bin einfach glücklich, mit dem, was ich erreicht habe und dass ich die Entscheidung getroffen habe, für ein Jahr nach Australien zu gehen. Anders hätte ich diese ganzen Dinge womöglich nie gelernt. Natürlich verbesserte sich auch mein Englisch enorm, ich lernte ganz tolle Menschen kennen, alle meine Gastfamilien wurden wie zu meiner richtigen Familie und Australien wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Rotary für diese einzigartige Chance und definitiv das beste Jahr meines Lebens bedanken.

Sarah Wich

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