Kolumbien – 2. Bericht von Johanna

Ich bin mittlerweile schon fast 5 Monate in Kolumbien! Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht.

Ich habe mich sehr gut in mein Leben in Kolumbien gewöhnt. Meine Gastfamilien sind super und unterstützen alles und jede Idee, die ich so habe. Wenn ich zum Beispiel Freunde in anderen Städten besuchen möchte, versuchen sie alles um mir es zu ermöglichen. Sie finden es auch sehr wichtig, dass ich viel unternehme. Nur leider mache ich nicht viel mit meiner ersten Gastfamilie, weil sie sehr viel arbeiten und nicht viel Zeit haben. Trotzdem schauen sie sich neue Städte oder Dörfer mit mir an oder zeigen mir die kolumbianische Geschichte. Was ich sehr an Kolumbien und an meiner Gastfamilie mag, ist das gemeinsame Mittagessen. Natürlich ist das Essen fantastisch, aber auch die Familienzeit gefällt mir. Gerade in der Weihnachtszeit wird in Kolumbien viel Wert auf gemeinsame Zeit gelegt. Neun Tage bevor Weihnachten finden jeden Tag Novenas statt. Das sind Andachten, bei denen gesungen, getrunken und viel gegessen wird. Ich war bei zwei Novenas mit meiner zweiten Gastfamilie, da meine Erste nicht stark gläubig ist.

Mit meinem Rotary Club bin ich auch äußerst zufrieden. Mein Counselor fragt immer wieder wie es mir geht, sie unterstützt mich mit allen Mitteln und lädt mich oft zum Kaffee trinken oder Shoppen ein. Alle anderen Rotary Mitglieder in meinem Club sind überaus freundlich und herzlich. In meinem Club gibt es viele Aktivitäten. An jedem Donnerstag im Monat wird auf dem Marktplatz ein Stand eröffnet, wo gebrauchte Kleidung verkauft wird. Dort dürfen wir immer wieder helfen. In der Weihnachtszeit hat mein Club mit dem gesammelten Geld Geschenke für verwaiste und behinderte Kinder gekauft und an einem Event diese verteilt. Am Welt Polio Tag hat mein Club auch Geld gesammelt und Kaffee verkauft, um dieser Aktion beizusteuern.

Im November fand dann auch endlich die erste Reise mit Rotary statt. Ich konnte es kaum erwarten die Karibik zu sehen. Es war eine ausgesprochen schöne Reise! Die Strände, die Natur und das Meerwasser waren unglaublich toll. Auch hab ich mich sehr gefreut, alle Austauschschüler wieder zu sehen. Die ersten drei Tage haben wir in La Guajira verbracht. Das ist der nördlichste Teil von Kolumbien. Eigentlich besteht dieser Teil nur aus Wüste und man denkt gar nicht, dass da überhaupt jemand leben könnte. Für mich war es eine komplett neue Erfahrung und ich hätte nie gedacht, dass es sowas auf der Welt gibt. Arme Kinder und Familien haben uns den Weg mit Seilen versperrt und Wasser oder Süßigkeiten gefordert. Ich konnte es genau beobachten, da ich im ersten Auto saß. Wir haben uns den Weg mit Wasser freigekauft.

Nach den ersten Tagen sind wir nach Tayrona gefahren. Dort sind wir gewandert, haben Krokodile aus nächster Nähe gesehen und waren die meiste Zeit am Strand. Die letzten zwei Tage haben wir in Cartagena verbracht. Mir gefällt diese Stadt sehr, auch wenn wir sie leider nur in der Nacht sehen konnten. Einer der letzten Tage war meiner Meinung nach der Beste. Wir sind mit einem Boot auf eine Insel zum Schnorcheln und auf eine andere zu einem Museum gefahren. Die Reise war unvergesslich, doch trotzdem gab es viele Probleme. Zum Beispiel haben wir die meiste Zeit dieser Woche in einem Bus oder Autos verbracht. Wir sind nicht in der Nacht gefahren, sondern den ganzen Tag lang. Dadurch haben wir drei Tage verloren, die wir gut nutzen könnten. Dann gab es Schwierigkeiten mit den Übernachtungen. Teilweise gab es nicht genug Schlafplätze für alle und die Betreuer mussten Zelte kaufen gehen. Und dann, wovon ich zum Glück verschont wurde, wurden über die Hälfte der Austauschschüler auf dieser Reise krank, 50 von 80 Austauschschüler. Viele konnten für drei Tage nichts essen oder auf die kleinen Trips mitkommen. Es lag daran, dass nicht genug darauf geachtet wurde, ob beim Kochen vom Mittagessen oder der Snacks richtiges, sauberes Wasser verwendet wurde. Im letzten Hotel in Cartagena wurden nochmal richtig viele Schüler krank, da die Eiswürfel nicht mit sauberem Wasser gefroren waren. Wir hatten auf dieser Reise auch einen Arzt, doch er hat es nicht richtig ernst genommen.

Alles in allem war es eine tolle Reise, doch ein paar dieser Schwierigkeiten hätten vermieden werden können.

Zu meiner Schule kann ich nicht viel sagen, da ich die meiste Zeit Ferien habe. Kolumbien ist das Land mit den meisten Feiertagen und Ferien. Denn hier feiert man alles was irgendwie heilig oder religiös ist, oder mit Essen zu tun hat. Mir gefällt dieser Lebensstil sehr und bin auch sehr froh darüber, da ich meine Schule nicht mag. Ich darf im Unterricht nicht reden und werde in die Ecke, ganz hinten, gesetzt, um die Schüler nicht zu stören. Dabei habe ich eigentlich kein Freunde, mit denen ich reden könnte. Ich habe in den Pausen schon oft versucht mit meinen Klassenkameraden zu reden und bin auch auf sie zugegangen, aber so richtig funktioniert das nicht. Meine zweite Gastschwester ist sogar in meiner Klasse, aber in der Schule redet sie kein Wort mit mir. Ich habe mir das komplett anders vorgestellt, da die deutsche Austauschschülerin vom letzten Jahr von meiner Schule und auch meinen Mitschülern begeistert war.

Was kann ich den neuen Outbounds mittteilen?…

Also erstmal, es ist die beste Entscheidung in eurem Leben ein Austauschjahr zu machen. Nutzt diese Chance und macht das Beste daraus!

Nach diesen 5 Monaten in Kolumbien habe ich schon so viel gelernt, über mich selbst, andere Kulturen, Meinungen über Politik und Religionen. Ich hoffe ich kann euch ein paar hilfreiche Ratschläge geben.

Ich finde, das Wichtigste ist immer für alles offen zu sein, eigentlich immer ja zu sagen und viel zu machen. Ihr werdet dadurch so viele neue Menschen kennenlernen und neue Erfahrungen sammeln. Ihr habt ein Jahr, um so viele neue Dinge auszuprobieren, wie verschiedenes Essen oder ein neues Hobby, nutzt jede Chance, die euch angeboten wird.

Wenn ihr Heimweh habt, versucht aus eurem neuen Zimmer rauszukommen und euch abzulenken.

Ich muss zugeben, dass ich in der Schulzeit viel Zeit in meinem Zimmer verbracht habe. Das habe ich aber nach einer Weile geändert und nehme jetzt Musikunterricht, gehe mit einer anderen Austauschschülerin ins Fitnessstudio oder laufe einfach nur durch meine Stadt. Durch das Rumsitzen zu Hause denkt man nur zu viel nach und steigert sich in das Heimweh rein. Also geht raus und unternehmt etwas!

Ihr müsst auch offen mit den Lebensstil der Kolumbianer umgehen. Damit meine ich die Spontanität, das schnelle Ändern und Absagen von Plänen.

Versucht so viele, neue Kontakte wie möglich zu knüpfen. Ich habe leider noch nicht wirklich Freunde in der Schule gefunden, aber trotzdem versuche ich neue Leute durch andere Austauschschüler, Interact oder meine Gastschwestern kennenzulernen. Und wenn nicht gleich jeder auf dich zugeht oder auf Partys einlädt, dann versuche selbst neue Menschen anzusprechen und sie zu dir einzuladen. Verschließt euch nicht sondern seid offen und gesprächig. Durch neue Kontakte werdet ihr auch viel schneller die Sprache beherrschen.

Was auch extrem wichtig ist, ist sich für alles zu bedanken! Sagt immer Danke, es klingt sehr selbstverständlich, aber man kann es auch mal schnell vergessen. Auch wenn es nur das tägliche Mittagessen bei eurer Familie ist, achtet darauf dankbar zu sein.

Ein weiterer Hinweis ist, sich schon mit der zweiten oder nächsten Gastfamilie vertraut zu machen. Dann wisst ihr schon einmal wie es dort aussieht und ihr tretet nicht ins Ungewisse. Ich bin oft bei meiner zweiten Gastfamilie, da ich sehr viel mit der Austauschschülerin unternehme, die dort lebt. Eigentlich solltet ihr die Gastfamilien schon alle am Anfang vorgestellt bekommen haben oder sogar schon vor dem Austausch miteinander kommunizieren, aber ich habe von vielen anderen Austauschschülern gehört, dass sie noch gar keinen Kontakt mit den nächsten Gastfamilien haben.

Worauf ihr auch achten müsst ist, ohne Erwartungen in euer Austauschjahr zu starten. Mir wurde das auch oft gesagt, aber durch all diese Erzählungen hat man natürlich Erwartungen. Ich habe versucht so offen wie möglich nach Kolumbien zu fliegen, doch als ich in Bogota angekommen bin, habe ich erstmal gestaunt. Die Straßen waren an vielen Stellen zerstört, überall Graffiti, Ruinen, ein großer Unterschied zwischen reich und arm, und dann hat es auch noch geschüttet. Deswegen war ich am Anfang nicht ganz so begeistert von Kolumbien, doch es hat sich geändert. Es sieht zwar immer noch so aus, wie am ersten Tag, aber ich fühle mich viel wohler und heimischer.

Ein Tipp zum Packen. Nehmt nicht so viel Kleidung mit! Ich habe diesen Fehler auch gemacht. Ich weiß gar nicht wie ich alles wieder einpacken soll, um meine Gastfamilie zu wechseln… Gerade wenn ihr ein Land wählt indem es Schuluniform gibt, solltest du nicht zu viel Kleidung mitnehmen. Ich habe fast meinen ganzen Kleiderschrank mitgenommen. Dazu kommt, dass ich hier oft shoppen gehe. Nehmt also wirklich nur das Nötigste mit, außerdem ist dann so viel mehr Platz für anderes.

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