Ecuador – 2. Bericht von Greta

Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wie ich die letzten 3 Monate hier in Ecuador beschreiben soll, weshalb ich diese Aufgabe des Quartalsbericht, auch immer wieder vor mir hergeschoben habe, weshalb ich sie jetzt leider hier im Urlaub am Strand machen muss. Mir fällt es allein schon schwer, jeden Tag in meinem Auslandstagebuch die Erlebnisse eines Tages zusammenzufassen und jetzt steh ich vor der Aufgabe, das für 3 Monate zu machen, aber ehe ich jetzt noch weiter drum rum rede, um mich ein weiter davor zu drücken, werde ich mich dieser Aufgabe jetzt stellen, was ich aber nicht garantieren kann, ist, dass die Erlebnisse in chronologischer Reihenfolge sind.

Die Woche nach meinem ersten Quartalsbericht, ging es mir erstmal nicht so gut, ich war nicht nur krank, sondern bin auch ins Heimweh verfallen. Den ersten Monat konnte ich so viele neue Dinge entdecken und hatte dabei gar keine Zeit mit den Gedanken nach Deutschland zu schwenken, aber in der Zeit, wo ich krank war, hatte ich nicht wirklich viel zu erledigen und konnte auch nicht sonderlich viel Neues entdecken, denn Erkältungen am anderen Ende der Welt sind mindestens genau so doof wie in Deutschland. Um es ganz elegant mathematisch auszudrücken, mein Heimweh verhielt sich proportional zu meinem Fieber, da es aber glücklicherweise nach einigen Tagen wieder auf Normaltemperatur war, war auch das Heimweh so gut wie verschwunden.

Ich war wirklich sehr erleichtert, dass meine Erkältung dann so schnell wieder verflogen ist, denn ich habe mich danach nicht nur so richtig wie zu Hause gefühlt, da ich auch das erste schlimme Heimweh überstanden habe, sondern eine Woche darauf ging es für ein paar Tage nach Peru. Meine Stadt Loja, hier in Ecuador, befindet sich sehr südlich in der ecuadorianischen Andenkette, sehr nah zur peruanischen Grenze und da mein Gastvater unter der Woche aufgrund seiner Arbeit in einer kleineren Stadt, namens Zapotillo, direkt an der peruanischen Grenze lebt, haben wir ihn einmal besucht und dabei gleich einen Ausflug nach Peru gemacht. Da meine Gastfamilie mir schon vorhergesagt hat, ich solle mir lieber nicht so hohe Erwartungen an die Reise nach Nord Peru setzen, konnte ich auch nicht wirklich enttäuscht werden, denn wir sind eigentlich nur zum Einkaufen nach Piura (eine Großstadt im nördlichen Peru) gefahren, denn viel mehr hatte sie auch eigentlich nicht zu bieten. Ich konnte mich aber wenigstens mit neuer Kleidung und ein wenig günstigerer Schokolade ausstatten. Lebensmittel, sowie Kleidung ist in Peru um einiges günstiger als in Ecuador, da die Steuern dort nicht allzu hoch sind, weshalb viele Ecuadorianer Peru eher zum Einkaufen statt zum wirklichen Urlaub machen nutzen. Dennoch fande ich die viertägige Reise sehr aufregend, da Peru schon etwas anders ist, als das ecuadorianische Hochgebirge. Zurück in Loja hatte ich dann erstmal ein paar Wochen Schule und habe die Nachmittage damit verbracht, von der Oma stricken zu lernen und zum Spanischunterricht zu gehen. Nach einer Weile habe ich mich dann auch dazu entschieden, mit Lenthe, der anderen Austauschschülerin in Loja, ins Fitnessstudio zu gehen. Traurigerweise muss ich auch zugeben, dass ich es mittlerweile nötig habe, da ich, was ich tatsächlich nicht sonderlich erwartet hätte, obwohl es uns immer wieder gesagt wurde, hier relativ viel zugenommen habe. Mittlerweile passe ich leider nicht mehr in meine Lieblingshose, obwohl ich weitaus weniger esse, aber ich schätze, das wird einfach an der Umstellung des Essens liegen, denn vorher hatte ich nie wirklich Probleme mit Gewichtszunahme, obwohl ich mich auch mal gerne mit Schokolade zugestopft habe. Ich hoffe einfach, dass ich den Großteil des angesammelten Fettes schnell wieder in den ersten Wochen von alleine verlieren werde, einfach da ich wieder das gute deutsche Essen habe. Zum Thema Essen, das Essen hier ist wirklich sehr anders, zu meinem gewohnten deutschen Essen, ich habe allein in diesen 4 Monaten hier, mehr Reis gegessen, als in meinem bisherigen restlichen Leben zusammen. Auch gibt es hier Platano und Yuca, wovon ich vorher nie gehört habe und sehr viel Fleisch, was mir mittlerweile nicht mehr wirklich gefällt (ich habe mir auch schon den Entschluss gesetzt, die ersten Wochen in Deutschland mich erstmal wieder vegetarisch zu ernähren). Zum Essen kann ich aber trotzdem nur sagen, dass es erstaunlicherweise sehr anders ist, aber sehr gut schmeckt und auch gut ansetzt.

Nach ein paar routinemäßigen Schulwochen, ging es dann auch erstmal wieder auf eine Reise mit Rotary. Dieses Mal ging es wieder ans Meer, aber an den etwas südlicheren Teil der Pazifikküste, in die Provinz namens Manabí. Es war wirklich super, all die anderen Austauschschüler wiederzusehen und dabei noch mehr vom Land zu lernen, da diese Reise vor allem von vielen Ausflügen geprägt war. Den ersten Tag haben wir gleich am Unabhängigkeitstag von Portoviejo mitgewirkt, den zweiten Tag ging es dann nach Montecristi, wo die Panamahüte, die nicht aus Panama, sondern Ecuador kommen, hergestellt werden. Der dritte Tag war dann ein Strandtag mit verschieden Spielen und viel Freizeit und den letzten vollen Tag haben wir einen Ausflug in einen Nationalpark gemacht und am Abend gab es eine Talentshow, wo jedes Land etwas sehr traditionelles vorführen sollte, so haben wir nicht nur viel von Ecuador, sondern auch von Ländern aus aller Welt kennengelernt, bevor es dann am nächsten Morgen wieder zurück nach Loja ging. Es macht mir wirklich immer eine große Freude mit Rotary und den anderen Austauschschülern aus der ganzen Welt auf Reisen durch Ecuador zu gehen und ich freue mich schon auf die ausstehenden drei Reisen zum Amazonas, auf die Galapagos Inseln und auf die Bustour durch das ganze Land.

Nach der Reise gab es dann wieder ein paar routinemäßige Schulwochen mit verschiedenen Kurztrips und Theater- sowie Kinobesuchen mit meiner Familie und Freunden. In dieser Zeit habe ich mir auch sehr darüber Gedanken gemacht, was sich denn für mich hier in Ecuador verändert hat, und das ist so einiges. Einige dieser Sachen sind sehr schön und erfreuen mich wirklich sehr, wie beispielsweise, dass ich hier eine Schwester habe, mit der ich mich super gut verstehe, denn wenn meine als jüngstes Kind unter zwei großen Brüdern aufwächst, hat man es nicht gerade sehr leicht. Auch verbringe ich weitaus viel mehr Zeit mit meiner Familie, da vor allem meine Eltern in Deutschland viel mehr arbeiten und deshalb eher weniger Zeit haben, an den Nachmittagen zusammen etwas zu unternehmen. Es gibt aber auch Dinge, die sich für mich negativ verändert haben und das für mich größte ist meine Freiheit, denn obwohl ich in einer der sichersten Städte Ecuadors lebe, bin ich freiheitlich wirklich sehr eingeschränkt. Sobald es dunkel ist (was am Äquator schon gegen um 6 halb 7 ist) muss ich wieder zu Hause sein, öffentliche Verkehrsmittel wurden mir eher weniger empfohlen und ein Fahrrad besitze ich hier erst gar nicht, was für mich eine kleine Tragödie ist, da ich in Deutschland mich sehr viel mit dem Fahrrad von A nach B bewegt habe. Solche positiven, aber sowohl auch negativen Unterschiede muss ich aber einfach hinnehmen, solche für mich anfangs selbstverständlichen Dinge, werde ich dann einfach mehr schätzen können, sobald ich wieder in Deutschland bin. Nach diesen paar Wochen hat dann auch schon die Vorweihnachtszeit begonnen, in die ich mit sehr gemischten Gefühlen gegangen bin, da ich zum Einem gespannt war, was es hier so für Traditionen gibt, ich aber gleichzeitig auch mich wieder ein wenig darauf einstellen musste, dass auch wieder der unangenehme Begleiter Heimweh auftreten wird. Doch anfangs hatte ich gar keine Zeit dafür, da es die ersten neun Tage jeden Nachmittag bis Abend zu jemand anderem nach Hause ging um dort zusammen zu beten, Maria und Josef auf ihrem Weg nach Betlehem zu begleiten und um anschließend etwas zu essen, diese Tradition nennt sich Novena und war anfangs für mich auch noch unbekannt. Neun Tage vor Heiligabend habe ich das ganze nochmal mit meiner Familie in einer ähnlichen Form gemacht und die Zeit dazwischen haben wir damit verbracht das Haus zu schmücken. Das hat sich auch ein wenig heimisch angefühlt, da ich einige Sachen aus Deutschland mitgebracht habe, wie Räuchermännl, Schwibbögen und Baumschmuck, der aber leider nur an einen unechten Baum gehängt wurde, beschweren möchte ich mich aber dennoch nicht, denn immerhin gibt es einen Weihnachtsbaum. Ein paar Tage vor Weihnachten hatte ich dann ein kleines Emotionstief, was glücklicherweise schnell wieder verflog. Die Tage um Heiligabend gab es sehr viele Weihnachtsessen- und feiern von der Schule und der Familie. Bei den Weihnachtsessen gibt es hier auch noch eine Tradition, denn es wird immer ein Prinz und eine Prinzessin von Weihnachten gekürt, mit dieser Tradition kann ich mich zwar nicht wirklich anfreunden, aber es war dennoch eine tolle Erfahrung. Ich hatte große Freude Weihnachten mal etwas anders zu erleben, mit neuen Menschen und Traditionen. Natürlich gibt es auch hier in Ecuador eine Bescherung und es hat mich umso mehr gefreut, dass die Geschenke sehr gut angekommen sind und ich habe tatsächlich auch einiges bekommen, was ich gar nicht erwartet hätte, es hat mich aber umso mehr gefreut, da ich mich während dieser ganzen Zeit dann auch wirklich wie ein Teil dieser Familie gefühlt habe.

Um diesem ganzen Weihnachtsstress dann zu flüchten, bin ich mit meiner Gastfamilie am 25. Dezember gleich in den Urlaub an die Pazifikküste gefahren, wo ich jetzt gerade am Strand sitze und den merkwürdigsten Dezember meines bisherigen Lebens genieße.

Zusammenfassend zu den vergangen drei Monaten: ich hatte bis jetzt wirklich eine super Zeit in der ich sehr viel gelernt habe, nicht nur über andere Menschen und verschiedene Kulturen, sondern auch über mich selber. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben schon vier Monate hier zu sein, aber ich freue mich schon sehr auf die folgenden sechs Monate, bevor dieses Abenteuer endet und ich bin wirklich unendlich dankbar für all die Menschen, die mir das ermöglichen, auch wenn ich hier manchmal Heimweh habe und wirklich einfach nur nach Deutschland möchte, ist das hier jetzt mein zweites zu Hause und das wird es auch für immer bleiben.

Den zukünftigen Outbounds möchte ich auf alle Fälle mitgeben, sich aus ihrer Komfortzone herauszubewegen und auch mal in unbekannte Gewässer zu wagen. Man sollte sich auch auf alles einstellen, denn man wird in diesem Jahr auf so viele Dinge stoßen an die man nicht mal im Traum gedacht hätte. Auch mit dem Thema Heimweh werden alle mal betroffen sein, unterschiedlich wie oft und stark, aber es wird kommen, auch wenn man es vorher gar nicht glaubt, davon sollte man sich aber nicht unterkriegen lassen, denn es stärkt einen nur und danach fühlt man sich um einiges besser. Während des Austausches sollte man sichnaber auch auf alle Fälle nicht ins Bett legen und Netflix schauen, sondern alles mitnehmen was geht, auch wenn es anfangs nicht sehr spannend klingt, es wird sich am Ende besser als Netflix rausstellen. Sonst fällt es mir tatsächlich etwas schwer, diese Frage zu beantworten, da ich gar nicht wüsste, was ich vorher gerne noch gewusst hätte, es geht meist einfach ums selber entdecken, auch wenn man dabei immer wieder in Fettnäpfchen treten wird, solange man immer schön höflich ist, wird das einem schnell verziehen.

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