Australien – 1. Bericht von Flora

14. September 2018

Vor 7 Wochen hat meine große Reise nach Australien begonnen. Ich lebe in einem Vorort von Newcastle, einer ca. 300.000 Einwohnerstadt, die sich 150 km nördlich von Sydney befindet. Am Flughafen in Sydney wurde ich, nach einem 24 stündigen Flug und völlig übermüdet, von meiner Counselorin und ihrem Ehemann abgeholt mit denen ich dann die ersten Tage zusammenlebte um alles Organisatorische, wie die Schulanmeldung oder die Eröffnung eines Bankkontos, zu regeln. Die ersten Tage hatte ich sehr mit meinem Jetlag zu kämpfen und auch der australische Akzent war ausgeprägter als ich es erwartet hatte aber ich fühlte mich bei meiner Counselorin und ihrem Mann sehr wohl. Gemeinsam mit meiner Counselorin war ich auch das erste Mal in Newcastle wo wir gemeinsam über den ANZAC Memorial Walk liefen, einem Spazierweg direkt an der Küste, der zu Gedenken der gefallenen australischen und neuseeländischen Soldaten im 1. Weltkrieg erbaut wurde.

An meinem zweiten Abend war ich bereits zu einem Rotary Meeting eingeladen wo ich meine gleichaltrige Gastschwester, die im Januar nach Norwegen geht, ihre Mutter und meine zukünftige Gastschwester, die in Kanada war, kennengelernt habe. Bei Rotary waren alle sehr nett.

An meinem 3. Tag war ich das erste Mal in meiner Schule um meine Fächer zu wählen und eine Schuluniform zu kaufen. Während auf meine Schule in Deutschland grade mal 350 Schüler gingen, sind es hier 1300 Schüler und 5 Schulgebäude, die man mehrfach am Tag wechseln muss, was mich immer noch etwas überfordert. Die Schuljahre gehen hier von Januar bis Januar und so kam ich ins 2. Halbjahr der 11. Klasse. In der Schule ist mein einziges Pflichtfach Englisch und die weiteren 5 Fächer durfte ich mir frei auswählen. Ich entschied mich für „Communication and Family Studies“, „Visual Arts“, „Music“, „Modern History” und „Mathematics”.

An diesem Tag zog ich auch zu meiner Gastfamilie, wo ich mit meinen Eltern, meiner Schwester, meinen zwei jüngeren Brüdern und meinem älteren Bruder zusammenlebe, die alle super nett sind und mir jetzt schon das Gefühl geben ein Teil der Familie zu sein. Wir wohnen in Valentine, einem Vorort von Newcastle, direkt am See Macquarie und nur 15 Minuten vom Ozean entfernt, in dem ich diese Woche sogar schon mal kurz baden war (es ist noch ziemlich kalt, denn die Jahreszeiten sind hier ja umgekehrt). Obwohl ich es gewöhnt war in einer, für australische Verhältnisse, ziemlich großen Stadt zu leben gefällt es mir sehr gut, denn die Natur hier ist viel schöner. Unser Haus steht direkt am Wald und jeden Morgen, wenn ich aufwache, hört es sich aufgrund der Vögel an, als würde ich im Zoo liegen und auch die Opossums die nachts über unser Dach rennen habe ich schon beobachtet. Nicht zu vergessen die Delphine die ich am letzten Wochenende im Sonnenuntergang gesehen habe.

Vor meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt, aber schon bald zeigt sich, dass das nicht nötig war, denn alle sind unfassbar nett zu mir. Zudem sind auch alle sehr interessiert und wollen Zeit mit mir verbringen, ich glaube das liegt daran, dass die meisten von ihnen Australien noch nie verlassen haben. Schon an meinem ersten Schultag wurde ich direkt zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und habe schon viele Freunde die alle sehr gerne mag. Die Schulmoral ist hier etwas anders, die Schüler haben weniger Respekt gegenüber den Lehrern und die Lehrer sind oft sehr jung und wissen manchmal selber nicht so recht was sie unterrichten und die Themen sind hier in der Regel leichter. Die Schule beginnt hier um 9 Uhr und endet 15.30 Uhr. Die Hausaufgaben und Tests mache ich mit und schlage mich, dafür das alles auf Englisch ist, recht gut.

Wochenende fand die erste Rotary Orientation statt. Insgesamt sind wir 16 Austauschschüler im Distrikt 9670 mit denen ich mich sehr gut verstehe. Als Teil der Orientation bekamen wir Besuch von einem Mann mit giftigen Tieren und nach anfänglicher Panik hatte ich dann tatsächlich eine Schlange um den Hals hängen.

An den Wochenenden gehen die meisten Jugendlichen leider arbeiten um das Benzin für ihre Autos bezahlen zu können, denn Auto fahren darf man hier schon ab 17 Jahren. Für mich ist es sehr ungewohnt nicht einfach den Bus nehmen zu können, sondern meine Eltern fragen zu müssen, ob sie mich wohin fahren können, denn öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier kaum. Manchmal ist mir dann am Wochenende etwas langweilig, deshalb möchte ich mich nächstes Wochenende mit einer spanischen Austauschschülerin treffen, die ich sehr gerne mag und die in meiner Nähe wohnt.

Aktuell sind hier Prüfungen, weswegen ich an den Tagen an denen ich keine Prüfungen habe zuhause bleiben darf. Danach haben wir 2 Wochen Frühlingsferien in denen ich mit meiner Familie nach Sydney und in die Blue Mountains fahren werde.

So langsam lässt auch meine Erschöpfung nach, da ich mich wohl daran gewöhne nur Englisch zu sprechen. Da mich alle hier so freundlich behandeln habe ich anders als erwartet kein Heimweh, sondern freue mich nur auf die nächsten 11 Monate!

Vielen Dank Rotary, dass ich mir dieses unglaubliche Abendteuer ermöglicht, ich bin unfassbar dankbar und glücklich hier sein zu dürfen und all diese neuen Erfahrungen machen zu können.

Viele Grüße,

Flora Kempe

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