Ecuador – 1. Bericht von Greta

Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, wie ich vor 33 Tagen um 4 Uhr nachts mit meinen Eltern total übermüdet am Flughafen in Berlin saß. Ich hätte schlafen können, aber das konnte ich nicht, zum einen wollte ich die letzten Stunden mit meinen Eltern verbringen bevor ich sie für 10 Monate verlassen werde und zum anderen schoss haufenweise Adrenalin durch meine Adern. Es ging tatsächlich los, das konnte ich nicht wirklich realisieren. Auch nicht als ich dann im Flieger nach Amsterdam saß oder am Flughafen in Amsterdam die anderen Austauschschüler getroffen habe, auch dann nicht. Erst als ich dann 19 Stunden später, meinen Koffer und meine Gitarre vom Gepäckband in Guayaquil, der größten Stadt Ecuadors, genommen habe und langsam mit den anderen Austauschschülern Richtung Empfangshalle gegangen bin, erst dann habe ich angefangen zu realisieren, worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe. In der Empfangshalle hat man sich ein wenig wie ein kleiner Star gefühlt, weil dort eine riesige Menschenmenge war, man wurde mit mühevoll selbstgebastelten Schildern empfangen, von jeder Seite wurden Fotos gemacht, aber es ging alles so schnell. Jetzt war ich da, also noch nicht ganz, da ich nicht in Guayaquil, sondern weitere 6 Stunden mit dem Auto, in Loja, wohne, war ich doch noch nicht ganz am Ziel. Da es schon nach 18 Uhr war, haben wir die Nacht in Guayaquil verbracht, haben am gleichen Abend auch noch Freunde besucht, bevor es dann am nächsten Tag Richtung Loja ging. Ich habe versucht während der Autofahrt immer wieder mit meiner Familie zu kommunizieren, aber da ich immer noch so erschöpft von der langen Reise war und mein Spanisch auch nicht wirklich so gut war, bin ich immer wieder eingenickt. Was mich dann aber doch wachgehalten hat, war die atemberaubende Aussicht, denn man muss bedenken, in diesem Moment bin ich in über 2000 Metern durch die Anden gefahren und das war wirklich traumhaft. Als wir dann, aufgrund einiger Stopps um schon mal die hervorragende ecuadorianische Küche vorzukosten, 8 Stunden später in Loja angekommen sind, habe ich mich nochmal kurz wie am Flughafen gefühlt, da nochmal ein kleines Empfangskomitee da war. Und jetzt ging es los – das Abenteuer Auslandsjahr. Die erste Woche nach meiner Ankunft hatte ich keine Schule, ich hatte also genug Zeit um mich einzugewöhnen und um mich einzurichten. Das Kofferauspacken musste aber erstmal ein paar Tage warten, da mir die wunderschöne Stadt Loja gezeigt wurde. Wir haben jegliche mögliche Familienmitglieder und Freunde besucht und die Umgebung erkundet. Damit mir während der ersten Woche, wenn meine Gasteltern und mein Gastbruder auch nicht langweilig wurde, hat meine Gastfamilie mich immer wieder in Kontakt mit anderen Jugendlichen gebracht oder ich habe viel Zeit mit meiner Gastschwester und ihrem Baby verbracht. Allein in der ersten Woche konnte ich schon leichte Fortschritte meiner Spanischkenntnisse aufzeichnen, was mir wirklich sehr viel Mut und Motivation gegeben hat. Diese erste Woche zu Hause war somit sehr hilfreich für mich, denn somit konnte ich mich in aller Ruhe gut eingewöhnen, bevor es statt in die Schule gleich erstmal an den Strand ging. Die 2. Woche war nämlich das Orientation-Camp im wunderschönen Mompiche in Esmeraldas, der einzige Nachteil, da ich mit Lenthe (einer anderen Austauschschülerin aus Belgien) alleine in Loja wohne, war die Anreise nicht sonderlich bequem, denn sie hat 24 Stunden gedauert. Aber diese 24 Stunden haben sich total gelohnt, zum einem konnte ich während der Busfahrt schon die anderen Austauschschüler kennenlernen und es war einfach nur traumhaft dort. Vormittags hatten wir immer Spanischunterricht und die Nachmittage haben wir meist am Strand verbracht. Die anderen Inbounds sind einem so schnell ans Herz gewachsen, weil sie einfach am besten verstehen was man gerade durchmacht. Als ich dann nach 4 Tagen und einem schmerzhaften, aber nur kurzweiligen „Goodbye“ wieder in den Bus gestiegen bin, um nach Hause zu fahren, habe ich mich total auf die Schule gefreut, denn ich war nun absolut bereit neue Leute und vor allem Einheimische kennenzulernen. Deshalb ging es auch gleich am darauffolgenden Montag in die Schule, ich hatte ein wenig Angst, da ich befürchtet habe alleine zu sein, aber dies war definitiv nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Ich wurde herzlichst empfangen und allen vorgestellt. Und so ging der erste Monat am anderen Ende der Welt auch schon wieder dahin, allein in dieser kurzen Zeit habe ich schon so viele neue Leute kennengelernt, so viel neues erfahren und gelernt und vor allem gemerkt, wie gut es einem doch in der guten alten Heimat Deutschland geht. Dennoch bin ich einfach nur endlich dankbar diese Erfahrung machen zu dürfen und für 10 Monate in über 2000 Metern in den Anden in die Schule gehen zu dürfen und neue Leute kennenzulernen, denn hier wird es nie langweilig, selbst an den Nachmittagen wird man immer wieder eingeladen etwas zu unternehmen und da ich in einer etwas kleineren Stadt wohne (130 000 Einwohner) und deshalb nur wenige Englisch sprechen, kann ich oft mein Spanisch auf die Probe stellen. Allein in diesen einem Monat hat es sich schon sehr gut entwickelt, wenn das so weiter geht dann brauch ich und werde auch in weiteren 2 Monaten kein Englisch mehr sprechen müssen.

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