Ecuador – 2. Bericht von Sulamith

Kaum zu glauben, dass schon wieder drei Monate vergangen sind. Die Zeit vergeht so unglaublich schnell und bald schon ist Halbzeit. Ecuador ist in diesen vier Monaten, in denen ich jetzt schon hier bin, zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich fühle mich wie Zuhause, nur ohne meine Familie und meine Freunde aus Deutschland. Kleinigkeiten, die am Anfang noch eine kleine Herausforderung waren, wie z.B. Essen auf Spanisch zu bestellen, dem Taxifahrer die richtige Adresse zu erklären oder auch den richtigen Bus zu nehmen, sind inzwischen kein Problem mehr.

Mitte Oktober war die zweite Orientation. Zusammen mit den anderen 80 Austauschschülern verbrachte ich vier Tage am Strand in der Provinz Manabi. Am ersten Tag sind wir, um auf Rotary aufmerksam zu machen, bei einer Parade in Portoviejo mitgelaufen. Da es an diesem Tag sehr heiß war und wir rund 4 h in der prallen Sonne gelaufen sind, habe einen dicken Sonnenbrand bekommen. Danach sind wir mit dem Bus weiter in Richtung Manta gefahren. Nach einem reichhaltigen Mittagessen und Fotoshooting mit den anderen Austauschschülern haben wir Zeit bekommen, um kleine Souvenirs und Pins für unseren Blazer zu kaufen. Die restlichen Tage des Trips haben wir dann in einem Hotel direkt am Strand verbracht. Man hatte einen wunderschönen Ausblick auf das Meer und konnte die Zeit mit den anderen Austauschschülern genießen. Diese Reise hat unseren Zusammenhalt sehr gestärkt und wir sind wie eine große Familie geworden. Für mich ist es eines der schönsten Dinge am Austausch, dass man nicht nur neue Menschen kennenlernt und Freundschaften schließt sondern, dass man auch viele gemeinsame Erlebnisse miteinander teilen kann.

Anfang November bin ich zusammen mit meiner Gastfamilie in den Süden von Ecuador gefahren. Dort haben wir drei Städte besucht: Riobamba, Baños und Cuenca. Auf dem Weg nach Cuenca, haben wir dann noch einen kurzen Stopp bei einer Inka Ruine gemacht. Es war sehr spannend und interessant, etwas von der Geschichte der Inkas zu erfahren und zu sehen, wie sie gelebt haben. An Cuenca erinnere ich mich immer wieder gerne zurück, denn für mich ist Cuenca die schönste Stadt Ecuadors. Alles in allem, war es eine tolle Zeit.

Die Schule gefällt mir, ja es macht mir sogar Spaß in die Schule zu gehen. Am Anfang hatte ich zwar Probleme alles zu verstehen, aber mittlerweile verstehe ich fast alles. Mathematik, was ich in Deutschland überhaupt nicht mochte, ist hier zu meinem Lieblingsfach geworden. Auch Englisch macht mir ziemlich viel Spaß, auch wenn ich mich manchmal langweile, weil das Englisch meiner Mitschüler nicht ganz so gut ist.

Mitte November gab es zahlreiche Veranstaltungen an meiner Schule und ich musste zusammen mit den beiden anderen Austauschschülern meiner Schule eine Rede auf Deutsch halten. Die Schulsportwoche war ziemlich entspannt, da wir jeden Tag nur drei Stunden Unterricht hatten und den restlichen Tag mit Fußball oder Basketball spielen verbracht hatten.

Ende November hat meine Gastfamilie angefangen, das Haus weihnachtlich zu schmücken. In Ecuador ist es üblich keinen echten Weihnachtsbaum zu haben, deshalb habe ich zusammen mit meiner Gastmutter und meiner Tante einen Baum aus Plastik besorgt und diesen dann auch geschmückt. Mir ist aufgefallen, dass es hier bezüglich der Weihnachtszeit nicht so viele Traditionen gibt, wie ich es aus Deutschland kenne. So sucht man hier zum Beispiel vergeblich nach einem Weihnachtsmarkt oder einem Adventskranz. Auch von einem Adventskalender haben meine Gastfamilie und meine Freunde noch nie etwas gehört.

Jedoch wird in Ecuador immer neun Tage vor Weihnachten „novena (neun)“ gefeiert. Dabei singt man gemeinsam mit der Familie oder auch den Nachbarn Weihnachtslieder und liest jeden Tag bis Weihnachten einen Teil der biblischen Weihnachtsgeschichte. Danach wird gemeinsam gegessen und man unterhält sich.

Das was ich zu Weihnachtszeit aber am meisten vermisse, sind natürlich meine Familie und meine Freunde in Deutschland. Aber auch den Schnee und um ehrlich zu sein auch ein bisschen die Kälte.

Zu Weihnachten bin ich zusammen mit meinen Gasteltern und meinem Gastbruder nach Quito gefahren. Dort habe ich gemeinsam mit der Familie von meiner Gastmutter Weihnachten verbracht. Am Weihnachtsabend haben wir dann den letzten Teil von der „novena“ zusammen gefeiert. Wir haben die Weihnachtsgeschichte zu Ende gelesen und dann gemeinsam gebetet. Danach gab es ein typisch amerikanisches Essen, nämlich Truthahn. Nach dem großen Weihnachtsessen wurden dann die Geschenke verteilt und einige Familienfotos gemacht. Später haben wir dann alle zusammen Salsa im Wohnzimmer meiner Tante getanzt und die Zeit als Familie genossen.

Am nächsten Tag bin ich dann mit meiner Familie an den Strand in das Apartment in Casa Blanca gefahren, um dort die restlichen Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Es war richtig schönes Wetter, sodass wir jeden Tag an den Strand gehen und im Pazifik baden konnten. Da ich leider vergessen habe mich einzucremen habe ich einen dicken Sonnenbrand bekommen, der jetzt immer noch wehtut. Am letzten Abend war ich zusammen mit meiner Familie in einem wunderschönen Restaurant direkt am Meer und wir haben einen sehr beeindruckenden wunderschönen Sonnenuntergang gesehen.

Vom heißen Strand bin ich dann direkt ins kalte Riobamba gefahren. Denn dort werde ich heute zusammen mit der Familie von meinem Gastvater ins neue Jahr starten. Ich freue mich schon sehr darauf, Silvester mit meiner Familie und der Familie von meinem Gastvater zu verbringen und deren Traditionen für Neujahr kennenzulernen.

Am dritten Januar werde ich gemeinsam mit den anderen Austauschschülern zum Amazonas fahren und dort 4 Tage verbringen. Außerdem steht danach mein Familienwechsel an. Abschließend kann ich sagen, dass ich mich sehr wohl fühle und Ecuador zu meiner zweiten Heimat geworden ist, wozu auch meine Gastfamilie im Wesentlichen mit beigetragen hat. Außerdem bin ich sehr dankbar, das Rotary mir dieses Austauschjahr in Ecuador ermöglicht. Ich wünsche allen ein gesundes, glückliches und frohes neues Jahr 2019.

Liebe Grüße aus dem sonnigen und heißen Ecuador von

Sulamith

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