Norwegen – 4. Bericht von Annabell

Hei!

In einer Woche werde ich nach Deutschland zurück gehen, in 7 Tagen werde ich meine Eltern und Familie wieder sehen, in 168 Stunden werde ich im Flugzeug sitzen und Norwegen hinter mir lassen, in 10080 Minuten muss ich mich von allen neugewonnen, guten Freunden und einer neugewonnenen Familie verabschieden und in 604800 Sekunden wird mein tolles, spannendes und aufregendes Austauschjahr vorbei sein.

Viele Norweger haben mich auch gefragt: „War es schwer sich einzufinden in einer neuen Schule/Land/Familie?; Was ist das Beste an das du dich erinnern kannst?; Was ist der größte Unterschied zwischen Norwegen und Deutschland?; War es schwer norwegisch zu lernen?; Was wirst du am Meisten vermissen?; usw…“ All diese Fragen kann ich leicht beantworten, aber dann gibt es noch eine Frage: „Und wie war dein Austauschjahr?“. Meine Antwort:“ Ja, mein Austauschjahr war gut/super/toll!“ Diese Frage umfasst so viele Dinge womit man sie nicht in einem Satz beantworten kann. Ich werde es aber jetzt mal versuchen, sie ein bisschen ausführlicher zu beantworten.

Am Anfang verging die Zeit richtig schnell. Die ersten zwei drei Monate nachdem ich ankam hab ich viel gemacht, auch wenn es nur keine und einfache Dinge waren. Ich habe mich in einer neuen Familie eingefunden und musste mich etwas an sie anpassen und erst einmal herausfinden wer eigentlich meine Gastmutti und Gastvati und meine Gastgeschwister waren, wie sie ticken, wie es im Haushalt abläuft, welche Dinge ich im Haushalt machen sollte, wann wir Abendbrot essen, ob wir dies gemeinsam tun, wie das mit dem Sachenwaschen funktioniert. Ich habe die Umgebung und meine Stadt kennengelernt. Ich bin in die Schule gegangen, versucht etwas im Unterricht mitzubekommen, habe versucht Freunde zu machen.

All das braucht Zeit. Das was aber am schwierigsten war und was mich auch viel Energie gekostet hat, war die Sprache zu lernen. Ich bin die ersten Monaten immer zeitig schlafen gegangen, weil ich müde und kaputt war und mein Kopf einfach nur voll war und nichts mehr aufnehmen konnte. Ich habe die Sprache recht schnell erlernt und dadurch fiel es mir viel leichter mit Norwegern ins Gespräch zu kommen und mich im Alltag viel besser zurecht zu finden.

Im November und Dezember verging die Zeit sehr langsam, da es in Norwegen sehr spät hell wird und auch sehr zeitig wieder dunkel wird. Du gehst in die Schule wenn es dunkel ist und kommst nach Hause wenn es anfängt dunkel zu werden. In dieser Zeit habe ich mir auch den Arm gebrochen und konnte nicht mehr alles machen wozu ich Lust hatte. Auch Weihnachten zusammen mit einer anderen Familie zu feiern war anders, aber auch sehr schön.

Januar und Februar waren wieder besser, da es wieder heller wird und meine Gastfamilie sehr viel draußen war und Ski gelaufen ist. Im Februar habe ich dann auch zu meiner zweiten Gastfamilie gewechselt . Es fiel mir viel einfacher mich in dieser Familie einzufinden und mich zu Hause zu fühlen.

Die letzten vier Monaten vergingen dann wieder wie im Flug. Ich habe sehr viel unternommen, bin herumgereist, hab immer etwas zu tun gehabt, habe tolle Erfahrungen gesammelt bei Ausflügen mit Rotary, habe das Gefühl bekommen angekommen zu sein und mein eigenes, kleines Leben zu haben.

In meinem Austauschjahr habe ich sehr viel neues erlebt, habe viel über mich und andere Menschen gelernt, habe eine andere Kultur kennenlernen und erleben dürfen, ich habe neue Gedankenanstöße bekommen und eine andere Sicht auf Leben, ich habe eine neue Sprache gelernt die ich sehr gut beherrsche, ich hatte mit Menschen zu tun gehabt von denen ich nicht erwartet hätte das wir und gut verstehen oder sogar Freunde werden können.

Das ist eine der schönsten, spannendsten und inspirierendsten Erfahrungen die ich machen durfte, dass ich ganz viele andere Jugendliche und Austauschschüler aus aller Welt kennen gelernt habe. Es braucht nicht viel Zeit, warm miteinander zu werden. Man versteht sich auf Anhieb und des entsteht ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl. Man macht Freundschaften mit Menschen aus so verschiedenen Länder, auch wenn man nur in einem anderen Land ist. Dieses Gefühl neue Freunde zu finden und echte Freunde zu haben aus aller Welt, ist unbeschreiblich. Am Ende eines solchen Jahres gehen einem sehr viel Gedanken durch den Kopf. Man denkt darüber nach, welche Dinge und Menschen einem wichtig geworden sind und welche nicht, man denkt darüber nach wie man sich verändert hat und ob man sich überhaupt verändert hat, man denkt darüber nach wie weit man erwachsen geworden ist, welche Dinge man gelernt hat und welche Erfahrung man gemacht hat. Man muss sich auch bewusst machen, dass man ein Jahr in einem vorerst unbekannten Land gelebt hat, mit unbekannten, ja eigentlich fremden Menschen zusammen gewohnt hat, eine neue Fremdsprache gelernt hat, in einer neuen Schule, mit neuen Menschen zurecht kommen musste, dass man sich ein neues soziales Umfeld aufbauen musste und Freunde machen musste. Und am Ende wird einem bewusst wie viel man doch erreicht hat und sich aufgebaut hat und all das soll man zurücklassen und das wird das schwerste für mich werden, „auf wiedersehen“ oder „ ha det bra“ zu sagen.

Vielen Danke an Rotary dafür, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe, so viele neue Erfahrungen zu machen, neue Menschen und deren Kultur kennen zu lernen! Vielen Dank, dass ihr mir ein so schönes und unvergessliches Austauschjahr ermöglicht habt.

Annabell Eberhardt

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